Der Wettermacher
Der Künstler Olafur Eliasson erforscht physikalische Phänomene. Er untersucht den Lauf der Sonne, studiert die Wirkung von Farbe, er baut Eis- und Hitzepavillons, Feuchtgebiete und Maschinen, die Wind erzeugen. Er lässt die Sonne aufgehen und das Eis schmelzen, er färbt Flüsse ein und füllt Räume mit Nebel. Seine Experimente streben nicht nach einer Lösung. Vielmehr lassen sie uns den Raum, der uns umgibt, auf neue Art erfahren und machen das sichtbar, was wir Umwelt nennen
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Der Wettermacher
Der Künstler Olafur Eliasson erforscht physikalische Phänomene. Er untersucht den Lauf der Sonne, studiert die Wirkung von Farbe, er baut Eis- und Hitzepavillons, Feuchtgebiete und Maschinen, die Wind erzeugen. Er lässt die Sonne aufgehen und das Eis schmelzen, er färbt Flüsse ein und füllt Räume mit Nebel. Seine Experimente streben nicht nach einer Lösung. Vielmehr lassen sie uns den Raum, der uns umgibt, auf neue Art erfahren und machen das sichtbar, was wir Umwelt nennen
Text: Meyer, Friederike, Berlin
The weather project, Tate Modern, London, 2003
Im Zuge seiner Vorbereitungen für The Wheather Project in der Tate Modern in London entwickelte Eliasson einen Fragebogen für die Mitarbeiter. Hat ein Wetterphänomen je zu einer dramatischen Wende in ihrem Leben geführt? Glauben Sie, dass Ihre Geduld anderen gegenüber vom Wetter abhängt? Inwieweit sind sie sich des Wetters außerhalb Ihres Arbeitsplatzes bewusst? „Mich fasziniert die Unberechenbarkeit des Wetters, sagt Eliasson, weil sie Folgen für unser Verständnis von Raum und Zeit hat. Früher hatte die Vorhersage des Wetters unmittelbare Bedeutung für unser Überleben, unser physisches Wohlergehen. Doch seit Beginn der Moderne ist unsere Beziehung zum Wetter sekundär geworden. Wetterbreichte sind zu einer Metapher geworden für unseren Wunsch, das Wetter zu kontrollieren. Was vorhersagbar ist, ist auch irgendwie in den Griff zu bekommen.“
Im Zuge seiner Vorbereitungen für The Wheather Project in der Tate Modern in London entwickelte Eliasson einen Fragebogen für die Mitarbeiter. Hat ein Wetterphänomen je zu einer dramatischen Wende in ihrem Leben geführt? Glauben Sie, dass Ihre Geduld anderen gegenüber vom Wetter abhängt? Inwieweit sind sie sich des Wetters außerhalb Ihres Arbeitsplatzes bewusst? „Mich fasziniert die Unberechenbarkeit des Wetters, sagt Eliasson, weil sie Folgen für unser Verständnis von Raum und Zeit hat. Früher hatte die Vorhersage des Wetters unmittelbare Bedeutung für unser Überleben, unser physisches Wohlergehen. Doch seit Beginn der Moderne ist unsere Beziehung zum Wetter sekundär geworden. Wetterbreichte sind zu einer Metapher geworden für unseren Wunsch, das Wetter zu kontrollieren. Was vorhersagbar ist, ist auch irgendwie in den Griff zu bekommen.“
Green River, 1998
An mehreren Orten versetzte Eliasson Flüsse in urbanen und ländlichen Umfeld mit Uranin, einem wasserlöslichen Farbstoff, der unter anderem dazu genutzt wird, Merresströmungen zu erforschen. Der Farbstoff folgte der Strömung, färbte die Flüsse grün und veränderte deren Erscheinung. Die Reaktionen in Bremen (siehe Foto), im norwegischen Moss, in Island, Los Angeles, Stockholm und Tokio fielen höchst unterschiedlich aus.
An mehreren Orten versetzte Eliasson Flüsse in urbanen und ländlichen Umfeld mit Uranin, einem wasserlöslichen Farbstoff, der unter anderem dazu genutzt wird, Merresströmungen zu erforschen. Der Farbstoff folgte der Strömung, färbte die Flüsse grün und veränderte deren Erscheinung. Die Reaktionen in Bremen (siehe Foto), im norwegischen Moss, in Island, Los Angeles, Stockholm und Tokio fielen höchst unterschiedlich aus.
Your mobile expectations: BMW H2R project, 2007
Das Forschungsprojekt entstand im Auftrag von BMW. Ziel der Untersuchung war, den gelieferten Wasserstoffwagen nicht als Objekt, sondern als Teil eines komplexen Geflechts von Beziehungen und Austausch zu verstehen. Verschiedene Test mit Eis führten zu einer spiralgeometrischen Doppelhaut aus geschweißten Stahlstreben und Spiegeln. Hierauf wurden etwa 2000 Liter Wasser versrpüht und gefroren. Die Haut sowie die Eiszapfen, die sich mit den beiden Lagen bildeten, wurden mit gelbem Monofrequenzlicht beleuchtet.
Das Forschungsprojekt entstand im Auftrag von BMW. Ziel der Untersuchung war, den gelieferten Wasserstoffwagen nicht als Objekt, sondern als Teil eines komplexen Geflechts von Beziehungen und Austausch zu verstehen. Verschiedene Test mit Eis führten zu einer spiralgeometrischen Doppelhaut aus geschweißten Stahlstreben und Spiegeln. Hierauf wurden etwa 2000 Liter Wasser versrpüht und gefroren. Die Haut sowie die Eiszapfen, die sich mit den beiden Lagen bildeten, wurden mit gelbem Monofrequenzlicht beleuchtet.
Ice Watch, City Hall Square, Kopenhagen, 2014
Anlässlich der UN-Klimakonferenz 2014 in Kopenhagen lädt Olafur Eliasson Gemeinsam mit dem Geologen Minik Rosing 100 Tonnen Eis aus Grönlang vor dem Rathaus in Kopenhagen ab. Die 12 als Uhr arrangierten Blöcke sollen angesichts steigender Temperaturen und schmelzender Gletscher ein Wachruf an die Welt sein.
Anlässlich der UN-Klimakonferenz 2014 in Kopenhagen lädt Olafur Eliasson Gemeinsam mit dem Geologen Minik Rosing 100 Tonnen Eis aus Grönlang vor dem Rathaus in Kopenhagen ab. Die 12 als Uhr arrangierten Blöcke sollen angesichts steigender Temperaturen und schmelzender Gletscher ein Wachruf an die Welt sein.
The mediated motion, Kunsthaus Bregenz, Austria, 2001
Mit seiner Ausstellung im Kunsthaus Bregenz setzt sich Eliasson mit Peter Zumthors Architektur auseinander und fragt ihn: Lieber Peter, Was glaubst Du passiert, wenn Besucher sich in den Räumen bewegen? Was sehen sie? Sehen sie sich selbst - aktiviert sie die Umgebung, ihre eigene Anwesenheit wahrzunehmen? Oder vergessen sie sich selbst (und ihre Körper) eher in einer Nichtpräsenz, verursacht durch einen beziehungslosen Raum? Gemeinsam mit Günther Vogt konzipierte er einen Parcour über alle vier Ebenen: Die Räume sollten in eine gartenähnliche Struktur übersetzt werden, innerhalb derer jedes Stockwerk mit den dazwischen liegenden Treppen eine unterschiedliche Plattform darstellt, auf der man sich bewegen kann. Mit Pilzen bewachsene Baumstämme, ein hölzerner Parcours über eine Wasserfläche mit Teichlinsen, eine schiefe Ebene belasteter Erde und schließlich eine abrupt an der Wand endende Hängebrücke in einem Raum voll Rauch.
Mit seiner Ausstellung im Kunsthaus Bregenz setzt sich Eliasson mit Peter Zumthors Architektur auseinander und fragt ihn: Lieber Peter, Was glaubst Du passiert, wenn Besucher sich in den Räumen bewegen? Was sehen sie? Sehen sie sich selbst - aktiviert sie die Umgebung, ihre eigene Anwesenheit wahrzunehmen? Oder vergessen sie sich selbst (und ihre Körper) eher in einer Nichtpräsenz, verursacht durch einen beziehungslosen Raum? Gemeinsam mit Günther Vogt konzipierte er einen Parcour über alle vier Ebenen: Die Räume sollten in eine gartenähnliche Struktur übersetzt werden, innerhalb derer jedes Stockwerk mit den dazwischen liegenden Treppen eine unterschiedliche Plattform darstellt, auf der man sich bewegen kann. Mit Pilzen bewachsene Baumstämme, ein hölzerner Parcours über eine Wasserfläche mit Teichlinsen, eine schiefe Ebene belasteter Erde und schließlich eine abrupt an der Wand endende Hängebrücke in einem Raum voll Rauch.
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