Bauwelt

Nervenkitzel

Atelier ST beweisen in der Architektur Galerie Berlin: Architekturfilm kann spannend sein

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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    Das leicht finster Dräuende des Arrangements stimmt den Besucher darauf ein, dass auch ein Architekturfilm Thrill besitzen kann
    Foto: Jan Bitter/Architektur Galerie Berlin

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    Das leicht finster Dräuende des Arrangements stimmt den Besucher darauf ein, dass auch ein Architekturfilm Thrill besitzen kann

    Foto: Jan Bitter/Architektur Galerie Berlin

Nervenkitzel

Atelier ST beweisen in der Architektur Galerie Berlin: Architekturfilm kann spannend sein

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Architektur und Film zusammenzubringen, das ist auch in der Architektur Galerie Berlin nichts Ungewöhnliches. Die im bewegten Bild porträtierten Gebäude im Tagesverlauf, und zwar im aller alltäglichsten Wortsinn, zu zeigen, das hat man so allerdings noch nicht gesehen – nicht nur im Ausstellungsraum von Ulrich Müller an der Karl-Marx-Allee. Das Leipziger Architektenduo Ate­-lier ST, Sebastian Thaut und Silvia Schellenberg-Thaut, zeigt zum zehnten Bürojubiläum auf diese Weise drei Realisierungen: das Forstwirtschaftsgebäude in Eibenstock (2007–10, Bauwelt 13. 2011), das eigene Wochenendhaus in Brandenburg (2010) und das Lutherarchiv in Eisleben (2012–16, siehe Seite 26).
Aus dem „Tag in drei Häusern“ hat das Leipziger Studio Ertzui Film einen Film geschnitten, bei dem einerseits Atmosphärisches groß geschrieben wird, andererseits die Häuser zu den Hauptakteuren werden. Das Quietschen eines Rolltors, das Schlagen einer Tür, das Klappern von Gerätschaften – es sind ganz gewöhnliche Geräusche, die die Ansichten der drei Gebäude begleiten. In ihrer Verdichtung und im Schnitt aber entsteht durchaus ein filmischer Sog, ja Spannung: Fast erwartet der Zuschauer, dass jeden Moment etwas Furchtbares geschehen könnte. Die für den Dreh ausgewählte Jahreszeit trägt das Ihre dazu bei – den Winter, das beschließt der Betrachter spontan, möchte er jedenfalls nicht in Eibenstock verbringen. Tatsäch­-lich spielen an diesem Ort des Geschehens dann auch die ausgeweideten, noch blutroten Kada­-ver von Wildschweinen eine Rolle; der Hauskatze und dem Sohn der Architekten aber, so viel sei zur Beruhigung verraten, geschieht kein Leid.
Der Film wird an die beiden Schmalseiten des Galerieraums projiziert, und um seiner Betrachtung genügend kontrastierende Umgebungsdüsternis zu schenken, wurden der Boden und die lange Rückwand des Raums schwarz gefasst. Diese Wand fungiert als Ausstellungsfläche. Sie dient der Präsentation von Artefakten, die mit den drei Gebäuden verbunden sind: einem ausgestopften Kauz, einem Baumarktkalender, Wald- und Gartenwerkzeugen, der Bibel. Allesamt Utensilien, die auch im Film auftauchen, wirken sie wie musealisierte Beweisstücke der Filmgeschichte: Seht, es ist alles wahr, scheinen sie dem Besucher zu sagen. Um aber nicht nur romantisierend raunend, sondern erhellend zu wirken, im Sinne einer Erläuterung der Architektur, um die es in einer Architekturausstellung letztlich auch gehen sollte, benötigen sie den Film bzw. genügend Zeit des Besuchers. Der nächste (Um-)Weg über die Karl-Marx-Allee sollte daher mit mindestens 30 Minuten länger als üblich geplant sein.

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