Bauwelt

Agenti Climatici Mailand

Zwei ehemalige Bahngelände in der Vorstadt von Mailand sollen für verschiedene Nutzungen neu aktiviert werden. OMA gewann 2019 mit einem großen Team von Fachplanern den eingeladenen Wettbewerb. Im Mittelpunkt stehen lange Grünstreifen und Wasserflächen für die Verbesserung des Stadtklimas.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Das Areal Farini im Nordwesten der Stadt wird sich in einen breiten Grünstreifen verwandeln, der die Luft kühlen soll. Die geplante Neubebauung.
    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Das Areal Farini im Nordwesten der Stadt wird sich in einen breiten Grünstreifen verwandeln, der die Luft kühlen soll. Die geplante Neubebauung.

    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Im Hintergrund rechts der Hauptfriedhof von Mailand, dahinter das neue Geschäftsviertel Porta Nuova.
    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Im Hintergrund rechts der Hauptfriedhof von Mailand, dahinter das neue Geschäftsviertel Porta Nuova.

    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Auch beim weniger prominenten Areal San Cristoforo steht die Luftkühlung im Vordergrund. Das Bassin dient zudem als Wasserfilter.
    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Auch beim weniger prominenten Areal San Cristoforo steht die Luftkühlung im Vordergrund. Das Bassin dient zudem als Wasserfilter.

    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Blick über das Wasserbassin. Dahinter der Dom und die Torre Velasca. Vorne rechts: Das Projekt von OMA sieht auch die Nutzung einer Bahnhofs-Bauruine von Aldo Rossi aus dem Jahr 1983 vor.
    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

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    Blick über das Wasserbassin. Dahinter der Dom und die Torre Velasca. Vorne rechts: Das Projekt von OMA sieht auch die Nutzung einer Bahnhofs-Bauruine von Aldo Rossi aus dem Jahr 1983 vor.

    Abb.: OMA und Laboratorio Permanente

Agenti Climatici Mailand

Zwei ehemalige Bahngelände in der Vorstadt von Mailand sollen für verschiedene Nutzungen neu aktiviert werden. OMA gewann 2019 mit einem großen Team von Fachplanern den eingeladenen Wettbewerb. Im Mittelpunkt stehen lange Grünstreifen und Wasserflächen für die Verbesserung des Stadtklimas.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Mailands Silhouette hat sich in den letzten zehn Jahren mit zwei städtebaulichen Großprojekten deutlich gewandelt: das Geschäftsviertel Porta Nuova am Bahnhof Milano Porta Garibaldi nördlich der City, in dem vor allem Stefano Boeris Türme „Bosco Verticale“ mit Luxuswohnungen ins Auge fallen, und das Viertel CityLife auf dem früheren Messegelände im Westen. Hier ragen an der zentralen Platzanlage mit Shoppingmall drei Türme von Arata Isozaki, Zaha Hadid und zuletzt Daniel Libeskind in den Him­mel (Stadtbauwelt 19.2019). Mailand will als die Wirtschaftsmetropole Italiens im Vergleich zu London oder Frankfurt mit ihren Türmen nicht zu­rück­stehen. Zu diesen zwei neuen Hochhausquartieren nahe des alten Zentrums gehört auch jeweils eine bedeutende Grünplanung mit Sporteinrichtungen.
Die Stadt verfügt über weitere wichtige Entwicklungsgebiete, die aber nicht diese zentrale Lage aufweisen. Dazu gehören auch zwei Brachen mit Gleisanlagen an der inneren Stadtgrenze, deren Planung von den italienischen Staatsbahnen (FS Sistemi Urbani) und dem in Mailand schon lange sehr mächtigen Investor und Projektentwickler COIMA vorangetrieben wird. Ökologische Gesichtspunkte mit der Aktivierung von qualitätsvollen Grünanlagen sind dabei sicherlich zentrale Themen der Masterplan-Vorgaben der Stadt, aber das Grün dient auch in Mailand längst der besseren Vermarktung von neuen Immobilien.
Der eingeladene Wettbewerb des letzten Jahres für beide Bereiche Milano Farini und Milano San Cristoforo nordwestlich bzw. südwestlich der Stadt fragte nach Ideen einer deutlichen konzeptionellen Veränderung und städtebaulichen Neufassung. OMA in Partnerschaft einer Reihe von Fachplanern, zu ihnen gehören neben den Mailänder Stadtforschern mit dem schönen Namen „Laboratorio Permanente“ auch Philippe Rahm, gewann den Wettbewerb. Vier weitere Finalisten waren noch im Rennen, darunter Teams unter Leitung von Grimshaw Architects und Kengo Kuma. Den Vorsitz der Jury hatte Dominique Perrault.
Das Team von OMA will als „Agenti Climatici“ das Stadtklima verbessern. So weisen beide Planungen konkrete Vorschläge auf, wie eine optimierte Durchlüftung der Stadt durch die langen Schneisen, die durch die Gleisanlagen vorgegeben sind, erreicht werden kann. Dabei bezeichnen sie den Bereich Farini als „grüne Zone“ und San Cristoforo als „blaue Zone“. Beide sollen in Zeiten des Klimawandels als „Macchine ambientali“ als ökologische Filter für saubere Luft und sauberes Wasser fungieren. In der grünen Zone ist ein Park vorgesehen, der in großem Maßstab die Winde aus dem Nordwesten kühlen und die Luft reinigen soll. Als Bäume sind u.a. Armands Kiefern, Japanische Schnurbäume und Sibirische Ulmen vorgesehen. Das langgezogene Wasserbecken in der blauen Zone soll das Grundwasser reinigen und einen Erholungsraum für die Bewohner schaffen.
Im mit 468.000 Quadratmetern weitaus größeren Areal Farini (San Cristoforo hat 140.200 Quadratmeter) ist an der Nordostseite auch eine bedeutende Bebauung vorgesehen, deren Ausdehnung von der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung abhängig sein soll. Sie wird daher nur schematisch und variabel in der Nutzung dargestellt. Mit Corona sind nun die Unsicherheiten weit größer geworden.
Die Visualisierung des Projekts San Cristoforo mit Blick auf die Innenstadt zeigt inmitten der Vorstadt das Wasserbassin als bedeutende „Via d’acqua lineare“ umgeben von einem grünen Teppich für die ökologische Erneuerung und die Erholung. Eine Besonderheit ist ein Beton- und Stahlgerippe des nie fertiggestellten neuen Bahnhofgebäudes San Cristoforo von Aldo Rossi aus dem Jahr 1983. Es wird als großer Wintergarten mit Gastronomie, Bibliothek und Räumen für Veranstaltungen in das Gesamtkonzept integriert. Die Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr und mit Fahrradwegen soll neu konzipiert werden.
Farini und San Cristoforo bieten Ansätze von beeindruckender Dimension, die für Mailand, eine durch Smog besonders leidende Stadt, die Grundlage für ein großes Umdenken darstellen.
Fakten
Architekten OMA, Rotterdam
aus Bauwelt 19.2020
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