Bauwelt

Gelegenheiten zum Einspruch

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Gelegenheiten zum Einspruch

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Hat sich unser Verhältnis zur Landschaft verändert, seit wir uns darüber bewusst sind, dass wir im Anthropozän leben? Zumindest könnte man es meinen: Je mehr der Mensch von der natürlichen Vielfalt sei­ner Umwelt zerstört hat, desto stärker scheint er sich zu ihr hingezogen zu fühlen. Während statistisch eher eine Landflucht zu verzeichnen ist, und der Platzmangel in der Stadt immer spürbarer wird, wächst die Sehnsucht nach der Natur. Auch die fortschreitende Digitalisierung stärkt offenbar unsere Zuneigung zu Moos und Klee, Heide und Meer. Viele, die in der Stadt leben und es sich leisten können, suchen, so oft es geht, Ziele auf dem Land auf. Und auch in der Stadt selbst wünschen sich mehr und mehr Menschen, unstädtische Orte vorzufinden: „urbane Wildnis“.
Wir widmen diese Ausgabe Projekten, bei denen Landschaftsarchitektur und Architektur versuchen, zwischen Mensch und Landschaft zu vermitteln, um einerseits dem Menschen die Natur zugänglicher zu machen, andererseits die Natur vor übermäßiger Nutzung und weiterer Zerstörung durch den Menschen zu schützen. Eine konfliktreiche Gratwanderung, für deren Gelingen die Synthese von eigentlich Unvereinbarem zentral ist. Am Shkodra-See bewirkt der „Albanische Teppich“ von Casanova + Hernandez eine neue Wertschätzung des Ufers. Dorte Mandrups Eisfjordzentrum im grönländischen Ilulissat erwartet jährlich 25.000 Gäste – auf ganz Grönland leben 56.000 Menschen. Der Küstenwanderweg an der Costa Brava von EMF unterbreitet ein Angebot weg vom profitorientierten Massentourismus hin zum landschaftsorientierten Erlebnis. Im Mitmach-Park in Weinstadt von A24 Landschaft schließlich geht es um das heikle Wechselspiel von Verlandschaftlichung der Stadt und Urbanisierung der Landschaft mittels Nutzungsüberlagerungen.

Die Dauerhaften

Für den Erhalt einiger Bauten ist nicht einmal ein Abrissmoratorium nötig. Ganz selbstverständlich, dass keiner an sie Hand legt. Gemeint sind natürlich die Altehrwürdigen, jene Gemäuer, die Kriege überdauert haben und für Geschichte stehen, die ein Denkmalschutzprädikat tragen. Und so konservieren und erneuern Architekten sie ein ums andere Mal, schlagen sich herum mit ihren Geschichten, ihrer Symbolik und teils zweifelhaften Botschaften, Ansprüchen oder auch fragwürdigem Selbstverständnis der Erbauer-generation. Das Büro HUB hat in Antwerpen gleich zwei dieser fortdauernden Brocken modernisiert. In diesem Heft finden Sie einen davon: den Alten Gerichtshof an der Britselei. Wem das noch nicht genug Historismus ist: Fragen Sie Google nach „Rathaus“.

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