Bauwelt

Hippodrom

Text: Heinich, Nadin, München

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    Das Gelände der Pferderennbahn bildet zusammen mit einem angrenzenden Park die letzte große Freifläche im Stadtzentrum.
    Foto: Sergey Ponomarev

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    Das Gelände der Pferderennbahn bildet zusammen mit einem angrenzenden Park die letzte große Freifläche im Stadtzentrum.

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    Entsprechend groß sind die Begehrlichkeiten.
    Foto: Sergey Ponomarev

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    Der Libanon ist das einzige Land in der arabischen Welt, ...
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    ... in dem das Gesetz Wetten erlaubt.
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Hippodrom

Text: Heinich, Nadin, München

Donnerstagmorgen, kurz nach sechs. Das Training beginnt immer mit Sonnenaufgang. Der Ort wirkt wie eingeschlafen, nicht nur wegen der frühen Uhrzeit. Von der Tribüne – eine einfach Betonkonstruktion, vereinzelt stehen weiße Plastikstühle herum – blicke ich auf die Rennbahn und die schmalere Trainingsstrecke. Hier ist der Sand tiefer. Dazwischen alte Pinien, die den Bürgerkrieg überlebt haben. Dahinter ragen die Hochhäuser von Beirut empor. Zwei Pferde galoppieren vorbei. Der Trainer schaut aus einem einfachen Unterstand von der Seite aus zu. Ich darf die Zeit stoppen. Das erste Rennen der neuen Saison findet kommenden Sonntag statt. Später zeigt mir George, einer der Rennpferde-Besitzer, die Ställe und stolz die Preise, die er gewonnen hat. In seinem Hauptberuf bildet er Bodyguards aus, unter anderem. Eine reine Männerwelt, beim Training wie beim Rennen.
Zusammen mit dem angrenzenden Park des „Horsh Beirut“ ist das Hippodrom die letzte große freie Fläche mitten in Beirut. Der Boden des 20 Hektar großen Geländes gehört der Stadt, während die Rennen und die damit verbundenen Wetten von der gemeinnützigen Organisation Sparca durchgeführt werden. Der Libanon ist das einzige Land in der arabischen Welt, in dem Wetten gesetzlich erlaubt sind.
Das Hippodrom ist Teil des kollektiven Gedächtnisses von Beirut und ein Symbol für die Geschichte des Libanon – seinen Glamour wie seine Krisen. Es ist einer der wenigen Orte im Land, an dem alle hier vertretenen Konfessionen zusammenkommen, wenn auch mit klarer Unterscheidung: Die Pferdebesitzer sind Christen, die Stallburschen Muslime, die Jockeys gehören meist der Volksgruppe der Dom an. Der Ingenieur Nabil Nasrallah, er hat u.a. in Karlsruhe studiert, begann 1971, im Hippodrom zu arbeiten. Seit 1976 ist er Direktor.
Pferderennen gab es in Beirut erstmals 1880. 1918 finanzierte Alfred Sursock den Bau des Hippodroms; die elegante Anlage mit herrschaftlicher Tribüne eröffnete 1921. In den Sechzigerjahren avancierte es zu einer der meistbesuchten Rennbahnen der Welt. Der Schah von Persien reiste an, die Herrscherfamilie von Saudi-Arabien, der König von Jordanien. Beirut war das Vergnügungs- und Geschäftszentrum des Nahen Ostens.
Doch der Bürgerkrieg, der folgte, war verheerend. Das Hippodrom lag an der sogenannten Grünen Linie, die Beirut in einen christlichen und einen muslimischen Sektor teilte. Nach Ende des Krieges begann die Stadtverwaltung mit einem ehrgeizigen Wiederaufbauprojekt, strich jedoch später die Mittel. Während die (Bau-)Wirtschaft in Beirut boomte, blieb die Betontribüne von 1992 eine rudimentäre Konstruktion. Die Wirtschaftskrise setzt der Rennbahn ebenso zu wie das illegale Wettgeschäft. Die Hisbollah möchte hier einen Friedhof für ihre Märtyrer errichten. Andere ein Shoppingcenter oder Luxuswohnungen, das übliche Geschäft. Bislang ist es Nabil Nasrallah immer gelungen, diese Interessen abzuwehren – und weiterzumachen.

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