Bauwelt

Hybride Herstellung

Text: Landes, Josepha, Berlin; Bruun Yde, Marie, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Hybride Herstellung

Text: Landes, Josepha, Berlin; Bruun Yde, Marie, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Nur wenigen Industriebauten der jüngeren Vergangenheit sind charmant. Doch es kündigt sich eine Trendwende an: Kleine, aber auch größere Fertigungsunternehmen werden sich ihrer Rolle als „urban player“
bewusst. Sie wollen der Öffentlichkeit zeigen, was bei ihnen wie und von wem hergestellt wird. Dabei codieren sie „die Fabrik“ um und wechseln vom indus-triellen zum menschlichen Maßstab. So entsteht auf architektonischer und städtebaulicher Ebene eine Nutzungsmischung mit sozialem Mehrwert. Für die neu­en Überschneidungsfunktionen gibt es keine Blaupause. Neue Typologien für Industriebauten müs­sen her, um das System „Herstellen +“ zu verkörpern.
Die Architektinnen der im Folgenden versammel­-ten Industriebauten haben sich auf eine ästhetische wie auch eine programmatische Suche begeben. In verschiedenen Maßstäben loten die Projekte aus Spanien, Frankreich, Dänemark, Belgien und Deutschland die Bedeutung und Abbildbarkeit der Kategorie „zukunftsweisende Produktionsstätte“ aus: So trat etwa in Gent neben den Raumbedarf für Kaffeeröstmaschinen und Schreinerwerkzeuge jener für Müßiggang. Bei Alicante war es einem Schuhkartonhersteller wichtig, nicht einfach eine weitere Box am Stadtrand zu beziehen, und im Kopenhagener Schlachthofvier­tel braut und zapft ein kleiner Betrieb nach Umbaumaßnahmen Bier unter alten Fleischerhaken.
Die Architekten hinterfragten gängige Materialverwendung, setzten auf Fertigteile, aber spielten durchaus auch mit den Normen. Es sieht so aus, als eröffne die in Wandlung begriffene Ausformung der Arbeitswelt inspirierende Freiheiten, auch für Alltagsbauten.

Solidarisch Wohnen

Seit vielen Jahren beschäftigt sich das Berliner Büro zanderroth mit Wohnungsbau. Vor allem Projekte für Bauherrengemeinschaften haben Sascha Zander und Christian Roth realisiert. Fast ebenso lange beobachten die beiden, wie sich der Berliner Wohnungsbau insgesamt entwickelt. Warum gelingt es weder öffent­lichen Wohnungsgesellschaften noch privaten Entwicklern, im benötigen Umfang neue Wohnungen zu bauen, geschweige denn Sozialwohnungen? Warum werden auf öffentlichen Grundstücken zwar Schulen, Kitas und Sporthallen gebaut, aber nicht auch noch geförderte Wohnungen, obwohl die zulässige Dich­-
te es locker hergeben würde? Die Architekten haben nach den Gründen gesucht, sie gefunden – und in einer Projektstudie einen Vorschlag erarbeitet, wie das alles zusammen möglich wäre. Wir stellen die Studie
in Auszügen vor. Ausführlich wird sie Grundlage einer Ausstellung sein, die zanderroth von 26. Mai bis 8. Juli in der Architektur Galerie Berlin zeigen.

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