Sich einlassen
Ausstellung des Werks von Irmel Kamp im Leopold-Hoesch-Museum Düren
Text: Homann, Shirin, Berlin
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Ausstellung des Werks von Irmel Kamp im Leopold-Hoesch-Museum Düren
Text: Homann, Shirin, Berlin
Die Frage, was Tel Aviv, die europäische Moderne und der Werkstoff Zink gemeinsam haben, wird bis zum 23. April im Leopold-Hoesch-Museum Düren mit der Einzelausstellung „Irmel Kamp. Architekturbilder“ beantwortet. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum für Photographie Braunschweig, das sie im vergangenen Sommer zeigte. Zu sehen sind beeindruckende Schwarzweißfotografien, die sich durch den Verzicht auf gerade die Strategien auszeichnen, die Architekturfotografie allzu häufig bemüht: Ästhetisierung und Isolierung der abgelichteten Gebäude oder Bauteile aus ihrem Kontext.
Zwar geht auch Irmel Kamp sparsam mit dem Umfeld der von ihr entdeckten Bauten um, doch bleiben „ihre“ Häuser das, was sie sind: Teil eines Gefüges. Gleichzeitig betont sie, dass ihr die Schwarzweißfotografie einen ruhigeren und differenzierteren Blick auf Architektur erlaube als die Farbfotografie. Farbe bedeutet für Kamp „Ablenkung des Blicks von der vollständigen Erfassung eines Baukörpers“. Die Strenge und Konzentration von Kamps Blick ist in jedem ihrer Bilder spürbar, doch gelingt ihr ein Zugang, in dem sich Sachlichkeit und Geheimnis nicht ausschließen. Man möchte mehr wissen, wenn man ihre Bilder betrachtet.
Genau deshalb wäre es interessant, tatsächlich auch mehr über ihre von der DFG finanzierte Recherche über das Neue Bauen in Tel Aviv zu erfahren, denn es ist nicht zuletzt Irmel Kamp zu verdanken, dass ein Teil des baulichen Bestands der 1930er Jahre akribisch dokumentiert und dadurch sein Erhalt angemahnt wurde. Dass gerade der desolate Zustand von Gebäuden zur Qualität ruhiger Fotografien beiträgt und gleichzeitig zur Instandsetzung der abgelichteten Objekte aufruft, zeigt wieder einmal, wie paradox und symbiotisch das Verhältnis von Architektur und Fotografie sein kann.
Auch sind es „Makel“ bzw. „Verwitterungen“, die am Anfang von Kamps künstlerischer Laufbahn standen. Ab 1978 fotografierte sie in der ostbelgischen Region zwischen Aachen und Lüttich mit Zink verkleidete Fassaden ländlicher Wohn- und Nutzbauten. Ihre Ausbildung zur Metallografin, die sie begann, weil ihr aus finanziellen Gründen das Architekturstudium nicht möglich war, mag dazu beigetragen haben, ihr Auge gezielt auf die Zink-Verkleidung der Gebäude ihrer Region gelegt zu haben. In einer Serie aus den siebziger Jahren werden die Wetterseiten von Kirchen und Wohngebäuden zu fast reptilienhaften Gestalten ihrer Heimatlandschaft.
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