Stadt, Land, Fluss – 3-Zimmer, Küche, Bad
Editorial
Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin
Stadt, Land, Fluss – 3-Zimmer, Küche, Bad
Editorial
Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin
Gewöhnliche Bauaufgaben führen einem mitunter die mögliche Vielfalt der Architektur ganz besonders vor Augen. Die räumliche Konzeption, die differenzierte Anwendung von Materialien und der eigene Gestaltungsanspruch lassen aus ähnlichen Raumprogrammen völlig unterschiedliche Ergebnisse entstehen. Darin liegt einerseits der Reiz, aber andererseits auch die Schwierigkeit: Es gibt nicht die eine, die richtige Lösung. Trotzdem haben wir für einige Bauaufgaben sofort ein Bild vor Augen; Sporthallen gehören mit Sicherheit dazu. Wie diese Aufgabe fernab gängiger Bilder gelöst werden kann, zeigen wir in dieser Ausgabe. Im 2400-Einwohner-Ort Haiming bauten Fischer Almannai eine Halle aus filigranen Holzstreben, die Architekten von h4a Gessert + Randecker stapelten in der Innenstadt von Ulm drei Hallen hinter weißen Lamellen, und an einem Flusslauf in der Peripherie von Nizza realisierten CAB Architectes ihren Entwurf in rohem Beton. Neben der Nutzung gibt es eine weitere Gemeinsamkeit dieser Hallen, die nicht in einer ähnlichen Gestaltung liegt: Sie sind für den Ort passende – die richtigen? – Lösungen. Der Kontextbezug bedarf eigentlich keiner besonderen Hervorhebung, sollte er doch Voraussetzung sein. Ein Gang durch unsere Städte offenbart jedoch oft das Gegenteil; Anpassung an Firsthöhen, Fassaden und Materialität der Nachbarschaft sind nicht automatisch die richtigen Parameter für ein gelungenes Weiterbauen der Stadt. Die vorgestellten Bauten hingegen reagieren auf die Umgebung, ohne sie zu kopieren, können für sich stehen und fügen sich trotzdem ein, gleichzeitig unterstreichen sie die Besonderheit des jeweiligen Ortes – und natürlich eignen sich alle als Hallen für Sport.
Modellhaft
Das Thema „Wohnen“, insbesondere in der Stadt, bietet aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder Grundlage zur Diskussion. Aus gestalterischer Sicht leider viel zu selten. Dass Wohnen weit mehr ist als „3-Zimmer, Küche, Bad“, ließ Alvar Alto 1957 verlauten: „Ohne Wohnkultur kommen wir zu keiner Kultur!“. In Anlehnung daran wurden in einem Seminar am Lehrstuhl für Städtische Architektur von Dietrich Fink an der Technischen Universität München 24 Wohnungsgrundrisse des 20. und 21. Jahrhunderts recherchiert, die Vorbildcharakter haben. Die Studierenden arbeiteten die Eigenheiten dieser Pläne heraus, bauten prägnante Raumfluchten und Wohnungsausschnitte in Pappmodellen nach und fotografierten sie. Die Sammlung stellt die Vielfalt der Konzepte einander gegenüber, schafft einen Eindruck vom Wohnen in diesen Räumen und inspiriert so vielleicht zu Neuem. Wir zeigen zehn Beispiele.
0 Kommentare