Bauwelt

Clare College in Cambridge


Für das Clare College haben Witherford Watson Mann eine unbebaubar scheinende Restfläche für einen Ergänzungsbau genutzt, der einige funktionale Aufgaben löst und in einer Cafeteria mit Blick in die Backs mündet.


Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin


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    Blick aus dem Fellows’ Garden des College Trinity Hall auf den Ergänzungsbau aus Holz und Glas von Witherford Watson Mann.
    Foto: Philip Vile

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    Blick aus dem Fellows’ Garden des College Trinity Hall auf den Ergänzungsbau aus Holz und Glas von Witherford Watson Mann.

    Foto: Philip Vile

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    Mit der Erweiterung reicht Clare College nun auch baulich bis an die Cam.
    Foto: Philip Vile

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    Mit der Erweiterung reicht Clare College nun auch baulich bis an die Cam.

    Foto: Philip Vile

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    Die Treppe hilft bei der Erschließung der im Dachgeschoss eingerichteten Studierendenapartments.
    Foto: Philip Vile

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    Die Treppe hilft bei der Erschließung der im Dachgeschoss eingerichteten Studierendenapartments.

    Foto: Philip Vile

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    Der Erweiterungsbauliegt eine Ebene unterhalb des Hauptgeschosses und ...
    Foto: Philip Vile

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    Der Erweiterungsbauliegt eine Ebene unterhalb des Hauptgeschosses und ...

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    ... mäandert entlang kleiner Höfe um die Nordfassade des College-Altbaus.
    Foto: Philip Vile

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    ... mäandert entlang kleiner Höfe um die Nordfassade des College-Altbaus.

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    Indem die Architekten den Anbau abrücken vom Alt-bau des College, entsteht ein schmaler Zwischenraum, ...
    Foto: Philip Vile

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    Indem die Architekten den Anbau abrücken vom Alt-bau des College, entsteht ein schmaler Zwischenraum, ...

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    ... der aber ausreicht, um die neuen Räume freizuspielen.
    Foto: Philip Vile

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    ... der aber ausreicht, um die neuen Räume freizuspielen.

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    Die Cafeteria mit Terrasse direkt an der Cam ist der Endpunkt der Raumfolge: ...
    Foto: Philip Vile

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    Die Cafeteria mit Terrasse direkt an der Cam ist der Endpunkt der Raumfolge: ...

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    ... ein neuer Aufenthaltsbereich von großer Qualität, für Lehrende wie Studierende.
    Foto: Philip Vile

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    ... ein neuer Aufenthaltsbereich von großer Qualität, für Lehrende wie Studierende.

    Foto: Philip Vile

Die Zwänge des Ortes für die Raumdramaturgie fruchtbar zu machen und das Gebäude nicht als bloßen Anbau, sondern als eigenständige Architektur zu inszenieren, gelingt den Londoner Architekten auf ebenso souveräne wie einnehmende Weise.
Architekt William Mann hat selbst in Cambridge studiert. Damals, Anfang der 1990er Jahre, erschien ihm sein Studienort nicht gerade als Paradies auf Erden; umständlich war die Stadt von London aus per Bahn zu erreichen, verschlafen noch dazu, und an der Universität begegneten ihm längst nicht nur brillante Köpfe. 35 Jahre nach seinem Abschluss aber hat sich sein Blick auf die Stadt gewandelt. Wer sich von Mann durch die Gassen und Colleges führen lässt, spürt schnell seine gründliche Kenntnis der Stadt- und Baugeschichte von Cambridge und immer wie-der auch Begeisterung angesichts des räumlichen Reichtums der Stadt. Einen ganz beson­deren Raum hat er nun mit seinen Partnern und Mitarbeiterinnen vom Büro Witherford Watson Mann (WWM) selbst bearbeitet: einen schmalen Restraum auf trapezoidem Grundriss, den das Clare College im Norden zum benachbarten Trinity College Hall gelassen hat. Das Gebäude, das WWM hier geschaffen haben, ist konzeptionell das ziemlich genaue Gegenstück zur Wong- Avery Gallery von Niall McLaughlin im Nachbar-College, nämlich keine geometrische Idealarchitektur, sondern ein den vielen Zwängen ausweichendes, in seiner Wegeführung organisch anmutendes „Füllsel“: unregelmäßig und pragmatisch, dabei aber von starker Präsenz – man könnte sagen, eher dem mittelalterlichen Hausbau verwandt als der Antike oder der Renaissance. Dazu passt, dass der Neubau wohl der erste Holzskelettbau in Cambridge seit 600 Jahren ist. Dies wiederum ist aber eher den Zwängen des Ortes geschuldet als eine gestalterisch-atmosphärische Entscheidung – das Holzskelett ließ sich vorfertigen und dann leicht und schnell in den beengten Verhältnissen zusammenfügen. Wer einen Blick auf den Lageplan wirft, ahnt, dass die Baustellenlogistik keine nachrangige Größe bei diesem Projekt war.
Clare College grenzt im Süden an das dominante King´s College mit seiner alles überragenden Kapelle, im Norden an Trinity College. Zur Stadt im Osten hält die Institution Abstand; nur die fensterlose Schmalseite ihrer Kapelle reicht bis an die Trinity Lane, danach folgt der Gartenzaun samt Tor. Architektonische Wucht aber entfaltet das College nach Westen und Süden: Hier schiebt es sich bis direkt an den Fluss, während King´s College Abstand hält; seine Süd- und Westfassade bilden mithin die eigentliche Hauptansicht der Institution. „These backs to the Backs are fronts“, schrieb Peter Smithson über die Hinwendung der Colleges zum Fluss und seiner Auenlandschaft, und dieser Hinwendung ins Grüne folgen WWM mit ihrer Zutat. Zugegeben, sie hatten etwas Glück: Das Trapez der Restfläche hat seine schmalste Seite zur Trinity Lane und öffnet sich zum Fluss. Dort war also ausreichend Platz für die Cafeteria, und die Londoner haben ihr eine kleine Terrasse vorgelagert, die mit ihrer intimen Dimension bei gleichzeitig weitem Blick das Zeug hat, einer der beliebtesten Plätze des College zu werden. Die Kunstfertigkeit der Architekten wird aber vor allem im Gang deutlich, der hierher führt. Denn WWM lassen den Neubau etwas Abstand halten zur Nordfassade des College, seinen Schornsteinen, Küchentüren, Vor- und Rücksprüngen, öffnen ihn hierher aber mit großzügigen Verglasungen, die die historische Backsteinmauern als eigentliche Raumgrenze wahrnehmbar machen. Auch der neue Aufzugsturm und die Sanitärräume haben die Architekten vom College ab- und ganz an die Gartenmauer im Norden herangerückt. Der Wechsel des Weges entlang der Nordfassade des College in diesem Abschnitt des Neubaus hinüber an die Gartenmauer entlang der gestaffelten Glasfassade ist eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme, um die relative Länge des Korridors zu gliedern in zwei Sequenzen von unterschiedlichem Charakter – eine feine Körnung, die dem historischen Kontext angemessen ist und dem Neubau den beiläufigen, informellen Charakter eines Gartenpavillons beschert.
Neben der eigentlichen Raumgestalt und der Lichtführung bestimmt auch das Material die Stimmung dieser Raumfolge. Der auf dem Boden verlegte Naturstein, Purbeck grub aus Dorset, ein anthrazit-brauner Kalkstein mit vielen fossilen Einschlüssen, wirkt samtig weich und lebhaft, man mag jede einzelne Platte genauer betrachten. Mit ihm korrespondieren das Eichenholz, das aus Frankreich stammt, und die Ziegel für die Ausfachungen des Holzskeletts, und die-se Materialität schließt wiederum an die frühe College-Architektur in Cambridge an. Von der Garrett Hostel Bridge, die nördlich über den Fluss spannt, wird dann aber auch der obere Teil des Neubaus mit der Fluchttreppe für die Zimmer im Dach sichtbar: Das freistehende Holzskelett fügt sich mit seiner vertikalen Gliederung aus dieser Perspektive ganz selbstverständlich ein in die Vertikalen der Schornsteine und Fialen. Keine Bauaufgabe ist zu gering, um großartig gelöst zu werden.



Fakten
Architekten Witherford Watson Mann Architects, London
Adresse Trinity Ln, Cambridge CB2 1TL, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 11.2024
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