Brutalistisches Erbe
Sanierung des 2. Abschnitts von Park Hill in Sheffield
Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin
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Da Sichtbetonstruktur und Bestandsmauerwerk erhalten werden mussten, wurde versucht, ...
Foto: Tim Crocker
Da Sichtbetonstruktur und Bestandsmauerwerk erhalten werden mussten, wurde versucht, ...
Foto: Tim Crocker
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... über Innendämmung und die farbigen, ...
Foto: Tim Crocker
... über Innendämmung und die farbigen, ...
Foto: Tim Crocker
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... gedämmten Putz-Wandelemente ...
Foto: Tim Crocker
... gedämmten Putz-Wandelemente ...
Foto: Tim Crocker
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... so viele Wärmebrücken zu vermeiden wie möglich.
Foto: Tim Crocker
... so viele Wärmebrücken zu vermeiden wie möglich.
Foto: Tim Crocker
Einst ein Zentrum der Stahlindustrie, traf der Niedergang der Schwerindustrie in den 1970er und 1980er Jahren das englische Sheffield wie viele Industriestädte schwer. Die Wohnanlage Park Hill von Jack Lynn und Ivor Smith ist ein Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde 1961 fertiggestellt und zunächst als Erfolg gefeiert, doch eine Reihe von Faktoren führte über die Jahre zum Verfall. Da die Bebauung 1998 unter Denkmalschutz gestellt wurde, konnte sie nicht nur vor dem Abriss bewahrt werden, sondern sie wurde auch zum größten denkmalgeschützten Gebäude Europas. Seit 2007 lässt Urban Splash, der Projektentwickler von Park Hill, den brutalistischen Komplex restaurieren; 2013 wurde der erste Abschnitt fertiggestellt. In 2022 konnte das Londoner Architekturbüro Mikhail Riches, die 2015 in einem Wettbewerb von Urban Splash ausgewählt wurden, nun die Sanierung des zweiten Abschnitts vorstellen. Die Architekten hatten sich für „einen sanften Ansatz“ entschieden: Einerseits sollte vom Bestand so viel wie möglich erhalten werden, andererseits sollten die Grundrisse optimiert werden, dass zeitgemäße Wohnungen entstehen. Letzteres konnten die Architekten umsetzen, in dem sie die Einzimmerwohnungen auflösten und die verbleibenden 195 Wohnungen in einen neuen Typ von Durchgangswohnung mit breiten Balkonen umgestalteten.
Die größte Herausforderung bei der Sanierung stellten die Sichtbetonrahmen dar. Da Park Hill unter Denkmalschutz steht (Grade II), war eine Verkleidung dieser Betonrahmen, die als massive Kältebrücke fungieren, keine Option. Die Wandelemente mussten daher von beiden Seiten in jedem Raum isoliert werden. Wärmebildaufnahmen der Fassade des ersten Sanierungsabschnitts hatten gezeigt, dass der Betonrahmen der Loggien das thermisch „undichteste“ Element war. Das veranlasste die Architekten dazu, die äußeren Fassadenelemente zu dämmen, was in Form von farbigen Putzplatten zum Ausdruck kam. Das Mauerwerk wurde von außen leicht gereinigt und innen isoliert. Hinzu kamen Zwänge durch die sehr niedrigen Geschosshöhen von 2,52 Metern: Um das thermisch beste Ergebnis zu erzielen, wurde die Deckenhöhe durch zusätzliche Dämmung auf 2,22 Meter verringert.
Der Denkmalschutz erforderte eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Planungs- und Denkmalschutzteams des Stadtrats von Sheffield sowie regelmäßige Treffen mit der staatlichen Denkmalbehörde Historic England. Ihnen war besonders an der Gestaltung der Straßen gelegen, breite Laubengänge, die je Gebäudeabschnitt mehrere Wohnungen verbinden. Sie sind einer der berühmtesten, aber gleichzeitig auch problematischsten Aspekte des ursprünglichen Entwurfs. Die Straßen sollten eine Nachbarschaft ermöglichen, wie sie auf einer Straße am Boden existiert. Um ihnen diese Funktion zurück zu geben, haben die Architekten jede Haustür farblich auf den Balkon abgestimmt. Gemusterte Fußmatten reichen bis auf die Straße.
Bereits vor der Sanierung war der Komplex an die „Bernard Road Sheffield Heat and Power Energy from Waste“-Anlage für Warmwasser und Raumheizung angeschlossen. Durch die höhere Effizienz der Bausubstanz ist die elektrische Beheizung wirtschaftlich machbar geworden, so dass die Siedlung im Zuge der weiteren Dekarbonisierung des Netzes von grüner Energie profitieren kann. Die jährlichen Betriebsemissionen lagen für den Bestand bei 151 Kilogramm Kohlendioxid pro Quadratmeter und konnten auf 20 Kilogramm nach der Sanierung gesenkt werden. Das entspricht einer Verbesserung von 87 Prozent, zurückzuführen hauptsächlich auf die Ertüchtigung der Bausubstanz und die Reduzierung von Wärmebrücken.
Mit seiner brutalistischen Architektur hat Park Hill die öffentliche Meinung seit Jahrzehnten gespalten. Während viele dieser Gebäude nicht überleben, hat Park Hill sich diesem Trend widersetzt. Die Sanierung ist vorbildlich für den Umgang mit in die Jahre gekommenen Megastrukturen.
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