Gartenlaube
Das Münchner Architekturbüro Westner Schührer Zöhrer hat einen eher ungewöhnlichen Auftrag bekommen: die Sanierung einer Laube. Der Innenraum ist komplett neu – doch von außen ist davon wenig zu erahnen.
Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin
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Die Ostfassade wurde zu ...
Foto: Sebastian Schels
Die Ostfassade wurde zu ...
Foto: Sebastian Schels
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... zwei Torflügeln umgearbeitet.
Foto: Sebastian Schels
... zwei Torflügeln umgearbeitet.
Foto: Sebastian Schels
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Während der Bauphase wurde sie am Baum zwischengelagert.
Foto: AWWSCZ
Während der Bauphase wurde sie am Baum zwischengelagert.
Foto: AWWSCZ
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Aus drei kleinen Zimmerchen ...
Foto: Sebastian Schels
Aus drei kleinen Zimmerchen ...
Foto: Sebastian Schels
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... wurde ein offener, großzügiger Raum, ...
Foto: Sebastian Schels
... wurde ein offener, großzügiger Raum, ...
Foto: Sebastian Schels
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... der sich zum Garten öffnet.
Foto: Sebastian Schels
... der sich zum Garten öffnet.
Foto: Sebastian Schels
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Die Bestandshütte vor dem Umbau
Foto: Sebastian Schels
Die Bestandshütte vor dem Umbau
Foto: Sebastian Schels
Lange Zeit der Inbegriff deutscher Spießigkeit, erfährt der Schrebergarten eine kleine Renaissance. Die Wartelisten wachsen, die Preise steigen. Neue Umstände des Alltags – Pandemie, Lockdown, Kontaktbeschränkungen – haben gerade bei Städtern den Reiz an parzelliertem Grün in kurzer Reichweite gesteigert. Glücklich schätzen können sich all diejenigen, die vor dem Ansturm zugegriffen und einen Umbau vor Lieferschwierigkeiten und Handwerkermangel in Angriff genommen haben. Dass jemand einen Architekten für eine Laube beauftragt, erscheint beim Blick auf die Ansammlung von Kataloghäusern in jeder Neubausiedlung fast schon absurd. Aber genau einen solchen Auftrag haben die drei Münchner Architekten Andy Westner, Werner Schührer und Christian Zöhrer im Herbst 2019 angenommen.
Dass nach der Fertigstellung die große Sanierung des kleinen Gartenhauses nicht sofort ersichtlich wird, erklären die Architekten mit dem Wunsch des Bauherrn: „Er wollte gern, dass der Umbau unauffällig bleibt und trotzdem ein Raum geschaffen wird, in dem er sich wohlfühlt.“ Ein nachvollziehbarer Wunsch, wenn man die Dynamik von Tratsch innerhalb einer Wohnsiedlung kennt. Die Aufgabe für die Architekten war damit klar formuliert: Von außen so viel erhalten wie möglich und im Inneren die drei klaustrophobisch kleinen Zimmer zu einem großzügigen, offenen Raum umgestalten.
Gereizt hat sie das Projekt auch noch aus einem anderen Grund: „Das Bestandshaus glich eher einer Bruchbude, aber es ließ sich sofort einCharme und eine Ästhetik ausmachen. Wenn man eine Chance hat, das aufzugreifen und daraus Architektur zu machen, dann steckt man gern etwas mehr Herzblut rein.“ Und so kam es auch: Es gab mehr Termine vor Ort als dies vielleicht bei einem Neubau der Fall gewesen wäre. Viele bauliche Lösungen wurden gemeinsam mit dem Zimmermann am Objekt gelöst und erst nach dem Baustellenbesuch in die Zeichnungen überführt. Mit dem Ziel, die Authentizität zu erhalten und trotzdem eine räumliche Transformation zu schaffen, war besonders die Idee die Ostseite als eine öffenbare Fassade zu gestalten, eine Herausforderung. Sie wurde im Ganzen abmontiert, an einem Baum zwischengelagert, mit einer Stahlkonstruktion zu zwei Torflügeln umgearbeitet und wieder an ihrer Ursprungsposition eingesetzt. Im geschlossenen Zustand ist die Kubatur des Gartenhauses wieder hergestellt.
Stehen die beiden Torflügel weit offen, wird das Ausmaß der Sanierung augenfällig. Durch dieneue Fensterfront öffnet sich der komplett in Holz konzipierte Innenraum in den Garten. Nach verschiedenen Ideen für die Innengestaltung, hatten sich die Architekten zugunsten der Größe für ein 1-Raum-Konzept entschieden. Im hinteren Bereich gibt es nun ein Podest zum Beispiel für Schlafplätze, der ehemalige Vorraum wurde zur Küchennische. Einziges Bestandsobjekt im Inneren ist der alte Schornstein mit seiner Patina im Zentrum, vor dem ein neuer Kamin steht und um den sich der 40 Quadratmeter große Raum aufspannt. Insgesamt konnten für das Bauvorhaben etwa die Hälfte der vorhandenen Materialien wiederverwendet werden. Bei allen neu hinzugekommen Baustoffen legte der Bauherr großen Wert auf Nachhaltigkeit: Der Innenraum wurde in Mondscheinholz gefertigt und mit biologisch einwandfreien Ölen behandelt.
Man möchte in die Gesichter jener schauen, dieunwissend die Laube durch die alte Tür das erste Mal betreten. Doch das Ergebnis ist viel mehr als dieser Überraschungsmoment, sondern eine feine Symbiose aus alt und neu. Es ist das Ergebnis eines sorgfältigen Umgangs mit einem Umfeld, in das man sich einpasst, ohne sich gemein zu machen.
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