Hauptwache Fulda
Die Feuerwache Fulda-Mitte wurde von Steimle Architekten um eine Rettungsleitstelle und eine Fahrzeughalle ergänzt. Vereint mit dem Bestand ist ein funktionales Ensemble entstanden.
Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin
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Für ca. 10 Millionen Euro wurde die Feuerwache Fulda-Mitte um eine Rettungsleitstelle und eine Fahrzeughalle erweitert. Der Turm, ehemals zum Trocknen der Schläuche genutzt, gehört zum Bestand.
Foto: Brigida González
Für ca. 10 Millionen Euro wurde die Feuerwache Fulda-Mitte um eine Rettungsleitstelle und eine Fahrzeughalle erweitert. Der Turm, ehemals zum Trocknen der Schläuche genutzt, gehört zum Bestand.
Foto: Brigida González
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Der Schriftzug „Feuerwehr Fulda“ ist trotz des Höhensprungs zur Straße hin schon von Weitem sichtbar.
Foto: Brigida González
Der Schriftzug „Feuerwehr Fulda“ ist trotz des Höhensprungs zur Straße hin schon von Weitem sichtbar.
Foto: Brigida González
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In den Innenräumen, ob in der Fahrzeughalle, den Büros oder im Treppenhaus, ...
Foto: Brigida González
In den Innenräumen, ob in der Fahrzeughalle, den Büros oder im Treppenhaus, ...
Foto: Brigida González
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... treffen die Sichtbetonoberflächen aufeinander, manchmal aus ganz unterschiedlichen Winkeln.
Foto: Brigida González
... treffen die Sichtbetonoberflächen aufeinander, manchmal aus ganz unterschiedlichen Winkeln.
Foto: Brigida González
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Durch den Rücksprung im Obergeschoss kann das Dach von hieraus betreten werden und es gibt eine Terrasse.
Foto: Brigida González
Durch den Rücksprung im Obergeschoss kann das Dach von hieraus betreten werden und es gibt eine Terrasse.
Foto: Brigida González
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Die schrägen Wände finden sich auch in der Leitstelle wieder.
Foto: Brigida González
Die schrägen Wände finden sich auch in der Leitstelle wieder.
Foto: Brigida González
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Man muss genau hinschauen, um die neue Rettungsleitstelle vom Bestand durch den – inszenierten –Rauch abzugrenzen.
Foto: Brigida González
Man muss genau hinschauen, um die neue Rettungsleitstelle vom Bestand durch den – inszenierten –Rauch abzugrenzen.
Foto: Brigida González
Am Ende des Rundgangs durch die Hauptwache Fulda stehe ich mit Cornelia Gieler, die als Projektleiterin der Stadt Fulda die Baumaßnahme betreut hat, dort, wo alles seinen Anfang nahm: in den zwei ehemaligen Räumen der Rettungsleitstelle hinter den Garderobenspinten der Feuerwehrleute im Altbau. Sie sind leergeräumt, die Rollläden heruntergelassen, Kabel hängen von der niedrigen Decke, unter den Teppichfliesen offenbart sich ein verborgenes Kabelsystem. Dass es hier für die Rettungsleitstelle, bei der alle Notrufe des Landkreises mit etwa 223.000 Einwohnern eingehen, längst zu eng geworden war, kann man sich gut vorstellen.
Die Hauptwache Fulda liegt im Südwesten der osthessischen Stadt, die für das größte zusammenhängende Barockviertel Deutschlands bekannt ist. Wenig Barock ist die 1972 eingeweihte Feuerwache, die seither in kleineren Maßnahmen ergänzt und aufgestockt wurde. Da sich über die Jahre das Aufgabenfeld im Katastrophenschutz deutlich erweitert hat, waren die Räume der Leitstelle, die für die Notrufannahme und -koordination umfangreiches technisches Equipment und große Bildschirme benötigt, zu beengt geworden.
Die Suche nach Möglichkeiten einer Erweiterung auf dem Grundstück der Feuerwache begann. Und so war es eine glückliche Fügung, dass dank einer Straßenverlegung durch Hes-sen Mobil, eine Verwaltungsbehörde von Hessen, die sich um die Bundes- und Landesstraßen im Bundesland kümmert, sowohl der Kurvenradius der B254 geändert als auch die Einmündung der Sickelser Straße auf die Bundesstraße in Richtung der benachbarten Aue verlegt wurde. Das dadurch freigewordene linsenförmige Grundstück erwarb die Stadt Fulda und erweiterte so das Areal der Feuerwache nach Osten. Mit dem Abriss von zwei in die Jahre gekommenen Hallen der Feuerwehr konnte schließlich ausreichend Fläche gewonnen werden, um das bestehende Ensemble zu ergänzen.
Dafür lobte die Stadt 2016 einen europaweiten, nicht-offenen Wettbewerb mit vorherigem Bewerbungsverfahren für die Neukonzeption der Rettungsleitstelle aus, den das Stuttgarter Büro Steimle Architekten für sich entschied. Fünf Jahre später, Ende 2021, wurde die neue Rettungsleitstelle auf der neuen Fahrzeughalle in Betrieb genommen.
Die Architekten haben auf den Bestand mit einem langstreckten Volumen reagiert, das die fehlende Kante zur U-förmigen Hofumbauung bildet. Dazu gewann die Wache an Präsenz zur Bundesstraße. Das war in der Umsetzung nicht einfach, da das Gelände zur Straßenkreuzung einige Meter herabgesetzt ist. Alle Seiten des Neubaus wurden so ausgebildet, dass das Gebäude keine erkennbare Rückseite hat, sondern alle Fassaden von ihrer Funktion heraus gestaltet sind.
Der markante Baukörper ist komplett aus Sichtbeton gefertigt und nimmt mit der Materialität Bezug auf die vorgehängten Bänder aus Beton des Bestands. Mit dem akkurat gesetzten, wie geschliffen wirkenden Volumen bringt der Bau Ruhe in das eher kleinteilige Ensemble. Der Neubau schließt an den Bestand an, ist in seiner Dimensionierung aber größer. Durch abgeschrägte Flächen wirkt der Anschluss fließend und unaufgeregt. In der Umsetzung wurden Betonfertigteile als Sandwichwandelemente mit Ortbeton gefügt.
Um der Enge des Hofes zu begegnen und gleichzeitig einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, stellten die Architekten die Innenwände der Fahrzeughalle schräg zur Fassade. So können die Fahrzeuge über die hinteren Falttore ein- und durch die vorderen zum Hof wie-der ausfahren, ohne dass ein Wenden nötig ist. In der Fahrzeughalle untergebracht sind eine Sonderzug-Halle, eine Kfz-Werkstatt, eine Waschhalle sowie eine Holz-, Elektro- und Metallwerkstatt mit Lager- und Technikräumen, die von der Feuerwache genutzt werden.
Die Rettungsleitstelle hat seine neuen Räume im Obergeschoss bezogen, das zurückversetzt auf der Fahrzeughalle sitzt. Richtung Aue wurden die Büroräume mit großzügigen Fenstern und Türe versehen, durch die man das begrünte Dach und die Terrasse betreten kann. Zum Hof, hinter der eher geschlossenen Lochfassade, liegen die Sanitärräume, Umkleiden, Ruheräume, Technik- und Lagerräume. Anders als die Fahrzeughalle, gehört die Rettungsleitstelle strukturell nicht zur Feuerwache, entsprechend hat die Feuerwehr hierzu keinen Zugang. Im großen Leitstellenbüro sind sechs Arbeitsplätze untergebracht – jetzt mit genügend Platz für die benötigte Technik. Mit Glaswänden wurden einige Einzelbüros und Besprechungsräume abgetrennt.
„Die besondere Herausforderung war es, in einem sehr funktionalen Gebäude auch den architektonischen Wert entsprechend umzusetzen“, beschreibt Thomas Steimle die an ihn gestellte Aufgabe. Um den Eindruck der ästhetischen und funktionalen Einfachheit entstehen zu lassen, wie es hier gelungen ist, bedarf es einer gründlichen und präzisen Planung, einer gekonnten Ausführung und einer Kenntnis des Materials. Im Portfolio der Architekten finden sich einige dieser eleganten Sichtbetonbauten. Der Architekt nennt zwei Gründe für die Materialwahl: „Generell ist Beton zum einen für eine Feuerwache ein angemessener, robuster und langlebiger Werkstoff, zum anderen leitet er sich ab aus der Materialstimmung der bestehenden Feuerwache im gesamten Hofensemble.“ Schließlich gehören die Rettungsleitstelle und die Feu-erwache zur sensiblen Infrastruktur und bedürfen einer gewissen Robustheit, um in Krisensituationen dem Zivilschutz zu dienen. Dass es auch anders gehen könnte, bewies das Büro in dem kürzlichen von ihm gewonnenen Wettbewerb für die Feuerwache 1 Süd Stuttgart. Hier-für hat es einen Hybridbau mit Betonsockel und mehrgeschossigem Holzbau vorgeschlagen.
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