Bauwelt

IBM-Hauptverwaltung in Madrid


Freigespielte Fassade: der Hauptsitz von IBM in Madrid von dem spanischen Architekten Miguel Fisac, 1966/67


Text: Floridi, Gianfranco, Mailand


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    Der Wunsch von IBM nach flexiblen Grundrissen und repräsentativem Ausdruck ...
    Foto: Montse Zamorano

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    ... ließ Fisac eine modular aufgebaute Fassade aus gekrümmten Fertigteilen planen.
    Foto: Montse Zamorano

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    ... ließ Fisac eine modular aufgebaute Fassade aus gekrümmten Fertigteilen planen.

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1965 beauftragte IBM den Architekten mit dem Entwurf des Hauptsitzes in Madrid, nachdem der Vorschlag eines Bauträgers für ein zentral gelegenes Bürogebäude mit einer konventionellen Fassade abgelehnt worden war. Das Projekt beruht auf dem Bedürfnis nach einem repräsentativen Bürogebäude im Stadtzentrum mit effizientem Lichtschutz und einem äußerst flexiblen Raumgefüge für Computer und Mitarbeiter. Das quadratisch geformte Grundstück liegt auf der Ostseite des Paseo della Castellana und hat drei freie Seiten; auf der östlichen Grundstücksgrenze grenzt ein Gebäude an. Fisac hat den Neubau unmittelbar an dessen fensterloser Brandwand positioniert; er nimmt die Form des Grundstücks auf und schafft einen sehr tiefen Grundriss, nahezu frei von strukturellen Elementen. Abgesehen von den vertikalen Erschließungen und den Sanitäranlagen, die entlang der Brandwand angeordnet sind, gibt es keinen geschlossenen Raum. Ziel war es, Computer und Schreibtische so frei wie möglich unterzubringen, damit die Fassade unabhängig von der Nutzung bleibt.
Die Fassade ist aus einer Reihe von Elementen aus vorgespanntem, vorgefertigtem Beton mit einer nur zwei Zentimeter dicken Schale zusammengesetzt. Diese enthalten im Inneren Kugeln aus expandiertem Polystyrol zur Schall- und Wärmedämmung. Die Fassadenelemente entsprechen dem Abstand zwischen den Geschossen und bilden zusammen mit der Anordnung der Geschosse eine Abfolge von vertikalen Elementen. Ihre versetzte Position und ihre abwechselnd konvexe und konkave Geometrie mit variablen Tiefen prägt die Fassade. Wie bei den klassischen Säulen erzeugen ihre kurvenförmigen Geometrien und ihre abgerundeten Kanten eine Schattenfolge, die die Proportionen der Fassade auf unerwartete Weise bestimmt. Die vorgefertigten Elemente stehen nebeneinander und sind so ausgerichtet, dass sie zwar den Blick von innen, nicht aber den Lichteinfall von außen zulassen. Dadurch entsteht ein Zustand der Zweideutigkeit zwischen der Gesamtdimension des abstrakten und blickdichten Volumens und der Größe des einzelnen Fensters auf der Etage, „en longeur“, wie bei einer traditionellen Fassade, auf die sie sich auch für die Gesamtdicke bezieht.
Die Ecken des Volumens brechen auf und entmaterialisieren sich mit den Geometrien der einzelnen Teile, die sich entlang des Gebäudeumfangs umspielen. Die konkaven Elemente fangen das Sonnenlicht auf, während die konvexen den Blick schräg lenken, indem sie Schlitze gewähren, die zusammen eine Fläche von einem Neuntel der Bodenfläche bilden. Die Staffelung der Elemente enthüllt ihre nicht-konstruktive Rolle und vermittelt den Eindruck einer großen, regelmäßigen und geriffelten Fläche, die wie ein Textil wirkt im Sinne der von Semper beschriebenen Qualität der Oberflächen. Das Volumen wird wie ein klassisches Gebäude mit einem Sockel behandelt, der zur Hauptstraße aus der Fassadenflucht zurückgesetzt ist, und einer gleichfalls zurückgesetzten „Krone“ als oberem Abschluss. Dominiert wird seine Erscheinung von der Materialität des Betons.
Es scheint, als setze das Gebäude einen funktionalistischen Vorwand in Form um, lässt stattdessen aber durch die Wiederholung der Elemente eine Analogie zur Idee des Gebäudes entstehen. Die Form des einzelnen Elements de­finiert urbane Verhältnisse, die auf dem Thema der Dicke, des Schattens, der Materialität und der physischen Konsistenz der Architektur aufbauen, auf pragmatische und poetische Weise zugleich.



Fakten
Architekten Fisac, Miguel (1913–2006)
Adresse P.º de la Castellana, 4, 28020 Madrid, Spanien


aus Bauwelt 18.2022
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