Josef-Albers-Museum in Bottrop
Gigon/Guyer haben das Josef-Albers-Museum in Bottrop erweitert. Trotz seines eigenständigen Charakters schmiegt sich der Neubau des Schweizer Architektenduos an den Bestand an.
Text: Schulz, Bernhard, Berlin
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Durchaus ein Paar, aber ungleich: der Ergänzungsbau rechts neben dem Ursprungsgebäude, ...
Foto: Stefan Müller
Durchaus ein Paar, aber ungleich: der Ergänzungsbau rechts neben dem Ursprungsgebäude, ...
Foto: Stefan Müller
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... schwarz in idyllischem Grün gelegen
Foto: Stefan Müller
... schwarz in idyllischem Grün gelegen
Foto: Stefan Müller
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Das helle Innere steht im starken Kontrast zum Äußeren.
Foto: Stefan Müller
Das helle Innere steht im starken Kontrast zum Äußeren.
Foto: Stefan Müller
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Licht strömt über die Fenster und Sheddächer ein, Eichendielen nehmen dem Raum seine Härte.
Foto: Stefan Müller
Licht strömt über die Fenster und Sheddächer ein, Eichendielen nehmen dem Raum seine Härte.
Foto: Stefan Müller
Weit, weit weg ist das Ruhrgebiet, betritt man in Bottrop den Stadtpark, der hier nicht umsonst „Stadtgarten“ heißt. Ein Teich, Schilf am Rande, Bäume drumherum, die ihre Zweige ausbreiten und malerisch das Gebäude fassen, das sich im Wasser des Teichs mehr andeutet als tatsächlich spiegelt. Es ist der Neubau des Josef-Albers-Museums, benannt nach dem 1888 geborenen Sohn der Stadt, dem Bauhaus-Meister Josef Albers, der 1970 zum Ehrenbürger ernannt wurde und gemeinsam mit Ehefrau Anni – auch sie Bauhäuslerin – seiner Heimatstadt ein großes Konvolut seiner Arbeiten vermachte. Um diese angemessen zu präsentieren, wurde dem 1976 eröffneten, zunächst als Heimatmuseum gedachten und aus drei versetzt gereihten Gebäuden bestehenden „Museum Quadrat“ wenige Jahre später ein Erweiterungsbau auf gleichfalls quadratischem Grundriss zugesellt.
Das Erweiterungsgebäude von 1983 für den nunmehr „Josef Albers Museum Quadrat“ genannten Komplex ist wie der Ursprungsbau ein Entwurf des damaligen Bottroper Baudirektors Bernhard Küppers, eines Schülers von Egon Eiermann. Man sieht’s – es ist viel Eiermann und über diesen auch Mies van der Rohe in den Museumsbauten, die flach in den Stadtgarten hinein gelagert sind, mit Zugang über eine breite, überdachte Freitreppe. Wie Museen nun einmal sind, drängte auch das Bottroper Haus auf erneute Erweiterung, um neben der Bestandssammlung auch Sonderausstellungen zeigen zu können; überhaupt hat sich das Interesse an Josef Albers immer weiter verstärkt, so dass die ursprünglichen Museumsabteilungen, darunter das Museum für Ur- und Ortsgeschichte, zumindest in der überregionalen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt sind.
Dem seit 2003 amtierenden Museumsdirektor Heinz Liesbrock gelang es, die Finanzierung des neuerlichen Erweiterungsbaus ganz aus privaten und Stiftungsgeldern zu bestreiten. Für insgesamt 13 Millionen Euro wurde der 2017 in einem Wettbewerb gekürte Entwurf des Zürcher Büros Gigon/Guyer für ein Gebäude mit knapp 2000 Quadratmetern Brutto-Grundfläche realisiert und im Oktober 2022, zum Abschied des Direktors in den Ruhestand, eröffnet. Federführend im Büro war die inzwischen 63-jährige Annette Gigon. Der Entwurf setzt nicht die Küppers’sche Reihe der Quadrate fort, sondern bildet ein Rechteck, denn – laut Gigon – „das Rechteck ist gutmütiger als das Quadrat“. Auf jeden Fall geeigneter, um auf der Ausstellungsebene eine Folge von acht Räumen aufzunehmen, mit festen Wänden, wie sie der Museumsdirektor verlangt hatte, der „Pappwände“ verabscheut. Bedeckt sind die hohen, angenehm proportionierten Räume von Sheddächern. Bei der Eröffnungsausstellung mit Beispielen der schier unendlichen Gemäldeserie „Homage to the Square“, dem Alterswerk des 1976 verstorbenen Albers, waren sie allerdings mit Rollos gegen Tageslicht abgedeckt – Albers malte bei Neonlicht, wissend, dass im Museum Kunstlicht herrscht. Doch an allen vier Seiten des Gebäudes ist auf der oberen, der Ausstellungsebene, jeweils ein riesiges, bodentiefes Fenster eingelassen, von dem der Blick auf den Stadtgarten geht, als Zusammenspiel von Kunst und Natur.
Die Ausstellungsebene wird an der Längsseite über eine Brücke vom Bestandsbau her erschlossen. Im Erdgeschoss sind separat zugängliche Räume für verschiedene Funktionen wie etwa die Museumspädagogik untergebracht. Auch sie haben Fenster, deren Anordnung mit jenen der Ausstellungsetage nicht korrespondiert. Die Fassade bilden pulverbeschichtete Metallplatten, deren Farbton Anthrazit den Stahlträgern der Bestandsbauten ähnelt. Auf der freien Längsseite kragt die Verkleidung auf Höhe der Sheds leicht aus: Dies bildet der Architektin zufolge einen „Lichttrichter“. Auch auf der Nordseite ist eine solche „Krempe“ zu sehen, sie akzentuiert eher die hier gelegene Anlieferung, als dass sie realen Schutz böte.
Vor dreißig Jahren haben Annette Gigon und Mike Guyer mit ihrem Erstling, dem Kirchner-Museum im schweizerischen Davos, Furore gemacht. Heute wie damals ist ihr Entwerfen streng, geometrisch und in sich schlüssig. Für das Albers-Museum gilt dies noch mehr, denn die gemalten Quadrate des Bauhaus-Meisters, sollen sie ihrer inneren Folgerichtigkeit als Untersuchung des Verhältnisses von Farben zueinander wahrgenommen werden, verlangen nach Konzentration. Spannung ergibt sich aus der unterschiedlichen Anordnung der Durchlässe – nicht Türen – zwischen den Ausstellungsräumen. Einer der Räume ist kleiner, als es dem Grundriss entspräche; dort ist, von außen nicht zu sehen, das Fluchttreppenhaus untergebracht, und nur Fluchttüren in den beiden seitlich angrenzenden Räumen lassen ahnen, was dahinter sein könnte.
Gigon/Guyers Neubau ist wunderbar gelungen, in der Konzeption wie in der Ausführung. Wie man es von Schweizern erwartet, alles makellos, mit hellem Holzfußboden, einer Wohltat für Fuß und Auge. Die Wände strahlen weiß wie beim sprichwörtlichen „White Cube“, aber mit sacht durchschimmernder Struktur der von Hand aufgebrachten Wandfarbe. Beim Durchwandern der Räume mit den roten, grünen, gelb-grauen und schließlich tieftraurig schwarzen Quadraten von Albers beginnt man zu verstehen, was den Künstler ein Leben lang beschäftigt hat. In Bottrop hat sein Werk ein kongeniales Zuhause gefunden.
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