Kinderhaus in Egg
Mit dem neuen Kinderhaus in Egg kombinieren Bernardo Bader Architekten die nachhaltige Bauweise der Vorarlberger Bauschule mit einem räumlichen Pädagogikkonzept.
Text: Minet, Paulina, Berlin
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Das Haus für Kinder, ein eingeschossiger Holzbau mit sechs Satteldächern, ...
Foto: Adolf Bereuter
Das Haus für Kinder, ein eingeschossiger Holzbau mit sechs Satteldächern, ...
Foto: Adolf Bereuter
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... wurde im Zentrum der größten Gemeinde im Bregenzerwald platziert, ...
Foto: Adolf Bereuter
... wurde im Zentrum der größten Gemeinde im Bregenzerwald platziert, ...
Foto: Adolf Bereuter
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... um den Dorfkern zu stärken.
Foto: Adolf Bereuter
... um den Dorfkern zu stärken.
Foto: Adolf Bereuter
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Sichbeziehungen zwischen den Räumen und zum Außenraum geben dem Gebäude einen offenen Charakter.
Foto: Adolf Bereuter
Sichbeziehungen zwischen den Räumen und zum Außenraum geben dem Gebäude einen offenen Charakter.
Foto: Adolf Bereuter
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Essraum und Bewegungsraum im Eingangsbereich lassen sich zu einer Art kleinen Mehrzweckhalle zusammenschalten ...
Foto: Adolf Bereuter
Essraum und Bewegungsraum im Eingangsbereich lassen sich zu einer Art kleinen Mehrzweckhalle zusammenschalten ...
Foto: Adolf Bereuter
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... und für kulturelle Veranstaltungen nutzen.
Foto: Adolf Bereuter
... und für kulturelle Veranstaltungen nutzen.
Foto: Adolf Bereuter
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Der Eingang ist durch einen Vorplatz von der Straße zurückversetzt. Entlang der „Dorfstraße“, den längs durchs Gebäude laufenden Flur, reihen sich die Gruppenräume.
Foto: Adolf Bereuter
Der Eingang ist durch einen Vorplatz von der Straße zurückversetzt. Entlang der „Dorfstraße“, den längs durchs Gebäude laufenden Flur, reihen sich die Gruppenräume.
Foto: Adolf Bereuter
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Der mittig gelegene „Marktplatz“ wird zum Treffpunkt des Kindergartenalltags.
Foto: Adolf Bereuter
Der mittig gelegene „Marktplatz“ wird zum Treffpunkt des Kindergartenalltags.
Foto: Adolf Bereuter
Der Bregenzerwald in Vorarlberg, Österreich, zeichnet sich durch die alpine Landschaft und kleinteilig strukturierte Siedlungsräume aus. Doch die Region ist gleichermaßen für ihre individuellen Nuancen der Vorarlberger Bauschule bekannt, eine regionale Architekturströmung, die seit den 1960er Jahren die Alpenarchitektur neu interpretiert. Die Disziplin des Holzbaus wird dabei stetig weiterentwickelt und an nachhaltige Bauweisen angepasst, ohne die traditionellen Wurzeln zu vernachlässigen.
Mit dem Kinderhaus im Park in der Marktgemeinde Egg führen Bernardo Bader Architekten diese Baukunst fort. Das Gebäude ist, neben einer neuen Brücke und dem zukünftigen Posthaus von Ludescher und Lutz Architekten, maßgeblicher Bestandteil des Masterplans zur Neustrukturierung des Dorfkerns und belebt diesen bereits seit bald zwei Jahren.
Durch die Distanz des eingeschossigen Volumens zur Landstraße entstand eine geschützte Ankommenssituation für die Kinder. Während nordseitig der Schmiedelbach mit dazugehöriger Hochwasserschutzverbauung das Grundstück auf natürliche Weise begrenzt, ist der Baukörper zu den anderen Seiten von Spielflächen umgeben, die frei in die Landschaft übergehen.
Das neue Kinderhaus fügt sich auf harmonische Weise in die örtliche Typologie ein. Die stilprägenden Merkmale der Vorarlberger Bauschule manifestieren sich in der Verwendung von Holz an der Fassade, der ländlichen Formensprache sowie den Proportionen der Baukörper. Das Dachfaltwerk aus sechs Giebeln und die großzügigen Öffnungen zu allen Seiten vermitteln dennoch ein modernes und markantes Erscheinungsbild.
Betritt man das Gebäude, erschließt sich auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern eine eigene Welt für bis zu 100 Kinder. Der Eingangsbereich des Hauses schafft Synergien zwischen den Kleinsten und der gesamten Ortsgemeinschaft. Er beherbergt neben einem Bewegungs- auch den Essensraum mit Küche. Beide Räume können nach dem Mittagstisch des Kindergartens gemeinschaftlich genutzt werden und dienten während des Besuchs der Autorin beispielsweise dem örtlichen Familienzentrum für den wöchentlichen Begegnungstreff. Die flexible Grundrisskonzeption ermöglicht das Zusammenschalten der beiden Räume zu einer kleinen Mehrzweckhalle, die für kulturelle Veranstaltungen und Vorträge der Dorfgemeinschaft nutzbar ist. Die angrenzenden Büros der pädagogischen Leitung fungieren als Übergangszone zum Kindergarten.
Hinter einer Schiebetür öffnet sich der Blick auf die lichtdurchflutete „Dorfstraße“ des Kinderhauses. Es handelt sich dabei um einen Bewegungsflur, der sich in der Gebäudemitte zu einer Piazza, dem Zentrum des Kindergar-tenlebens, weitet. Weiter lässt der Wechsel aus geschlossenen und offenen Wandelementen, wie beispielsweise durch runde, verglaste Sitznischen, spannungsvolle Blickbezüge zwischen den südlich aufgereihten Gruppenräumen und den nördlich gelegenen Schlaf-, Ruhe- und Sanitärräumen entstehen. Am Ende des Flurs befinden sich zwei Mehrzweckräume, die sich zur Natur öffnen und einen Panoramablick auf die Berge bieten. Einer der Räume wird inzwischen als Kindergartengruppe genutzt, während der andere als Kreativatelier dient.
Die Satteldächer sind in den Innenräumen deutlich ablesbar und gliedern diese: Jede Gruppe befindet sich unter ihrem eigenen Dach. Die Einheiten aus Garderobe und rückwärtiger Teeküche bilden den Auftakt zu den Räumen. Sie sind als Kuben in das jeweilige Satteldach eingestellt und wahren den Abstand zu den Dachschrägen. Äußerst konsequent sind auch die Sanitärräume giebelförmig abgehängt.
Neben den Raumhöhen von bis zu sechs Metern schafft besonders der Innenausbau mit naturnahen Materialien eine behagliche Atmosphäre. Wandoberflächen und Holzdielen aus Weißtanne sowie der ökologische Estrich aus Lehm-Kasein (Milcheiweiß) haben einen spürbar positiven Einfluss auf das Raumklima, da sie sowohl temperatur- als auch feuchtigkeitsausgleichend wirken. Die geschlitzten Holzplatten an den Decken absorbieren zudem den Schall und sorgen für eine angenehme Akustik. Auch die Holzmöbel fügen sich in das Gesamtkonzept ein. Sie sind farblich zurückhaltend gestaltet und lassen dadurch Raum für den bunten Kindergartenalltag. So zeigen Farbspritzer auf den Holzdielen des Kunstraums auf charmante Weise, wie sich in Räumen für Kinder Patina entwickeln kann.
Die Materialität und der ökologische Grundgedanke spiegeln sich in der Konstruktion des Gebäudes wider, das aus Holzrahmenwänden und Massivholzdecken mit einem Kernbereich aus Beton realisiert wurde und sich durch einen hohen Ausbaustandard auszeichnet. Die handwerkliche Fertigkeit der einheimischen Unternehmen, gekoppelt an die enge Zusammenarbeit mit der Planung, sorgte für eine Präzision, die in kaum einer anderen Region denkbar wäre und ein charakteristisches Merkmal der Vorarlberger Bauschule darstellt.
Dieses Zusammenwirken ist auch auf die pädagogische Ebene des Projekts übertragbar. Das Kinderhaus berücksichtigt die Bedürfnisse der Kinder nach Bewegung und schafft differenzierte Zonen wie Rückzugsmöglichkeiten oder Erlebnisräume. Es entstand ein maßgeschneidertes Möglichkeitshaus, das die kleinen Menschen zum selbstständigen Entdecken und Lernen anregt.
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