Kornbrennerei in Gütersloh
In Gütersloh-Isselhorst wurde eine Industrieruine für neue Nutzungen ausgebaut. Das Büro baulampe kombinierte zurückhaltende Ergänzungen mit zeitgenössischem Ersatzneubau.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
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Das ehemalige Kontorhaus bildet den Auftakt ...
Foto: Jens Willebrand
Das ehemalige Kontorhaus bildet den Auftakt ...
Foto: Jens Willebrand
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... des Industriegeländes gegenüber des alten Ortskerns.
Foto: Jens Willebrand
... des Industriegeländes gegenüber des alten Ortskerns.
Foto: Jens Willebrand
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In der Urbrennerei, dem ältesten Gebäude auf dem Areal, zog die Volksbank ein.
Foto: Jens Willebrand
In der Urbrennerei, dem ältesten Gebäude auf dem Areal, zog die Volksbank ein.
Foto: Jens Willebrand
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Ein neuer Eingang öffnet die Filiale zum Dorfkern.
Foto: Jens Willebrand
Ein neuer Eingang öffnet die Filiale zum Dorfkern.
Foto: Jens Willebrand
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Der Platz zwischen Urbrennerei und Kellerei ist der Dreh- und Angelpunkt der verschiedenen, auf dem Brennereigelände angesiedelten Nutzungen. Die ehemaligen Kanäle für die Maische zeichnen sich als Bänder im Hof ab.
Foto: Jens Willebrand
Der Platz zwischen Urbrennerei und Kellerei ist der Dreh- und Angelpunkt der verschiedenen, auf dem Brennereigelände angesiedelten Nutzungen. Die ehemaligen Kanäle für die Maische zeichnen sich als Bänder im Hof ab.
Foto: Jens Willebrand
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Es muss nicht immer Kultur sein – die Umnutzung der Kellerei zur Brillenmanufaktur zeigt, ...
Foto: Jens Willebrand
Es muss nicht immer Kultur sein – die Umnutzung der Kellerei zur Brillenmanufaktur zeigt, ...
Foto: Jens Willebrand
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... dass eine produktive Tradition aufgebaut werden kann.
Foto: Jens Willebrand
... dass eine produktive Tradition aufgebaut werden kann.
Foto: Jens Willebrand
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In der alten Mälzerei entstand ein Boarding-Haus mit individuell in den Bestand eingefügten Apartments. Im Bild eine Einheit mit Schlafgalerie ...
Foto: Jens Willebrand
In der alten Mälzerei entstand ein Boarding-Haus mit individuell in den Bestand eingefügten Apartments. Im Bild eine Einheit mit Schlafgalerie ...
Foto: Jens Willebrand
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... und der Korridor.
Foto: Jens Willebrand
... und der Korridor.
Foto: Jens Willebrand
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An den Rändern des Areals boten nicht erhaltenswerte Schuppen und Stallungen Platz für neue Gebäude und ergänzende Nutzungen, wie etwa eine Reihenhauszeile, links im Bild.
Foto: Jens Willebrand
An den Rändern des Areals boten nicht erhaltenswerte Schuppen und Stallungen Platz für neue Gebäude und ergänzende Nutzungen, wie etwa eine Reihenhauszeile, links im Bild.
Foto: Jens Willebrand
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An der Haller Straße erhebt sich die Urbrennerei mit dem Turm der Mälzerei zu städtischer Größe.
Foto: Jens Willebrand
An der Haller Straße erhebt sich die Urbrennerei mit dem Turm der Mälzerei zu städtischer Größe.
Foto: Jens Willebrand
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Der Turm dient jetzt der Vertikalerschließung.
Foto: Jens Willebrand
Der Turm dient jetzt der Vertikalerschließung.
Foto: Jens Willebrand
Isselhorst ist heute ein Stadtteil von Gütersloh. Bis 1970, dem Jahr der Eingemeindung, war es ein Dorf im Westen von Bielefeld. Bekannt und auch wieder nicht wurde Isselhorst mit dem Korn, der hier Jahrhundete lang gebrannt wurde – das er nicht Isselhorster, sondern Elmendorfer Korn heißt, ist schade für das Dorf, aber seine Erfinder, das Ehepaar Conrad und Agnesa Elmendorf, hielten es mehr mit ihrem Familiennamen, als sie 1689 mit dem Brennen begannen. Das ist gewiss schade für Isselhorst, der Familie aber erlaubte dies, ihr Unternehmen 2001 nach Hamburg zu verlagern, ohne die Marke zu beschädigen. Besucht man heute die Website elmendorf.de, stößt man zwar sofort auf die stolze Tradition von 333 Jahren Kornbrennerei, der Name des alten Stammsitzes aber spielt dort keine Rolle.
Das Aus in Isselhorst war für Gütersloh gewiss kein Anlass zum Feiern, angesichts von so potenten Unternehmen vor Ort wie Miele und Bertelsmann aber vermutlich zu verschmerzen. Für Isselhorst dagegen war die Stilllegung der Brennerei schon eher ein Problem – eine Industrieruine mitten im Ortskern ist kein erhebender Anblick. Die Beliebtheit als Wohnstandort, mithin der Wert der Immobilien stand in Frage.
Inzwischen hat sich die Situation beruhigt, denn auf dem historischen Brennerei-Gelände ist neues Leben eingezogen – allen voran die Brillenmanufaktur „Markus T“. Ein Besuch lohnt sich aber auch für Architekturinteressierte, bietet das Areal heute doch eine atmosphärisch wie gestalterisch gelungene Kombination von historischer, umgenutzter Industriearchitektur und zeitgenössischen Ergänzungen, für die das Bielefelder Büro baulampe verantwortlich zeichnet. Zu sehen ist das Ergebnis eines Prozesses, der im Jahr 2006 begann und mittlerweile weitgehend, aber noch nicht endgültig abgeschlossen ist.
Büroinhaber Thomas Lampe ist mit dem Areal der Brennerei bestens vertraut. Als junger Architekt hatte er eine Etage im Kontorgebäude für sein Büro „baulampe“ angemietet und saniert und zunächst für die damaligen Eigentümer Nach- nutzungspläne für das brachgefallene Areal entwickelt. Die Größe des Areals und die Komplexität des Bestands, verbunden mit Unsicherheiten von Nutzung und Finanzierung, ließen die Elmendorfs, die noch heute in der benachbarten Brennerei-Villa wohnen, vor dem Projekt zurückschrecken. Stattdessen stellten sie einen Antrag auf Abbruch, der der Stadt bereits vorlag, als Lampe Markus Temming beim Neubau einer Reihenhausanlage in Isselhorst kennenlernte. Der Inhaber der Brillen-Manufaktur war damals gerade auf der Suche nach einem neuen Stand-ort für sein wachsendes Unternehmen und zeigte Interesse an der alten Brennerei. 2012 kam es zum Kauf, und Lampe, längst nach Bielefeld umgezogen mit seinem Büro, kehrte zurück an den Anfangsort seiner Selbständigkeit.
Die Brillenmanufaktur füllte schon mal einen guten Teil der alten Brennerei: das 1850 errichtete und 1904 erweiterte Kontorgebäude an der Straße „An der Manufaktur“ sowie die südlich daran anschließenden, 1882 erbauten Oberlichthallen der alten Kellerei. Der Durchbruch für den Erfolg des Ganzen aber war die Entscheidung der Gütersloher Volksbank, als zweiter Nutzer nach „Markus T“ ihren Sitz in das eigentliche Brennerei-Gebäude zu verlagern, das, längs an der Haller Straße stehend, die Hauptansicht des Geländes besetzt, die Schnittstelle definiert hin zum Isselhorster Ortskern. Eine Fläche von 600 Quadratmetern war dadurch auf einen Schlag wiederbelebt und vor allem: mit einer Nutzung, die für Publikumsverkehr sorgte, mithin andere Angebote möglich machte und nahelegte als Ergänzung zu den bereits vorhandenen Nutzungen im Zentrum des Stadtteils. Gastronomie, Arztpraxen und, zuoberst, ein paar Wohnungen runden die Umnutzung der sogenannten Urbrennerei ab: In diesem etwas heterogenen, da einst immer wieder erweiterten Backsteinbau ist quasi die lebendige Mitte des umgenutzten Geländes entstanden. Ergänzt wird sie durch ein Hotel, das fast schon ein Boarding-Haus ist und in der im Westen angrenzenden Mälzerei eingerichtet wurde. Eine Reihenhausbebauung anstelle der „Alten Landwirtschaft“ begrenzt den Brennereihof im Westen, an der Südgrenze entstand als Ersatz der alten Remise ein neues Bürogebäude. Das viergeschossige, 1907 errichtete Gebäude der Lehrlingsbrennerei schließt die Lücke zwischen dem Büroneubau und der Halle der Brillenmanufaktur und wurde zu Wohn- und Büroräumen umgenutzt.
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