U-Bahnstation Museumsinsel in Berlin
Museen, Theater und drei Opernhäuser erwarten den Lückenschluss: Mit der Fertigstellung des unter der Spree verlaufenden Bahnhofs wird im Sommer gerechnet. Dann ist die Linie komplett. Bereits sichtbar ist der Sternenhimmel.
Text: Mausbach, Therese, Berlin
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Auf der Spreeinsel gibt es zwei Zugänge und einen Aufzug. Südlich der Schlossbrücke führen sie über Verteilerebene und Bahnsteig zum Boulevard Unter den Linden.
Foto: Stefan Müller
Auf der Spreeinsel gibt es zwei Zugänge und einen Aufzug. Südlich der Schlossbrücke führen sie über Verteilerebene und Bahnsteig zum Boulevard Unter den Linden.
Foto: Stefan Müller
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Granit zieht sich vom Boden bis zur Brillenwand.
Foto: Stefan Müller
Granit zieht sich vom Boden bis zur Brillenwand.
Foto: Stefan Müller
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So heißen jene Wandflächen, die beide Gleise am Anfang und am Ende des Bahnhofs mit dem Steig brillenförmig verbinden.
Foto: Stefan Müller
So heißen jene Wandflächen, die beide Gleise am Anfang und am Ende des Bahnhofs mit dem Steig brillenförmig verbinden.
Foto: Stefan Müller
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Hinter den Gleisen: Detailaufnahmen von benachbarten Gebäuden.
Foto: Stefan Müller
Hinter den Gleisen: Detailaufnahmen von benachbarten Gebäuden.
Foto: Stefan Müller
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Das Original: Schinkels Bühnenbildvorlage bewahrt das Berliner Kupferstichkabinett.
Bild: Karl F. Schinkel
Das Original: Schinkels Bühnenbildvorlage bewahrt das Berliner Kupferstichkabinett.
Bild: Karl F. Schinkel
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Und die Neuinterpretation: Die Lichttechnik ist hinter der Wandverkleidung verbaut, ...
Foto: Antonio Reetz-Graudenz
Und die Neuinterpretation: Die Lichttechnik ist hinter der Wandverkleidung verbaut, ...
Foto: Antonio Reetz-Graudenz
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... von wo die Glasfasern auf die kleinen Öffnungen der Decke verteilt werden.
Foto: Antonio Reetz-Graudenz
... von wo die Glasfasern auf die kleinen Öffnungen der Decke verteilt werden.
Foto: Antonio Reetz-Graudenz
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Die Deckenbemalung dauerte nur zwei Tage.
Foto: Antonio Reetz-Graudenz
Die Deckenbemalung dauerte nur zwei Tage.
Foto: Antonio Reetz-Graudenz
Die Museumsinsel erhält einen U-Bahnhof. Seine vier Zugänge wenden sich in Richtung des Boulevards Unter den Linden und bringen die Fahrgäste auf kürzestem Weg zum Deutschen Historischen Museum, zum Kronprinzenpalais sowie zur Ost- und Südseite des Humboldt Forums. Bewusst ordnen sich die Zugänge dem Weltkulturerbe in Insellage unter.
Im Innern entsteht durch die verwendeten Materialien eine kühle Strenge: Auf allen Ebenen ist der graublau getönte Kössein-Granit zu finden. Seine unterschiedlich großen Platten belegen den Boden der Verteilerebene und auf dem Bahnsteig im römischen, an den Wänden dagegen im wild versetzten Verband.
Dudler entschied sich gegen die auffälligen Rolltreppen der neuen Nachbarstationen, die im Seitenschutz das nackte Maschinenwerk präsentieren. Die hiesigen geben den Blick frei auf den glatten Fichtelberger Naturstein. Die Decken im Zwischengeschoss und im Bahnsteigbereich sind einfach weiß verputzt. Schlichte Eleganz bestimmt den Zweckbau. Ein Bahnhof der „Hochkultur“ besitzt schließlich seine ganz eigene Dramaturgie: „Die Berge theilen sich aus einander, und das Theater verwandelt sich in ein prächtiges Gemach. Die Königin sitzt auf einem Thron, welcher mit transparenten Sternen geziert ist.“ Dass Mozarts gewaltig klingende Szenenanweisung zur Zauberflöte auch auf den Tunnelbau der unter der Spree gelegenen U-Bahnstation zutrifft, konnte er nicht ahnen. Es war ein 28.000 Kubikmeter großer Eiskörper im Spreekanal südlich der Schlossbrücke vonnöten, um die beiden U-Bahntunnel sowie die insgesamt 180 Meter lange Bahnsteigebene durch den Untergrund zu fräsen, die Betoninnenschale einzubauen und so die herausforderndste Lücke der Li-nie zu schließen. Schwere Wehrmauern und kurze Rettungswege sichern die Fahrgäste, falls einmal Wasser in den Bahnhof eindringen sollte.
Unter der Spree und über den Gleisen sollte sich das Gewölbe in einen Sternenhimmel verwandeln. Der Höhepunkt der Station ist der Zauberflöte entlehnt, genauer: der Sternenhalle im Palast der Königin der Nacht. Inspiriert von Schinkels dazu entworfenem Bühnenbild, füllt nun Max Dudlers zeitgemäße Interpretation den U-Bahnhimmel. Dessen Umsetzung erforderte vorausschauende Arbeit, wofür ein 1:1-Modell in einem ungenutzten Tunnelabschnitt des Hauptbahnhofs erstellt wurde und noch heute dort vorfindbar ist. Da unter der Spree aus sicherheitstechnischen Gründen keine nachträglichen Eingriffe an der Decke erlaubt waren, verfügte die Schalung bereits über vormontierte Haltestangen für die Stahlunterkonstruktion. Die gewölbte Decke leuchtet im pigmentreichen Ultramarinblau, dessen dicke Farbstruktur nicht nur von starker Reflektion zeugt, sondern auch von sagenumwobener Kulturgeschichte – vom Lapislazuli-Edelstein bis zur Patentierung durch Yves Klein. Schinkels Leidenschaft für das von ihm zahlreich angewandte Motiv des Sternenhimmels mündete in tausendfach von Hand gemalten Gestirnen. Bei der BVG sind es nun 6662 Glasfasern, welche als kleine Lichtpunkte den Nachthimmel komplettieren.
Unter dem blauen Himmel rauscht die gelbe Bahn kontrastreich hindurch. Die Fahrgäste recken ihre Hälse. Die verspätete Eröffnung, sie ist Max Dudlers retardierendes Moment. Denn die vollständige Sicht auf den Himmel verbirgt sich am Gleis für die zukünftig Wartenden.
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