Sitz der Paraguayischen Bischofskonferenz in Asunción
Die paraguayische Bischofskonferenz ist zugleich Versammlungsort und administratives Zentrum der katholischen Kirche. Ihr neuer Sitz ist ein offenes Haus.
Text: Uribe Ortiz, José Luis, Talca
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Als „Haus im Park“ bezeichnen die Architekten den Neubau der Bischofskonferenz im Zentrum von Asunción.
Foto: Federico Cairoli
Als „Haus im Park“ bezeichnen die Architekten den Neubau der Bischofskonferenz im Zentrum von Asunción.
Foto: Federico Cairoli
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Der „Block“ der Wohnräume steht über der „Platte“ mit den Verwaltungsräumen.
Foto: Federico Cairoli
Der „Block“ der Wohnräume steht über der „Platte“ mit den Verwaltungsräumen.
Foto: Federico Cairoli
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Bis zu sechsmal im Jahr versammeln sich die 30 Bischöfe Paraguays zu Beratungen im Konferenzraum.
Foto: Federico Cairoli
Bis zu sechsmal im Jahr versammeln sich die 30 Bischöfe Paraguays zu Beratungen im Konferenzraum.
Foto: Federico Cairoli
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Die Büros der Bischofskonferenz sind um einen Hof herum angeordnet, in den eine Kapelle eingestellt ist.
Foto: Federico Cairoli
Die Büros der Bischofskonferenz sind um einen Hof herum angeordnet, in den eine Kapelle eingestellt ist.
Foto: Federico Cairoli
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Wenn die Bischöfe nicht tagen, ist das Haus aus dem Park heraus öffentlich zugänglich, und auch die Zimmer können gemietet werden.
Foto: Federico Cairoli
Wenn die Bischöfe nicht tagen, ist das Haus aus dem Park heraus öffentlich zugänglich, und auch die Zimmer können gemietet werden.
Foto: Federico Cairoli
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In der Kapelle in der Schmalseite des Wohnriegels wird die Heilige Messe vor der grünen Kulisse des Parks gefeiert.
Foto: Schulz und Schulz
In der Kapelle in der Schmalseite des Wohnriegels wird die Heilige Messe vor der grünen Kulisse des Parks gefeiert.
Foto: Schulz und Schulz
Vor einigen Jahren stellte Hashim Sarkis die Frage „Wie werden wir zusammenleben?“ und lud in seiner Eigenschaft als Kurator der XVII. Internationalen Architekturbiennale in Venedig 2021 die Architekten dazu ein, „sich neue Räume vorzustellen, in denen wir harmonisch zusammenleben können“ (
Bauwelt 10.2021). Sarkis forderte uns auf, nach einem Jahrzehnt, das von politischen Konflikten, Naturkatastrophen und verschiedenen Wirtschaftskrisen geprägt war, aus der Perspektive der Bewohner und der Gemeinschaft über die Disziplin Architektur nachzudenken.
Das Pastoralhaus Monseñor Juan Sinforiano Bogarin – Conferencia Episcopal Paraguaya (Paraguayische Bischofskonferenz) ist ein Projekt, das die von Sarkis aufgeworfene Frage anhand eines bemerkenswerten architektonischen Großobjekts beantwortet, das sich in einen Kontext einfügt, der von der Begegnung zwischen der bewohnten Landschaft und der natürlichen Landschaft des Seminario-Parks in Asunción geprägt ist. Die Architektur fügt sich als neues Element in die Stadtlandschaft ein; es verdichtet eine Reihe von öffentlichen Aktivitäten und ist zugleich ein neues Wahrzeichen für die Hauptstadt von Paraguay. Obwohl der Neubau der Bischofskonferenz nach außen hin auf den ersten Blick hermetisch wirken mag, zeigt die Art und Weise, wie er auf dem Gelände ruht, ein Gebäude, das durchlässig und nahe an den Bewohnern sein will, da es viele kleine Orte umfasst, die das Gemeinschaftsleben fördern.
Ein Platz als Vermittler von Privatheit und Öffentlichkeit
Formal gesehen besteht das Bauwerk aus einem Block und einer Platte. Der Block hat einen eher privaten Charakter und vereint Räume für die Unterbringung von Ordenspersonal und die Beherbergung von Besuchern. Die Platte bildet einen öffentlichen Platz, der den Zugang zum Gebäu-de ermöglicht und eine Schnittstelle zwischen der Umgebung und dem Inneren des Gebäudes darstellt. Die Bewohnbarkeit des Baus wird durch die Unterbringung der privaten Räume im obe-ren und der öffentlichen Aktivitäten im unteren Bereich bestimmt. Grundlage hierfür ist ein terrassierter Boden, der, angepasst an den Untergrund, ein Spiel mit Höhen bildet, das es dem Bewohner erlaubt, sich frei im öffentlichen Raum zu bewegen, dessen räumliche Abfolge eine einzigartige sensorische Erfahrung durch einen mit vielen Öffnungen, Lichtern und Texturen versehenen Weg schafft. In diesem Sinne begreift sichdas Erdgeschoss als ein Platz, der zwischen dem Außenraum, dem Bewohner und dem Inneren des Gebäudes vermittelt, ein Zwischenzustand, der erreicht, das architektonische Objekt räumlich zu durchdringen. Es ist ein großzügiges Gebäude, das dem Kontext eine Reihe von kleinen Plätzen hinzufügt, die zusammen durch Terrassen, Gärten und Bodenplatten eine besondere räumliche Abfolge bilden.
Der nichtöffentliche Block hingegen zeichnet sich durch den plastischen Ausdruck des Volumens aus, das durch ein System von Pfeilern gestützt wird, wodurch sein visuelles Gewicht gemildert wird. Die Fassade wird durch das Zusammenspiel von geschlossenen Flächen, Brise Soleil und räumlichen Leerstellen geformt und erhält dadurch ein freundliches, plastisches Erscheinungsbild. Die Oberfläche der Wände wird auf ehrliche Weise offengelegt, ohne ihre Mängel mit Verkleidungen zu verbergen, so dass sie Zeugnis ablegen kann vom Lauf der Zeit und den Spuren des Gebrauchs. Patina wird das Bauwerk allmählich altern lassen, seine Farbgebung verändern und ihm einen eigenen Charakter geben. Auf diese Weise kann sich der Ausdruck des Bauwerks im Laufe der Zeit und im Wechsel der Jahreszeit wandeln und entwickeln, ganz im Gegensatz zur Oberfläche vieler moderner Gebäude, die ewige Jugend darstellen wollen.
Andererseits bildet das Material, das dem Bauwerk Form verleiht, einen Kontrapunkt zum Verhältnis zwischen dem Volumen als Masse und dem Volumen als Raum. Diese Eigenschaft kommt Bruno Zevi nahe, der die Architektur als „eine große ausgehöhlte Skulptur, in die der Betrachter eintritt und welche er erfasst, indem er sich hindurch bewegt“1 definierte. Zevi betonte die Beziehung zwischen Masse und Leere, die es ermöglicht, Räume auf Grundlage der materiellen Sprache und des Verständnisses von Architektur als eine Operation der Subtraktion von Materie und der Abfolge von Räumen zu definieren.
Tageslicht und Material
Auch wenn die Materialität des Gebäudes durch die Präsenz des Betons gekennzeichnet ist, liegt ein interessanter Aspekt des Projekts in der Art und Weise, wie das Innere mit der dem Raum eigenen Immaterialität arbeitet, indem es auf natürliches Licht setzt. Dadurch ergibt sich eine Route, die auf der haptischen Dimension des Gebäudes gründet: geformt durch die Texturen der regionalen Materialien, wie Ziegelsteine oder Beton, gestaltet durch das von oben einfallen-de Licht. Der Besucher erlebt eine räumliche Erzählung, die über eine Palette von alltäglichen Situationen verfügt, die sich am Lichteinfall durch kleine Öffnungen orientieren, wobei jene „plastische und räumliche Erfahrung mit einer existenziellen Grundlage“2 zu erkennen ist, die Juhani Pallasmaa in der zeitgenössischen Architektur vermisst, und ein an Atmosphären reiches Bauwerk geschaffen wird, das sich mit dem sakralen Charakter der Bauaufgabe auseinandersetzt.
Dieses Werk der Architekten Sergio Ruggeri, Nicolás Berger und Giacomo Favilli will einen neuen Maßstab für die zeitgenössische paraguayische Architektur entwickeln und erreicht dies durch die Gestaltung eines komplexen Gebäudes, ohne dabei in diesem kleinen lateinamerikanischen Land die international wahrnehmbare experimentelle Dimension aufzugeben oder die Idee des Zusammenlebens zu vernachlässigen, wie sie von Sarkis thematisiert wird.
Übersetzung aus dem Spanischen von Beate Staib
1 Zevi, Bruno. Saber ver la arquitectura. Ensayo sobre la interpretación espacial de la arquitectura. Verlag Apóstrofe. Madrid. Spanien. 1998
2 Pallasmaa, Juhani. Los ojos de la Piel. La arquitectura y los sentidos. Verlag Gustavo Gili. Barcelona. España. 2014
Fakten
Architekten
Ruggeri, Sergio, Asunción; Berger, Nicolás, Asunción; Favilli, Giacomo, Asunción
Adresse
Teniente Jara Pastore, Asunción, Paraguay
aus
Bauwelt 8.2023
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