Bauwelt

Stadthalle Neubrandenburg


Die Stadthalle bedurfte der Erneuerung und wird nun als Turnhalle genutzt. Milatz Schmidt Architekten haben nicht nur einen Anbau geplant, sondern auch vieles bewahrt, interpretiert, weiterge­dacht.


Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin


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    Die Stadthalle liegt im Kulturpark im Südwesten des Neubrandenburger Zen­trums, etwa 15 Fußminuten entfernt vom Stargarder Tor.
    Foto: Jörn Lehmann

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    Die Stadthalle liegt im Kulturpark im Südwesten des Neubrandenburger Zen­trums, etwa 15 Fußminuten entfernt vom Stargarder Tor.

    Foto: Jörn Lehmann

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    Der weite Vorplatz bringt die Eleganz der Konstruk­tion auf erhabene Weise zur Geltung. Der Sanierung wurde beim BDA-Preis Mecklenburg-Vorpommern Ende Juni eine Anerkennung zugesprochen.
    Foto: Jörn Lehmann

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    Der weite Vorplatz bringt die Eleganz der Konstruk­tion auf erhabene Weise zur Geltung. Der Sanierung wurde beim BDA-Preis Mecklenburg-Vorpommern Ende Juni eine Anerkennung zugesprochen.

    Foto: Jörn Lehmann

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    Der Haupteingang ist im Zuge der Sanierung in den neuen Anbau auf der Westseite verlegt worden, ...
    Foto: Jörn Lehmann

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    Der Haupteingang ist im Zuge der Sanierung in den neuen Anbau auf der Westseite verlegt worden, ...

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    ... dahinter zieht sich das neue Foyer auf ganzer Länge durch den Anbau.
    Foto: Jörn Lehmann

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    ... dahinter zieht sich das neue Foyer auf ganzer Länge durch den Anbau.

    Foto: Jörn Lehmann

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    Das neue Foyer öffnet sich über eine raumhohe Fensterfassade zur Stadthalle. Im Gartenhof eine Skulptur von Fritz Cremer aus den 60er Jahren.
    Foto: Jörn Lehmann

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    Das neue Foyer öffnet sich über eine raumhohe Fensterfassade zur Stadthalle. Im Gartenhof eine Skulptur von Fritz Cremer aus den 60er Jahren.

    Foto: Jörn Lehmann

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    Als Messehalle gebaut, dient die Stadthalle heute als Sporthalle. Der Strahlerkranz aus den 90er Jahren wurde belassen; die ursprünglich dort hängende „Blume“, entworfen vom Architekten Kraus, konnte nicht rekonstruiert werden.
    Foto: Jörn Lehmann

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    Als Messehalle gebaut, dient die Stadthalle heute als Sporthalle. Der Strahlerkranz aus den 90er Jahren wurde belassen; die ursprünglich dort hängende „Blume“, entworfen vom Architekten Kraus, konnte nicht rekonstruiert werden.

    Foto: Jörn Lehmann

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    Die Nordostseite der Stadthalle. Ziegelsockel und Aluwelle entsprechen dem ursprünglichen Zustand, die Fassade musste erneuert werden.
    Foto: Jörn Lehmann

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    Die Nordostseite der Stadthalle. Ziegelsockel und Aluwelle entsprechen dem ursprünglichen Zustand, die Fassade musste erneuert werden.

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    Auf der Süd­ostseite wurden originale Elemente wiederverwendet, wie etwa die Türgriffe.
    Foto: Jörn Lehmann

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    Auf der Süd­ostseite wurden originale Elemente wiederverwendet, wie etwa die Türgriffe.

    Foto: Jörn Lehmann

Als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstörte Stadt wurde Neubrandenburg eine Art Freilichtmuseum des Wiederaufbaus. Es reicht schon ein Spaziergang vom Bahnhof durch die Stargarder Straße quer durch die Altstadt, um die ersten zwanzig Jahre der DDR-Architektur vor Augen geführt zu bekommen: von einem frühen, noch an die NS-Heimatschutzarchitektur erinnernden Gebäude wie dem Polizeipräsidium über die an die „Nationale Tradition“ angelehnte, mit Giebelhausattrappen gegliederte Blockrandbebauung auf der Ostseite im Mittelteil der Straße bis hin zum dezidiert modernen Kulturhaus am Marktplatz lassen sich mit wenigen Schritten die Brüche und Umbrüche in den Leitbildern des jungen sozialistischen Staats betrachten. Und außerhalb der wundersamerweise fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer mit ihren aufwendigen backsteingotischen Toranlagen setzt sich diese greifbare Architekturgeschichte fort – hinter dem Stargarder Tor in Richtung Südwesten etwa mit dem Kulturpark, ein Beispiel für die Landschaftsarchitektur der „Ostmoderne“, und darin der Stadthalle.
Das 1969 aus Anlass einer „Bezirksleistungsschau“ entstandene Gebäude ist ein Gemeinschaftswerk des Bauingenieurs Ulrich Müther und des Bezirksarchitekten Karl Kraus – Müther steuerte die prägnante Hyparschalenkonstruktion bei, Kraus die Eckanbauten mit Umkleide- und Sanitärräumen, Catering, Büro, Haustechnik und Lagerflächen, die Fassaden und Ausstattungselemente. In den neunziger Jahren wurde die Stadthalle saniert und kurz danach unter Denkmalschutz gestellt, 2023 dann eine abermalige, gut zehn Millionen Euro teure Sanierung abgeschlossen, die auch einen neuen Anbau für größere Nebenräume einschloss. Für die 2015 begonnene Planung zeichnet das Neubrandenburger Architekturbüro Milatz Schmidt verantwortlich.
Die Dachkonstruktion sei in gutem Zustand gewesen, berichtet Architekt Ullrich Schmidt vor Ort, kurz vor Weihnachten letzten Jahres. Sie besteht aus vier Hyparschalen, wie Müther sie für die Gaststätte „Ostseeperle“ in Glowe auf Rügen entwickelt hatte, zwei Schräg- und zwei Vertikalstützen sowie einem unterirdisch angeordneten Zugeisen – außer einer Betonsanierung an den Rändern musste hier nichts gemacht werden. Doch behinderten die schrägen Dachstützen die Besucherströme in der ursprünglichen Foyeranordnung. Nun enden sie in einem kleinen Gartenhof, darin die Plastik „Der Handschuh“ von Fritz Cremer, die einst im Kulturpark aufgestellt war, hier nun aber einen vandalismussicheren Platz gefunden hat. Ein neues, großzügiges und zum Gartenhof großflächig verglastes Foyer schließt sich westlich daran an, als verbindender Raum zwischen der existierenden Stadthalle und den Nebenräumen im neuen Anbau. Dieser wurde mit Lärchenholz verkleidet, die auf die Spuren der Brettschalung von Müthers Dachkonstruk­tion anspielt – da die dicken Farbschichten, die sich im Laufe der Jahre darübergelegt hatten, entfernt wurden, ist diese ursprüngliche Oberfläche im Inneren des Hallenraums wieder sichtbar.
Überhaupt hat sich der Hauptraum der Stadthalle wenig verändert, wartet noch immer als ein „großes Zelt“ auf die Besucherinnen und Besucher. Es sind eher Details der Ausstattung, die, der heutigen Nutzung als Sporthalle geschuldet, verändert werden mussten. Dies betrifft vor allem die Erfordernis federnder Wände und glatter Flächen, weshalb die historischen Verkleidungen der Raumecken aus Sperrholz und Blech, hin­-ter denen sich Haustechnik, aber auch eine Durchreiche für das Catering befanden und die bereits in den neunziger Jahren verdeckt worden waren, nun durch neue, glatte Elemente ersetzt werden mussten, die mit ihrer Farbgebung die ursprünglich plastische Gliederung in Erinnerung halten. Im Foyer lassen sich zwei der Originalelemente betrachten, sie zieren die westliche Rückwand. Auch ein Anprallschutz im Bereich der Glasfassaden war nötig, vor der im originalen Zustand erhaltenen oder rekonstruierten Südfassade zudem ein Ballfangnetz. Prägender für die Raumwirkung aber sind die Glasoberlichter, die die Fugen zwischen den Schalen schließen – sie wurden schon in den neunziger Jahren saniert, da sie schwer zu dichten sind, und auch jetzt tropft es wieder, zum Ärger aller Beteiligten.
Noch größer war die Aufgabe, vor der sich Schmidt und seine Büropartnerin Susann Milatz bei anderen Elementen des Bestands gestellt sahen, zum Beispiel der Fassade. Ihre thermisch nicht getrennten Profile waren fast vollständig abgängig und mussten durch thermisch getrennte Profile ersetzt werden, Ausnahme bildet der erwähnte Abschnitt Originalfassade im Süden. Hier fanden auch die noch erhaltenen originalen Bronzetürgriffe gesammelt neue Verwendung. Die Sinuswelle des Attikablechs wurde dagegen auf allen Seiten umlaufend rekonstruiert – sie war bei der vorigen Sanierung verloren gegangen. Der Ziegelsockel dagegen war durchweg erhalten. Das charakteristische Profilglas war ursprünglich eingefärbt, nun kam eine türkisfarbene Folie zum Einsatz, um die ursprüngliche Anmutung zu erzielen. Im nordwestlichen Anbau wurden darüber hinaus Originalelemente gesammelt und verbaut, die anderswo weichen mussten: Fußbodenplatten, Stahltüren, Deckenelemente, Trapezelemente aus Kunststoff, Leuchten. Der Anbau im Südwesten dagegen war bereits vor der Jahrtausendwende aufgrund eines Brandschadens durch einen Neubau ersetzt worden. In ihm befinden sich heute neue Sanitärräume, die Farbigkeit und Gestaltung unaufdringlich in die Gegenwart verlängern. Der Ton für die Gesamtanmutung dieser Erneuerung ist damit schon im Kleinen getroffen.



Fakten
Architekten Müther, Ulrich (1934–2007); Milatz.Schmidt, Neubrandenburg
Adresse Parkstraße 1, 17033 Neubrandenburg


aus Bauwelt 16.2024
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