Stadthaus in Kirchheim unter Teck
Das Stadthaus von mehr* architekten schloss eine Baulücke im Kirchheimer Steingauquartier, noch bevor die angrenzenden Gebäude standen. Inzwischen ist das Quartier fast fertig und das Haus das dritte Jahr bewohnt.
Text: Kraft, Caroline, Berlin
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Zuerst war die Erschließung: Die Treppe des Hauses stand am Anfang der Planung. Aus Platzgründen ist sie ab der Zwischenebene halbgewendelt.
Foto: Sebastian Schels
Zuerst war die Erschließung: Die Treppe des Hauses stand am Anfang der Planung. Aus Platzgründen ist sie ab der Zwischenebene halbgewendelt.
Foto: Sebastian Schels
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Die verkehrsberuhigte Straße wird gerade angehoben, bald ist das Erdgeschoss schwellenlos zugänglich.
Foto: Sebastian Schels
Die verkehrsberuhigte Straße wird gerade angehoben, bald ist das Erdgeschoss schwellenlos zugänglich.
Foto: Sebastian Schels
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Der Eingangsbereich fungiert als Vorplatz des Hauses. Das verstärkt die faltbare Streckmetall-Fassade, die sich über die gesamte Breite öffnen lässt.
Foto: Sebastian Schels
Der Eingangsbereich fungiert als Vorplatz des Hauses. Das verstärkt die faltbare Streckmetall-Fassade, die sich über die gesamte Breite öffnen lässt.
Foto: Sebastian Schels
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Bodenbeläge zonieren die Bereiche: Zementestrich im Erdgeschoss, ...
Foto: Sebastian Schels
Bodenbeläge zonieren die Bereiche: Zementestrich im Erdgeschoss, ...
Foto: Sebastian Schels
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... Terrazzo auf der Wohnetage, ...
Foto: Sebastian Schels
... Terrazzo auf der Wohnetage, ...
Foto: Sebastian Schels
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... Teppich auf der Zwischenebene ...
Foto: Sebastian Schels
... Teppich auf der Zwischenebene ...
Foto: Sebastian Schels
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... und Naturkautschuk im Schlafgeschoss.
Foto: Sebastian Schels
... und Naturkautschuk im Schlafgeschoss.
Foto: Sebastian Schels
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Das offene Wohngeschoss im Stadthaus von mehr* architekten lebt von den Blickachsen über verschiedene Ebenen und Raumbereiche.
Foto: Sebastian Schels
Das offene Wohngeschoss im Stadthaus von mehr* architekten lebt von den Blickachsen über verschiedene Ebenen und Raumbereiche.
Foto: Sebastian Schels
Wenn die Kinder älter sind, ziehen sie ins Erdgeschoss. Das Raumprogramm des Kirchheimer Einfamilienhauses ist darauf ausgelegt, dass sich die Bedürfnisse der vierköpfigen Familie verändern. Ein Wohngebäude müsse sein eigenes Thema haben, schildert David Brodbeck, der mit mehr* architekten das Stadthaus nahe des Quartiersplatzes plante. Das Erdgeschoss habe, wie die Ebene zwischen erstem und drittem Geschoss, keine feste Zuschreibung und passe sich mit der Zeit an die neuen Anforderungen von Kindern und Eltern an. Das Thema also: Wandelbarkeit nach Bedarf.
Das Steingauquartier in Kirchheim unter Teck gilt als zukunftsorientiert und vielfältig in seiner sozialen und baulichen Struktur. Seit Spatenstich 2018 sind etwa 350 Wohnungen entstanden. Das neue Quartier westlich der historischen Altstadt Kirchheims ist Teil der IBA 27 Stuttgart. Die Stadt Kirchheim erwarb das ehemalige Gewerbegebiet und vergab die Parzellen größtenteils an Bauträger und Baugruppen. Auf dem 3,5 Hektar großen Gelände mischen sich überwiegend Mehrfamilienhäuser mit einigen kommerziellen Nutzungen in den Erdgeschossen. Drei Häuser im Quartier sind von Einzelbauherren getragen, zwei davon haben mehr* architekten geplant. Das dritte Projekt des Büros im Steingauquartier, ein Mehrfamilienhaus für eine Baugruppe, liegt nur ein paar Schritte entfernt.
Für die sechs Meter breite Baulücke an der Carl-Mayer-Straße gab es eigentlich schon andere Bauherren und einen anderen Entwurf. Und eigentlich war es gar keine Baulücke. „Bei Planungsbeginn war hier nur geschotterte Wiese“, erzählt Brodbeck. Die Nachbargebäude waren zu Papier gebracht, noch nicht gebaut, und zwischen ihnen klaffte eine Lücke in der Reihe. Aus Sorge vor der ungewissen Licht- und Umgebungssituation sprangen die ursprünglichen Interessenten ab, der erste Entwurf platzte. So wagten sich neue Bewohnerinnen und Planer an das 75 Quadratmeter große Grundstück.
Zentral im Innenraum liegt der Erschließungskern, mit zunächst einläufiger, später halbgewendelter Treppe. Im Erdgeschoss hinter dem mittig liegenden Sanitärkern ist derzeit Spiel- und Werkraum untergebracht. Mit zusätzlich eingezogener Wand kann es später Teenie-Refugium mit Hofausrichtung werden. Das Wohnen beginnt im ersten Obergeschoss – ob der durchaus eher dunklen Situation zur Straße hin eine kluge Entscheidung. Um einem sonst eventuell etwas bedrückenden Raumgefühl entgegenzuwirken, sind Wohn- und Essbereich doppelgeschossig. Über dem offenen Küchenbereich in der Mitte ist eine Zwischenebene eingezogen, über der die Schlafbereiche liegen. Auf der Hofseite führt eine Stahltreppe nach unten. Auf einen Balkon vor dem ersten Stockwerk hat die Familie bewusst verzichtet, „damit man nicht so über den anderen thront“ – dafür gibt es offengestanden auch eine Dachterrasse. Aber wie steht es nun um die Belichtung, die die vorherigen Bauherren so abschreckte? Zumindest ab dem Erdgeschoss lassen die gegenüberliegenden Fensterbänder ungehindert Tageslicht einfallen. Mit der Transparenz des Hauses haben die Bewohner kein Problem, scheinbar aber so manche Nachbarin: Gegenüber hängen Vorhänge, obwohl die Wohnungen noch nicht einmal bezogen sind.
Mit der Programmierung des Stadthauses konnten mehr* architekten allen vorherigen Zweifel ausräumen. Schade nur, dass der Entwurf auf eine Betonkonstruktion zurückgreift. „Wir hätten gerne in Holz geplant“, sagt Brodbeck. Das hätte deutlich mehr finanziellen und zeitlichen Aufwand für die Nachrücker bedeutet, zumal ein Rohbauer die angrenzenden Wohnhäuser Stockwerk für Stockwerk zeitgleich um den Innenhof stapelte. Womit die Zahnlücke gefüllt ist, sollte dennoch nicht egal sein.
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