Gartenhaus in München
Der eigene Neubau im Garten des Büros bot Florian Nagler Architekten die Gelegenheit, ein zeitgemäß gestaltetes Haus zu entwickeln, das erstmals vollkommen ohne die Verwendung von Zement auskommt.
Text: Schittich, Christian, München
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Mit dem dreigeschossigen Bürogebäude demonstriert Florian Nagler, ...
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
Mit dem dreigeschossigen Bürogebäude demonstriert Florian Nagler, ...
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
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... wie Bauen ohne Zement funktionieren kann.
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
... wie Bauen ohne Zement funktionieren kann.
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
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Von der Gründung über die Bäder ...
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
Von der Gründung über die Bäder ...
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
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... bis zum Kamin.
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
... bis zum Kamin.
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
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Bevorzugte Materialien: Holz, Lehm, Naturstein.
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
Bevorzugte Materialien: Holz, Lehm, Naturstein.
Foto: Pk. Odessa Co/Schels, Lanz
Wie das Bauen, das bekanntlich in einer Flut von Normen und Vorschriften erstickt, weniger aufwändig werden kann, dazu macht sich Florian Nagler seit Jahren Gedanken. Als Professor an der dortigen TU hat er das Forschungsprojekt „Einfach Bauen“ initiiert. Grundlagen und Richtlinien dazu werden nun an verschiedenen Lehrstühlen wissenschaftlich erarbeitet, um sie dann in der Praxis zu testen und die Ergebnisse durch Monitoring im Betrieb zu verifizieren. Nicht zuletzt die Verknüpfung mit Projekten aus dem eigenen Büro schafft dabei einen engen Bezug zur Realität.
Eines seiner besonderen Ziele ist es, schichtenarm zu bauen, denn die heute üblichen hochkomplexen Außenwandaufbauten machen das Bauen nicht nur komplizierter und teurer, sondern erschweren später auch noch das sortenreine Recycling. Viel beachtet wurden in diesem Zusammenhang die drei 2021 fertiggestellten Wohnhäuser in Bad Aibling, wo der gleiche Baukörper in drei verschiedenen Materialien umgesetzt wurde – immer mit einschaligem Wandaufbau mit ausreichend Speichermasse und simplen Raumgeometrien (
Bauwelt 4.2021 und
9.2023). Die anschließend durch Evaluierung während der Nutzung gewonnenen Ergebnisse finden seither Eingang in jedes weitere Projekt von Naglers Büro. Besonders geeignet zum Experimentieren ist da ein Gebäude, das die Architekten für sich selbst entwerfen wie das hier vorgestellte Haus im eigenen Garten.
Florian Nagler Architekten sitzen im Stadtteil Pasing im Westen von München in einer ebenso heterogenen wie locker bebauten Umgebung. Zwei Etagen eines villenartigen Altbaus aus den 1930er Jahren nimmt das Büro ein, im Dachgeschoss darüber wohnt das Architektenpaar mit seiner Familie. Der gerade fertiggestellte Neubau in dem beneidenswert großen Freibereich dient als Erweiterung der Büro- und Wohnflächen im Vorderhaus, das nach dem Anwachsen der Firma auf aktuell etwa 30 Mitarbeiter zu eng wurde. Wesentliche Zielsetzung beim Entwurf war es, den schönen Garten weitestgehend zu erhalten oder durch neue, differenzierte Teilbereiche sogar aufzuwerten – ein Vorhaben, das gelungen ist.
Um den Versiegelungsgrad gering zu halten, erhielt das Gartenhaus drei Geschosse, aber keinen Keller. Die Gründung erfolgt durch drei Meter lange Schraubfundamente aus verzinktem Stahl. Denn es ist eine der Prämissen des Projekts, zu zeigen, dass schon heute komplett ohne die Verwendung von Zement gebaut werden kann. Das impliziert nicht nur den Verzicht auf Betonfundamente, sondern auch auf Estriche oder zementgebundene Kleber. Grundsätzlich sind in dem winkelförmigen Baukörper drei ähnliche Einheiten übereinandergestapelt, die alle sowohl als Wohnungen, als auch als Büroflächen genutzt werden können und untereinander schaltbar sind. So könnte die Einheit im Erdgeschoss, die aktuell einen großen Besprechungsraum und die Arbeitsplätze der Inhaber enthält, bei Bedarf auch zur barrierefreien Wohnung umgenutzt werden. Bei der Konstruktion entschieden sich die Architekten für Massivholzwände aus Fichte mit einem dreilagigen Aufbau nach dem System eines regionalen Herstellers. Durch die thermische Verklebung sind diese absolut luftdicht, ohne weitere Folien.
Das Forschungsprojekt in Bad Aibling hatte gezeigt, dass man mit einer massiven Holzwand, in deren mittlere Lage Luftkammern eingefräst sind, einen hervorragenden Dämmwert erreichen kann und gleichzeitig genug Speichermasse zum Klimaausgleich erhält. Das gesamte Holz stammt aus der weiteren Region, seine Oberflächen sind unbehandelt. Außenseitig wurde als Witterungsschutz eine Schalung aus sägerauen Fichtenbrettern vorgesetzt, analog zum Bestand in grauer Fassung. Die Geschossdecken bestehen aus eng liegenden Holzbalken mit dazwischen angeordneten Lehmelementen, die den Schallschutz und das Raumklima positiv beeinflussen. In die Lehmelemente ist auch die Fußbodenheizung für das jeweils darüberliegende Geschoss integriert. Die Wärmeversorgung erfolgt als Nahwärme über die Pelletheizung im Vorderhaus. Auch Bäder und
Sanitärbereiche kommen ohne zusätzliche Dichtungen aus. Lehmputz und Fliesen aus Naturstein prägen hier die Oberflächen.
Alle Details an diesem Haus wirken reduziert und durchdacht, Florian Nagler hat sie selbst von Hand gezeichnet, nur die Eingabe- und Werkpläne sind am Computer entstanden. Beim Betreten des Gebäudes steigt dem Besucher umgehend der Geruch von frischem Holz in die Nase. Die Wände aus Fichte strahlen einen warmen Ton aus und führen gleichzeitig zu ausgesprochen modernen Räumen. Daneben korrespondieren sie gut mit den weiteren Materialien wie Lehm und Naturstein. Die Fenster aus geölter Lärche heben sich angenehm von den hellen Wänden ab. Von außen betrachtet sind es nicht zuletzt die weit vorstehenden Umrandungen der Öffnungen – die Sonnen- und Witterungsschutz bieten und die Läden aufnehmen – welche die Fassaden akzentuieren. Florian Nagler Architekten ist ein zeitgemäßes Haus gelungen, das im Ergebnis sichtbar Haltung zeigt.
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