Verwaltungshochhaus in Brugg
Das Verwaltungshochhaus der Kabelwerke Brugg fand einen neuen Nutzer. Tschudin Urech Bolt Architekten haben das Baudenkmal mit dem nötigen Respekt aktualisiert.
Text: Gabler, Christiane, Zürich
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Die Fassade wurde auf der Innenseite gedämmt. Die neuen Aluminiumfenster zeigen die gleiche Ansichtsbreite wie die alten. Der Marmor der Brüstungsbänder wurde im selben Steinbruch gewonnen wie zur Bauzeit.
Foto: Kuster Frey
Die Fassade wurde auf der Innenseite gedämmt. Die neuen Aluminiumfenster zeigen die gleiche Ansichtsbreite wie die alten. Der Marmor der Brüstungsbänder wurde im selben Steinbruch gewonnen wie zur Bauzeit.
Foto: Kuster Frey
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Das in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätige „Lernwerk“ hat im Hochhaus Büros und Schulungsräume untergebracht, Werkstätten fanden in einer benachbarten Halle Platz.
Foto: Kuster Frey
Das in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätige „Lernwerk“ hat im Hochhaus Büros und Schulungsräume untergebracht, Werkstätten fanden in einer benachbarten Halle Platz.
Foto: Kuster Frey
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Kein Aufzugskern, ...
Foto: Kuster Frey
Kein Aufzugskern, ...
Foto: Kuster Frey
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... sondern eine elegante Treppe ...
Foto: Kuster Frey
... sondern eine elegante Treppe ...
Foto: Kuster Frey
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... bildet auch nach der Sanierung das Herz des Hochhauses.
Foto: Kuster Frey
... bildet auch nach der Sanierung das Herz des Hochhauses.
Foto: Kuster Frey
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Die Innenräume wurden bis in die Farbtöne denkmalgerecht erneuert, zugleich aber entspricht eine neue, elegant integrierte Haustechnik den heutigen Bedürf- nissen an das Raumklima.
Foto: Kuster Frey
Die Innenräume wurden bis in die Farbtöne denkmalgerecht erneuert, zugleich aber entspricht eine neue, elegant integrierte Haustechnik den heutigen Bedürf- nissen an das Raumklima.
Foto: Kuster Frey
An der Grenze zwischen den beiden aargauischen Gemeinden Windisch und Brugg in unmittelbarer Bahnhofsnähe befindet sich das weitläufige Firmenareal der „Kabelwerke Brugg AG“, das in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zu den größten industriellen Arbeitgebern des Kantons gehörte. Das Verwaltungsgebäude des Konzerns ist ein typisches Beispiel der 1950er-Jahre-Hochhausarchitektur in der Schweiz. Das Gebäude entstand 1957 nach Plänen der Architekten Carl Froelich und Hans Kündig am Rand des bereits vorhandenen, weitläufigen Industrieareals; seit 2020 steht es unter kommunalem Denkmalschutz. Aufgeführt im Bauinventar der kantonalen Denkmalpflege sowie in der Liste der 100 ty-pischen Bauten der Fünfziger- und Sechzigerjahre des Schweizer Heimatschutzes, durfte das bereits einige Jahre leerstehende Gebäude somit nur unter Erhalt aller schützenswerten Teile umgenutzt und erneuert werden – und unter Bewahrung der baulichen Charakteristik seiner Entstehungszeit: Es gilt schließlich als eines der schönsten Hochhäuser im Kanton.
Einen neuen Mieter zu finden, war aufgrund der Gebäudestruktur nicht einfach, da aktuelle Brandschutzanforderungen nur die Nutzung des gesamten Gebäudes durch einen Mieter erlauben. Mit dem Lernwerk, einem gemeinnützigen privaten Verein, fand der Eigentümer einen idealen Nutzer. Die Bildungseinrichtung unterstützt die Integration von Erwachsenen in den Arbeitsmarkt und hilft Jugendlichen, Lehrstellen zu finden und den beruflichen Einstieg zu meistern. Das Lernwerk betreibt mehrere soziale Betriebe, bietet Kurse und Coachings an. Die Betriebe, wie Velowerkstatt oder eine Schreinerei, fanden in einer der benachbarten ehemaligen Werkhallen eine neue Adresse, das Veraltungshochhaus beherbergt nun die Verwaltungs- und Schulungsräume des Vereins.
Die Grundstruktur dieses Bürohauses der Nachkriegsmoderne besteht aus zwei Bürotrakten mit einem Atrium und einer großzügigen Treppenanlage im Zentrum. Dieses öffnet sich mit großen Fensterflächen nach Norden und Süden. Das repetitive Fassaden- und Raumkonzept in den beidseitigen Bürotrakten erlaubte den für die Erneuerung verantwortlichen Architekten Tschudin Urech Bolt, eine flexible Raumnutzung mit einem Minimum an baulichen Veränderungen. Die behutsam geplanten und ausgeführten Eingriffe stärken und entwickeln die vorhandenen Qualitäten weiter. So konnten Großraumbüros und Schulungsräume implementiert werden, ohne die Grundstruktur zu verändern. Offene Glastrennwände zwischen den Räumen erhal-ten die Großzügigkeit und unterstützen das Ziel einer lebendigen Arbeits- und Lernatmosphäre.
Doch der erste Eindruck von nur minimalen Eingriffen täuscht. Das Gebäude musste bis auf den Rohbau zurückgebaut werden. Eine Asbestsanierung und die Erdbebenertüchtigung der Tragstruktur folgten. Die Integration einer zeitgemäßen technischen Gebäudeausrüstung gelang mit intelligenten Maßnahmen. Die Schächte, in denen vormals zwei Aktenlifte durch das Gebäude fuhren, werden jetzt für die Haustechnik verwendet. Aktivierte Heiz-Kühldecken ersetzen die alten Metall-Abhangdecken, die allerdings auch bereits eine Kühltechnik integriert hatten. Die Radiatoren an den Fenstern wurden ausgebaut, die neue Brüstungsverkleidung folgt in Farbgebung und Geometrie dem Bestand. Die modernisierten Toilettenanlagen folgen in Ausstattung und Materialisierung dem Original.
Die Fassade ist geprägt von dem geschliffenen, expressiv strukturierten Marmor Verde Alpine, Betonlisenen und den Fensterbändern mit filigranen Aluminiumprofilen. Eine Veränderung des Schichtaufbaus in der äußeren Fassadenebene für die energetische Optimierung hätte eine starke Veränderung des Erscheinungsbilds bedeutet. Stattdessen wurde die gesamte Gebäudehülle auf der Innenwandseite mit einer optimierten 15 Zentimeter starken Vakuumdämmung ergänzt. Neue Aluminiumprofile für die Fenster wurden als Sonderanfertigung in der gleichen Ansichtsgeometrie für das Gebäude angefertigt. Die vorgehängten Marmorplatten mussten ersetzt werden, allerdings stammen die neuen Elemente aus demselben Steinbruch wie die Originale aus den fünfziger Jahren.
Die zentrale Halle mit der über alle Geschosse führenden offenen Treppe ist das Herzstück des Gebäudes. Der respektvolle Umgang mit dem Bestand und eine sorgfältige Planung der Details betonen ihre ursprüngliche Eleganz. Die originalen Treppengeländer wurden demontiert, die Pfosten um einige Zentimeter verlängert und ein feines Drahtgewebe eingebunden, damit der heutigen Gesetzgebung Genüge getan ist. Der Natursteinboden auf der Treppe wurde lediglich gereinigt und im Foyer poliert. Im Windfang konnten sogar die originalen Fenster und Eingangstüren erhalten werden. Die Lifte wurden neu gestrichen und überholt. Die schlichte Signaletik fügt sich zurückhaltend ein. Vom Foyer aus zugänglich, wurde im Erdgeschoss ein kleines Cafe integriert; seine Einbauküche fügt sich als filigrane Insel selbstverständlich in die Raumstruktur ein.
Mit der intensiven Beschäftigung mit dem bau-lichen Bestand und der daraus gewonnenen Sensibilität setzten die Architekten die gewünschten Veränderungen und Anpassungen um. Alle Bauteile, die wiederverwendet werden sollten, wurden ausgebaut, eingelagert und wieder aufbereitet. So konnten beispielsweise die originalen Türzargen nach Absprache mit den Brandschutzbehörden wiederverwendet werden, obwohl gesetzeskonform eine Zertifizierung erforderlich gewesen wäre. Die Türblätter wurden erneuert. In den Büros und Schulungsräumen wurden die originalen Einbauschränke an der Korridorseite den neuen Bedürfnissen behutsam angepasst, originale Schrankfronten und Beschläge wurden aufbereitet und weiterverwendet, die Griffe wurden nach der Originalvorlage von einemSchlosser angefertigt. Für die Farbgebung wurden an einigen prägnanten Bauteilen die Farbschichten abgetragen, um die originale Farbgebung zu ermitteln. Weinrot für die Einbaumöbel und Türen, ein leichtes Beige für die Wände und ein Mintgrün für die Decken und neuen PVC-Bodenbeläge geben dem Gebäude die Anmutung der fünfziger Jahre zurück.
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