Bauwelt History
Ein Rückblick auf das legendäre Heft zur Aufforderung für den Bau im Jahr 1961 und auf zwei der späteren Hefte zur Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Bauwelt History
Ein Rückblick auf das legendäre Heft zur Aufforderung für den Bau im Jahr 1961 und auf zwei der späteren Hefte zur Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Der Bau der Neuen Nationalgalerie steht in einem Zusammenhang mit dem Heft Bauwelt 13.1961. In welcher Weise die damalige Aufforderung „Mies van der Rohe muß in Berlin bauen!“ tatsächlich dazu führte, dass der damalige Senatsbaudirektor Werner Düttmann für den Berliner Senat eine Reise nach Chicago antrat und Mies einwilligte in Berlin zu bauen, ist nicht zu rekonstruieren. In jedem Fall war die Petition in der Bauwelt, damals eine Zeitschrift mit 7000 Abonnenten, ein Erfolg. Fast 2000 der beigelegten Postkarten gingen in Berlin ein, um dem Projekt Nachdruck zu verleihen. Das Heft von 1961 war auch grafisch etwas Besonderes, denn auf dem Titel sorgte ein „Aufkleber“ in Rot mit der Aufforderung für Aufsehen. Im Heft gratulierte Ulrich Conrads, seit 1957 Chefredakteur, dem Architekten zu seinem 75. Geburtstag, wünscht sich mit Nachdruck das „große, bedeutsame Bauwerk“ und veröffentlicht die Ansprache von Mies anlässlich der Verleihung der Goldenen Medaille des AIA in San Francisco von 1960.
Nach Fertigstellung erschien das Bauwelt-Heft 38.1968 mit einer 18-seitigen ausführlichen Dokumentation. Ulrich Conrads kommentiert kritisch: „Ich kenne keinen Bau, der ruhiger, abgeklärter, statischer wäre als dieser. Es ist Mies van der Rohes entschiedenster Gang Arm in Arm mit Schinkel. Es ist Mies’ entschiedenstes Angebot, das Leben zur Selbstbehauptung zu zwingen.“ Und an anderer Stelle: „Natürlich sind die Garderoben, die Lüftungsschächte unter dem schwebenden Stahldach im Grunde unmöglich“. Aufschlussreich ist auch der Beitrag der Ingenieure mit präzisen Beschreibungen der Konstruktionsdetails.
Die Bauwelt nimmt in den folgenden Jahrzehnten weiter Stellung zu Mies, auch zur Rekonstruktion des Barcelona-Pavillons, blickt nach Krefeld oder zum Haus Lemke. Heft 11.1986 zeigte erneut sein Werk – nun zum 100. Geburtstag. 2001 folgte ein weiteres Heft, dass sich ihm ausschließlich widmete. Anlass sind zwei große Wanderausstellungen über die Berliner Jahre von Mies bis 1938 und in Amerika von 1938 bis 1969. Ulrich Conrads, der nach über dreißig Jahren die Chefredaktion an Peter Rumpf abgegeben hatte, meldet sich noch einmal zu Wort und erinnert an die Ausgabe von 1961, aber ohne neue Erkenntnisse.
Das Werk von Mies blieb weiter im Blick. So erschien das Heft 44.2011 zum Symposium „Rethinking Mies – Mies neu denken“ anlässlich des 125. Geburtstags in Aachen, dem Geburtsort des Architekten. In Heft 40.2016 zum Thema „Am Berliner Kulturforum soll Mies van der Rohe mit Herzog & de Meuron einen umstrittenen Nachbar bekommen“ veröffentlichten wir schließlich eine ausführliche Dokumentation der Studien zum Bau und der geplanten Instandsetzungsarbeiten durch David Chipperfield Architects.
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