Bauwelt

Die Architektur der Gesellschaft

Boris Schade-Bünsow wünscht sich neben einer neuen Haltung zu Architektur und Städtebau auch einen neuen Stil.

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Boris Schade-Bünsow wünscht sich neben einer neuen Haltung zu Architektur und Städtebau auch einen neuen Stil.


Die Architektur der Gesellschaft

Boris Schade-Bünsow wünscht sich neben einer neuen Haltung zu Architektur und Städtebau auch einen neuen Stil.

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Bedeutende gesellschaftliche Umbrüche gingen in der Vergangenheit oftmals einher mit einer neuen Architektur und einer neuen Ästhetik. Die Industrialisierung und deren Bauwerke, beispielsweise Peter Behrens’ AEG-Turbinenhalle von 1909, erzeugte neue Ideen für Wohnungs- und Städtebau. Das „Neue Bauen“ der Zwischenkriegszeit schuf neue Siedlungsformen. Bruno Taut baute in Berlin die Hufeisensiedlung (1925) und Onkel Toms Hütte (1931). Bruno Paul und Franz Weber bauten zur gleichen Zeit die Villa Plange in Soest.
In der zweiten Nachkriegszeit wurde die autogerechte Stadt zum neuen Maßstab erhoben, der Mobilität wurde mit Freude alles untergeordnet. Die Kunst und das Können der Ingenieure und Planer zeigte sich im Straßenbau, der seine Vollendung im Autobahnkreuz, einem planfreien Kontenpunkt mit nur einem Brückenbauwerk, fand. In den 1970er Jahren folgte die Architektur dem allgemeinen Fortschrittsoptimismus mit dem Olympiastadion in München von Günter Behnisch und Frei Otto, dem ICC Berlin von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte und natürlich dem Centre Pompidou in Paris. Architekten wie Piano, Rogers und Franchini schufen pure Zuversicht aus Stahl, Glas und Technik.
Kaum einen ästhetisch eigenständigen baulichen Ausdruck brachte bisher die Digitalisierung hervor; und die auf reine Bauphysik reduzierte Antwort auf die Erfordernisse des energiegerechten Bauens ist nicht nur ästhetisch nichtssagend. Allein die Gebäudehülle richtet es nicht, die Folgen müssen wir in einigen Jahrzehnten bei der Sanierung ausbaden.
Heute stehen wir erneut vor einer großen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Zäsur. Es geht um nichts weniger als darum, das Klima zu retten. Für das Bauen bedeutete dies, Bauwerke so emissionsarm wie möglich zu errichten und zu betreiben, Bauteile und ganze Strukturen werden wir wiederverwenden müssen. Damit wird eine Ästhetik des Unfertigen einhergehen, die frühere Generationen nicht erkannt und wertgeschätzt haben. In Zukunft wird das anders sein: Folgende Generationen werden einen Stil entwickeln, der über „form follows availability“ hinausgehen wird.

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