Bauwelt

Hat der Garten keinen Zaun?

Marie Bruun Yde nimmt am liebsten die Abkürzung über offene Privatgrundstücke

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin

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Marie Bruun Yde nimmt am liebsten die Abkürzung über offene Privatgrundstücke


Hat der Garten keinen Zaun?

Marie Bruun Yde nimmt am liebsten die Abkürzung über offene Privatgrundstücke

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin

Sommerhaus am Nordzipfel Jütlands: Blick aus dem Fenster über die Dünen auf die Nordsee. Vor dem Haus liegt eine Terrasse, davor die offene Landschaft aus Sand, Gräsern, Heidekraut und zwischendrin weitere Sommerhäuser, kleine bis mittlere Holzhäuser, schwarze, grüne, ungestrichene. Die Grundstücke gehen schwellenlos ineinander über, freistehende Wände gibt es um die Terrassen herum eher nur als Windschutz. Wie – kein Zaun, keine Mauer, null Hecken? Wo bleibt die Privatheit? Stampfen nicht Horden von fremden Passanten privatsphäreverletzend über das eigene Grundstück oder stellen im Garten gleich ihr Zelt auf? Spionieren durch die Fenster? (Gardine!) Sommerhausgebiete, in denen die Gärten mit Steinbeeten und Zäunen aus dem Baumarkt gestaltet sind, gibt es in Dänemark natürlich auch. Das sind in der Regel die weniger beliebten, güns­tigeren Gebiete mit weniger großartiger Natur und schlechteren Bademöglichkeiten, wo die Menschen anscheinend vergessen haben, wa­rum man überhaupt die eigene Wohnung verlässt und ins Sommerhaus geht. Dagegen betonen die dänischen Behörden gerne das gemeinsame Interesse von Staat und Bürgerinnen,
Natur und Landschaft zu schützen, eben den landschaftsästhetischen Wert, der im Wesent­lichen der Grund ist, seine Zeit in einem Sommerhaus zu verbringen. Nicht nur Einfamilien­hausviertel, sondern auch Kleingartenkolonien könnten von offeneren landschaftsgestalte­rischen Modellen lernen: Gärten müssten nicht für die Öffentlichkeit mit Riesenhecken und Toren geschlossen sein, sondern könnten ihre Funktion als Grünanlage für alle wahrnehmen. Als grüne Infrastruktur und Gemeingut können sie gleichermaßen als private Rückzugsorte und gemeinschaftlich genießbare Räume gelten. Zurück zur dänischen Westküste: Eine Mischung aus gesetzlichem Naturschutz und gelebter Kultur führt dazu, dass die Landschaft zwischen den Häusern hier möglichst frei bleibt. Territo­rialisiert wird aber trotzdem, selbst in den natursymbiotischten Sommerhausgebieten und zwar patriotisch: Auf fast jedem Grundstück weht die Nationalflagge; eine Eigenart der Dänen, die vermeintlich weniger mit Abgrenzung als vielmehr mit Entgegenkommen zu tun hat.

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