AFF
De aedibus international 21
Text: Drewes, Frank F., Berlin
AFF
De aedibus international 21
Text: Drewes, Frank F., Berlin
AFF, das Berliner Architekturbüro um die Brüder Martin und Sven Fröhlich, gehört zu den individuellen Planern, die nicht an Masse und Signature Style interessiert sind, sondern bei jedem Projekt das Individuelle der Aufgabe ausloten. Die Projekte des Teams spannen einen weiten Bogen von konzeptionellen Étuden über Implantate, Ergänzungen und Neubauten. Seit 20 Jahren gelingt es diesen Architekten, sich von keinem Stil oder Dogma vereinnahmen zu lassen und ihrer experimentellen Grundhaltung treu zu bleiben. Der Schweizer Quart Verlag widmet seinen Band 21 der Reihe „De aedibus international“ ausgewählten AFF-Projekten, die die Philosophie hinter den Architekturen beleuchten.
Die Arbeit von AFF basiert auf dem Verständnis von Architektur als etwas Objekthaftem. Kontextuelle Überlegungen, wie das Aufgreifen von Gegebenheiten und Spuren, bilden die Grundlage aller Überlegungen. Bezüge in Form, Material oder auch der Typologie verorten das Gebäude auf dem Grund, aber auch in der Erinnerung der Nutzer und Passanten. Für den kompakten Beitrag in der als Broschüre angelegten Buchreihe wählte Herausgeber Heinz Wirz prägnante Beispiele, die dem Leser größtenteils durch vorherige Publikationen im Gedächtnis geblieben sein dürften.
Die Schutzhütte im Erzgebirge, ein brutalistischer Betonsolitär, der an das Werk von Rachel Whiteread erinnert, schafft Erinnerungen an den Vorgängerbau durch die als Schalung verwendete Holzfassade, die als Zitat im Innenraum ablesbar bleibt (Bauwelt 11.2010). Im Gegensatz zur archaisch anmutenden Schutzhütte steht der Umbau von Luthers Taufkirche St. Petri-Pauli in Lutherstadt Eisleben (Bauwelt 26.2012), wo ein Taufzentrum zu integrieren war. Absolute Zurückhaltung und respektvolle Distanz zeichnen dieses Implantat aus, das als reine Bodenarbeit gelesen werden kann – ergänzt um Sitzbänke aus diversen heimischen Obstbaumhölzern. Die Umnutzung des Hauptgüterbahnhofs in Hannover (Bauwelt 24.2019) und die Sächsische Landesausstellung in Zwickau (Bauwelt 23.2020) sind zwei Beispiele für Konversion und den respektvollen, vor allem Ressourcen schonenden Umgang mit industrieller Substanz.
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit im Werk von AFF beleuchtet Hartmut Frank in seinem einführenden Text. Die vorgestellte Auswahl umfasst acht Projekte aus den letzten zehn Jahren, die anschaulich anhand von Bild, Plan und Text erläutert werden. Ein Werkverzeichnis, Biografien und eine Bibliografie sowie ein Ausstellungsverzeichnis runden diese Dokumentation ab.
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