Zur Linde
Der Fotograf Michael P. Romstöck hat Deutschland kreuz und quer bereist, um Linden zu fotografieren
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Zur Linde
Der Fotograf Michael P. Romstöck hat Deutschland kreuz und quer bereist, um Linden zu fotografieren
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Von Altenböddeken bis Zell bei Schaftlärn: Der Fotograf Michael P. Romstöck hat Deutschland kreuz und quer bereist, um Linden zu fotografieren: Dorflinden im Speziellen, jene Bäume also, die auch als Tanz- und Gerichtslinden bekannt sind und von den Menschen, indem sie das Wachsen ihrer Äste leiteten, zu öffentlichen Räumen geformt wurden. Da, wo Industrialisierung, Kriegszerstörung und autogerechte Stadtplanung die alte Welt nicht völlig ausgelöscht haben, bilden diese jahrhundertealten Bäume noch heute Mittelpunkte des Dorflebens oder wenigstens der Erinnerung an ein solches - im "LindenbauMuseum" im fränkischen Neudrossenfeld wird seit sieben Jahren diese Geschichte dokumentiert (Bauwelt 42.2014).
Romstöcks Recherche entwickelt sich auf den Seiten seines sehr schön ausgestatteten, in lindgrünes Leinen gebundenen Buchs zu einer Spurensuche in der Stadt- und Dorf-, ja in der Kulturgeschichte auch der Moderne. Von Gasthäusern, die den Namen des Baums tragen, über Straßen - die bekannteste Allee Deutschlands ist, wen wundert´s, wohl der Berliner Boulevard "Unter den Linden" - bis hin zu den Kulissen der Fernsehserie "Lindenstraße", die über mehrere Jahrzehnte deutsche Befindlichkeiten abklopfte, spannt sich der Bilderbogen. Ergänzt wird er von Texten, die der Fotograf zu den von ihm porträtierten Bäumen und Orten recherchiert hat: Zeilen aus unterschiedlichen Epochen, die mal einen Baum in höchsten Tönen preisen, mal die Erneuerung seines Stützwerks melden, mal auch nur den Vollzug seiner Fällung bekanntgeben, jedenfalls aber die besondere Beziehung der Menschen zu diesen Gewächsen lebendig werden lassen.
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