Anbieterin von Dialog-Gefäßen
Regula Lüschers Ausstellung-gewordener Rechenschaftsbericht
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Anbieterin von Dialog-Gefäßen
Regula Lüschers Ausstellung-gewordener Rechenschaftsbericht
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Seit Regula Lüscher im März 2007 aus Zürich nach Berlin kam, um Senatsbaudirektorin zu werden, verweist sie immer wieder auf den prozesshaften Charakter von Stadtplanung. Diese Prozesse verlangten einen intensiven Dialog.
Um ihn aber überhaupt führen zu können, brauche es „Gefäße“, die sie zur Verfügung stellen wolle. Wohl in keiner anderen deutschen Großstadt hätte ein derartiges Bekenntnis besondere Beachtung gefunden, doch im Nach-Stimmann-Berlin erschien das Wort Dialog im Zusammenhang mit Stadtplanung geradezu revolutionär.
Ob Lüschers Amtsführung erfolgreich ist – zwischen Kapital, Landespolitik und den Berliner Bezirksverwaltungen besetzt sie nicht eben die machtvollste Position –, daran scheiden sich die Geister. Die eigene Sicht der Senatsbaudirektorin auf die vergangenen vier Jahre ist nun in einer Ausstellung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu begutachten. „Baukultur ist Dialog“ heißt die von Beate Engelhorn kuratierte Schau, der es in der Tat gelingt, die Funktionsweise von vier dieser Gefäße anschaulich zu erläutern: Wettbewerbe („Dialog der Ideen“); Bürgerbeteiligung – wie im Falle des Tempelhofer Feldes („Dialog als Impuls“); die Arbeit des Baukollegiums, jenes Gestaltungsbeirats, den Lüscher 2008 berufen hat („Dialog der Positionen“); und schließlich das thematisch etwas disparate Bauen im Bestand („Dialog der Zeitschichten“). Die „Berlinerinnen und Berliner“, an die sich die Ausstellung explizit richtet – im September finden Abgeordnetenhauswahlen statt – werden vermutlich nur ein Problem mit der Schau haben: Sie werden sie nicht finden im unausgeschilderten Niemandsland des Tempelhofer Flughafens. Nutzlos ist das schönste Dialog-Gefäß, das man so gut versteckt.
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