Bauen im Weltkulturerbe
Besucherzentrum und Restaurant im Park Sanssouci
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Bauen im Weltkulturerbe
Besucherzentrum und Restaurant im Park Sanssouci
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Beim Bauen im Welterbebereich ist seit den Dresdner Erfahrungen Vorsicht angezeigt. Dabei sind die für den Park Sanssouci vorgesehenen Neubauten nicht zuletzt auf die Aufmerksamkeit zurückzuführen, die der UNESCO-Titel nach sich zieht.
Ein Architektur- und Gartenensemble wie den Park Sanssouci zu ergänzen, bedarf besonderen Feingefühls – und geht es auch nur um dienstbare Gebäude für die Besucherscharen. Diese strömen in immer größerer Zahl herbei, jährlich etwa bis zu zwei Millionen. Die bestehenden Einrichtungen reichen nicht mehr. Für ein neues Besucherzentrum und eine Gaststätte wurden deshalb zwei Wettbewerbe durchgeführt: Unterhalb der Mühle im Osten des Parks soll an der Stelle und im Geiste des zerstörten „Schweizerhauses“ ein neues Besucherzentrum entstehen; südlich des Neuen Palais am Westrand ein Restaurantneubau anstelle des eher provisorischen Wirtschaftshofs. Die Ergebnisse der beiden Verfahren sollten mit Vorbehalt zur Kenntnis genommen werden: Ihre Umsetzung soll nämlich in öffentlich-privater Partnerschaft erfolgen, wobei der private Partner für die Planung ab Leistungsphase 4, den Bau und den Betrieb des Gebäudes verantwortlich sein soll. Der Auslober, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, versichert immerhin versuchen zu wollen, dass die für die Leistungsphasen 2 und 3 beauftragten Wettbewerbssieger in irgendeiner Weise vielleicht auch die ein oder andere Empfehlung zum Realisierungsprojekt abgeben dürfen.
Unterhalb der Mühle: Das neue Besucherzentrum
Peter Kulka, dem der erste Preis zugesprochen wurde, kennt sich als Planer des neuen Landtags im Quasi-Schloss-Gewand mit den Potsdamer Befindlichkeiten aus und wird sich zu melden wissen, wenn es an die Realisierung des Besucherzentrums am Mühlenberg geht. Das Ensemble schräg hinter dem Schloss Sanssouci war einst ein wichtiger Bestandteil des von Lenné entworfenen Sichtenfächers. Das collage-artige Arrangement von klassizistischer Villa, holländischer Mühle und alpinem Bauernhaus tauchte auf im Blick von der Schlossterrasse, vom östlichen Ende der Promenade, von der Straße „An der historischen Mühle“ unterhalb der Schlossterrassen, von der Schalenfontäne unterhalb des Schlosshofs und schließlich von der Langen Brücke im Potsdamer Stadtzentrum. Die drei so verschiedenen Architekturen erhoben sich auf einem massiven Sockel. Im Falle des „Schweizerhauses“ bestand dieser aus einem Mitte des 18. Jahrhunderts errichtetem Pferdestall, den Ludwig Persius 1840 um ein Fachwerkgeschoss aufstockte, in dem Personal untergebracht wurde. Die Wahl der Architektur entsprach einerseits der an den Hügelrücken geschmiegten Situation des Gebäudes, andererseits erlaubte seine Nähe zum Damenflügel des Schlosses eine formale Anspielung an die bayrische Herkunft Elisabeths, der Gemahlin Friedrich Wilhelms IV. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs abgebrannt, wurde die Ruine bis auf wenige Reste 1952 beseitigt.
Kulkas Entwurf für das Besucherzentrum orientiert sich in Kubatur und Material deutlich am Vorgängerbau. Ein geschlossener Sockel aus Beton, in dem die auf der Hangseite erhaltenen und mit Ziegelsichtmauerwerk ergänzten Mauerreste integriert werden, umschließt einen weiten Raum, der nur mit einem raumhohen Einbauelement gegliedert wird, und nimmt Wartebereich und Einführungsraum für die künftig dort eintreffenden Besuchergruppen auf. Das Obergeschoss soll als Holzständerkonstruktion mit eng gestellten Pfosten ausgeführt werden, deren Zwischenräume verglast oder mit Holztafeln geschlossen werden. Hier soll ein Veranstaltungsraum entstehen. Das Preisgericht unter Vorsitz von Johannes Cramer, Berlin, bescheinigte dem Entwurf unkomplizierte Realisierbarkeit, wies aber darauf hin, dass die einfache Erscheinung auch als eintönig empfunden werden könnte.
Den zweiten Preis hat das Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez errungen. Auch ihr Entwurf nimmt die historisch vorgegebene Zweiteilung der Architektur in Erd- und Obergeschoss auf, wirkt mit seiner abstrakteren Volumetrie und den großen, flächenbündig gesetzten Fenstern aber freier im Umgang mit der Historie. Dabei greifen auch Bruno Fioretti Marquez die verschiedenen Materialitäten des zerstörten „Schweizerhauses“ auf. Sie wollen den Sockel in Beton, das Obergeschoss in Holz ausführen, allerdings als Hohlkastenkonstruktion, welche die Architekten als zeitgenössisches Pendant zur traditionellen Schweizer Holzkonstruktion verstehen. Auf die Außenhaut des Besucherzentrums soll die Fassade des „Schweizerhauses“ quasi zeichnerisch, mittels CNC-Laserschnitt in den Holz- und Schaltafeln, übertragen werden und so die „Unschärfe“ unserer Erinnerung an den Vorzustand thematisieren – ein Ansatz, den die Architekten auf andere Weise auch beim Nachbau des Meisterhauses Gropius in Dessau verfolgen (Bauwelt 25.2010). Die Jury würdigte den konzeptionellen Beitrag zur Potsdamer Gartenlandschaft, fürchtet aber mangelnde Akzeptanz unter den mehrheitlich traditionell eingestellten Besuchern.
Am Neuen Palais: Ein neues Restaurant
Auch am westlichen Zugang zum Park besteht Handlungsbedarf. Auf dem Areal der ehemaligen Invalidengärten wurde 1985 ein architektonisch eher anspruchsloser Wirtschaftshof errichtet, der heute für Werkstätten und eine eher hemdsärmelige Gastronomie genutzt wird. Ein neues Restaurant soll hier die Situation in jeder Hinsicht verbessern. Architektonische Zielsetzung war ein Gebäude, das sich in die landschaftliche Situation unaufdringlich einfügt. Das Gelände war nie integraler Teil des Parks, sondern durch einen (heute verschütteten) Graben und eine etwa drei Meter hohe Hecke abgeschirmt.
Das Preisgericht unter Vorsitz von Wolfgang Schuster, Potsdam, sprach dem Entwurf von Volker Staab und den Landschaftsarchitekten Levin Monsigny den ersten Preis zu. Das Berliner Büro versteht den rechteckigen Baukörper als „überdachten Rastplatz“, der, mit großflächigen Glasflächen zum Park geöffnet und von eingeschnittenen Lichthöfen gegliedert, den Besucherbereich nach Norden, Osten und Westen orientiert, während die dienenden Funktionen in einem geschlossenen Rücken am Rand des südlich angrenzenden Waldes angeordnet sind. Ziel ist „ein Volumen, welches sich in der Reflektion des Parks und seiner eigenen Transparenz aufzulösen beginnt und genau dadurch seine eigene Qualität entwickelt“, so die Verfasser.
Den zweiten Preis erlangte der Entwurf der Berliner Architekten Heike Hanada und Benedict Tonon mit den Landschaftsarchitekten TDB. Die Verfasser schlagen eine mäandrierende Figur vor, die die im Park angelegte Ambivalenz von streng gefassten barocken und freien landschaftlichen Elementen aufgreift. Architektonisch bestimmende Elemente sind die Konstruktion aus Holz und die bis zu vier Meter hoch wachsenden Kirschlorbeerhecken. Das Preisgericht erkannte die konzeptionelle Stärke des Entwurfs an, war sich aber nicht einig, ob der Ansatz Ort und Aufgabe gerecht zu werden vermag.
Unterhalb der Mühle: Das neue Besucherzentrum
Peter Kulka, dem der erste Preis zugesprochen wurde, kennt sich als Planer des neuen Landtags im Quasi-Schloss-Gewand mit den Potsdamer Befindlichkeiten aus und wird sich zu melden wissen, wenn es an die Realisierung des Besucherzentrums am Mühlenberg geht. Das Ensemble schräg hinter dem Schloss Sanssouci war einst ein wichtiger Bestandteil des von Lenné entworfenen Sichtenfächers. Das collage-artige Arrangement von klassizistischer Villa, holländischer Mühle und alpinem Bauernhaus tauchte auf im Blick von der Schlossterrasse, vom östlichen Ende der Promenade, von der Straße „An der historischen Mühle“ unterhalb der Schlossterrassen, von der Schalenfontäne unterhalb des Schlosshofs und schließlich von der Langen Brücke im Potsdamer Stadtzentrum. Die drei so verschiedenen Architekturen erhoben sich auf einem massiven Sockel. Im Falle des „Schweizerhauses“ bestand dieser aus einem Mitte des 18. Jahrhunderts errichtetem Pferdestall, den Ludwig Persius 1840 um ein Fachwerkgeschoss aufstockte, in dem Personal untergebracht wurde. Die Wahl der Architektur entsprach einerseits der an den Hügelrücken geschmiegten Situation des Gebäudes, andererseits erlaubte seine Nähe zum Damenflügel des Schlosses eine formale Anspielung an die bayrische Herkunft Elisabeths, der Gemahlin Friedrich Wilhelms IV. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs abgebrannt, wurde die Ruine bis auf wenige Reste 1952 beseitigt.
Kulkas Entwurf für das Besucherzentrum orientiert sich in Kubatur und Material deutlich am Vorgängerbau. Ein geschlossener Sockel aus Beton, in dem die auf der Hangseite erhaltenen und mit Ziegelsichtmauerwerk ergänzten Mauerreste integriert werden, umschließt einen weiten Raum, der nur mit einem raumhohen Einbauelement gegliedert wird, und nimmt Wartebereich und Einführungsraum für die künftig dort eintreffenden Besuchergruppen auf. Das Obergeschoss soll als Holzständerkonstruktion mit eng gestellten Pfosten ausgeführt werden, deren Zwischenräume verglast oder mit Holztafeln geschlossen werden. Hier soll ein Veranstaltungsraum entstehen. Das Preisgericht unter Vorsitz von Johannes Cramer, Berlin, bescheinigte dem Entwurf unkomplizierte Realisierbarkeit, wies aber darauf hin, dass die einfache Erscheinung auch als eintönig empfunden werden könnte.
Den zweiten Preis hat das Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez errungen. Auch ihr Entwurf nimmt die historisch vorgegebene Zweiteilung der Architektur in Erd- und Obergeschoss auf, wirkt mit seiner abstrakteren Volumetrie und den großen, flächenbündig gesetzten Fenstern aber freier im Umgang mit der Historie. Dabei greifen auch Bruno Fioretti Marquez die verschiedenen Materialitäten des zerstörten „Schweizerhauses“ auf. Sie wollen den Sockel in Beton, das Obergeschoss in Holz ausführen, allerdings als Hohlkastenkonstruktion, welche die Architekten als zeitgenössisches Pendant zur traditionellen Schweizer Holzkonstruktion verstehen. Auf die Außenhaut des Besucherzentrums soll die Fassade des „Schweizerhauses“ quasi zeichnerisch, mittels CNC-Laserschnitt in den Holz- und Schaltafeln, übertragen werden und so die „Unschärfe“ unserer Erinnerung an den Vorzustand thematisieren – ein Ansatz, den die Architekten auf andere Weise auch beim Nachbau des Meisterhauses Gropius in Dessau verfolgen (Bauwelt 25.2010). Die Jury würdigte den konzeptionellen Beitrag zur Potsdamer Gartenlandschaft, fürchtet aber mangelnde Akzeptanz unter den mehrheitlich traditionell eingestellten Besuchern.
Am Neuen Palais: Ein neues Restaurant
Auch am westlichen Zugang zum Park besteht Handlungsbedarf. Auf dem Areal der ehemaligen Invalidengärten wurde 1985 ein architektonisch eher anspruchsloser Wirtschaftshof errichtet, der heute für Werkstätten und eine eher hemdsärmelige Gastronomie genutzt wird. Ein neues Restaurant soll hier die Situation in jeder Hinsicht verbessern. Architektonische Zielsetzung war ein Gebäude, das sich in die landschaftliche Situation unaufdringlich einfügt. Das Gelände war nie integraler Teil des Parks, sondern durch einen (heute verschütteten) Graben und eine etwa drei Meter hohe Hecke abgeschirmt.
Das Preisgericht unter Vorsitz von Wolfgang Schuster, Potsdam, sprach dem Entwurf von Volker Staab und den Landschaftsarchitekten Levin Monsigny den ersten Preis zu. Das Berliner Büro versteht den rechteckigen Baukörper als „überdachten Rastplatz“, der, mit großflächigen Glasflächen zum Park geöffnet und von eingeschnittenen Lichthöfen gegliedert, den Besucherbereich nach Norden, Osten und Westen orientiert, während die dienenden Funktionen in einem geschlossenen Rücken am Rand des südlich angrenzenden Waldes angeordnet sind. Ziel ist „ein Volumen, welches sich in der Reflektion des Parks und seiner eigenen Transparenz aufzulösen beginnt und genau dadurch seine eigene Qualität entwickelt“, so die Verfasser.
Den zweiten Preis erlangte der Entwurf der Berliner Architekten Heike Hanada und Benedict Tonon mit den Landschaftsarchitekten TDB. Die Verfasser schlagen eine mäandrierende Figur vor, die die im Park angelegte Ambivalenz von streng gefassten barocken und freien landschaftlichen Elementen aufgreift. Architektonisch bestimmende Elemente sind die Konstruktion aus Holz und die bis zu vier Meter hoch wachsenden Kirschlorbeerhecken. Das Preisgericht erkannte die konzeptionelle Stärke des Entwurfs an, war sich aber nicht einig, ob der Ansatz Ort und Aufgabe gerecht zu werden vermag.
0 Kommentare