Bauwelt

Der Textilverlag Nya Nordiska

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Das Firmengelände von Nya Nordiska in Dannenberg vor dem Umbau, vorne links die Marschtorstraße.
    Bavaria Luftbild / NYA Nordiska

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    Das Firmengelände von Nya Nordiska in Dannenberg vor dem Umbau, vorne links die Marschtorstraße.

    Bavaria Luftbild / NYA Nordiska

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    Vorher: die Anlieferung.
    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Vorher: die Anlieferung.

    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Nachher: Musterhallen und Eingang.
    Markus Ebener, Berlin

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    Nachher: Musterhallen und Eingang.

    Markus Ebener, Berlin

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    Vorher: die Marschtorstraße.
    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Vorher: die Marschtorstraße.

    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Nachher: neues Bürogebäude und Foyer.
    Markus Ebener, Berlin

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    Nachher: neues Bürogebäude und Foyer.

    Markus Ebener, Berlin

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    Vorher: der Firmensitz seit 1979, ebenfalls in der Marschtorstraße.
    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Vorher: der Firmensitz seit 1979, ebenfalls in der Marschtorstraße.

    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Nachher: neue Schaufenster, neues Dach, gedecktes Rot.
    Markus Ebener, Berlin

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    Nachher: neue Schaufenster, neues Dach, gedecktes Rot.

    Markus Ebener, Berlin

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    Vorher: der Innenhof.
    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Vorher: der Innenhof.

    Nya Nordiska, Dannenberg

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    Nachher: Innenhof mit Nordlicht-Shedhallen.
    Markus Ebener, Berlin

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    Nachher: Innenhof mit Nordlicht-Shedhallen.

    Markus Ebener, Berlin

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Marcus Ebener

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Sebastian Redecke

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Sebastian Redecke


Der Textilverlag Nya Nordiska

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Einblicke in ein Familienunternehmen - ein Besuch bei Diete Hansl-Röntgen und Remo Röntgen
Remo Röntgen empfängt mich am großen Tisch in der Halle ganz oben vom Hauptgebäude. Die Textilien der Jahreskollektion, farbig und reich an Mustern, hängen an den Wänden; insgesamt kommen rund fünfzig Neuheiten pro Jahr auf den Markt. Mein Blick schweift über den Parkplatz hinweg auf die schon herbstlich gefärb­­ten Baumkronen der Umgebung und über die Dächer von Dannenberg mit dem Kirchturm von St. Johannis und dem Waldemarturm, dem Wahrzeichen der Stadt.
Eine Frage stellt sich gleich zu Beginn: Wa­rum dieser Ort im Abseits? Remo Röntgen winkt entschieden ab. Für ihn ist ein Firmen­sitz im Wendland heute kein Problem. Der Geschäftsführer erzählt, dass neue Kunden aus der Ferne, sogar aus dem Libanon oder aus Du­bai, bei ihrer Ankunft in Dannenberg zunächst zwar verdutzt sind, doch dann die entspannte, beschauliche Atmosphäre schätzen lernen.
Man mache hier, weit weg sonst üblicher Eindrücke schnelllebiger Großstädte und Indus­triezentren, andere, „viel intensivere, auch persönliche“ Erfahrungen und nennt es „Entschleunigung“. Im späteren Gespräch stellt sich heraus, dass man zwar abseits liegt, aber dennoch gut organisiert ist – mit Tochtergesellschaften in Paris, London, Como und Tokio.
Nya Nordiska ist ein Familienunternehmen mit 125 Mitarbeitern. Die Firma entwirft und entwickelt kostbare Stoffmaterialien als Muster, die dann in Webereien im In- und Ausland produziert werden. Der Name nimmt Bezug auf Schweden, wo der 2003 verstorbene Firmengründer Heinz Röntgen in jungen Jahren gelebt hatte. Ganz zu Beginn leitete er die deutsche Filiale einer schwedischen Firma. Der erste große Auftrag war in den sechziger Jahren für Arne Jacobsens SAS Royal Hotel.
Remo Röntgen erwähnt im Gespräch auch „Architektenstoffe“. Sie haben eine eher reduzierte Struktur und werden bei Interieurs gleich mit eingeplant. Das Interesse an Architektur ist bei der Familie unverkennbar. Schon Heinz Röntgen hat sich viel mit Raumgestaltung befasst und war am Entwurf des Firmen-Hauptgebäudes von 1996 des Hamburger Architekten Michael Wagenhöfer beteiligt gewesen. Der Tisch, an dem wir sitzen, stammt ebenfalls von Wa­gen­höfer, der auch schon für bulthaup tätig war.
Während des Gesprächs fallen viele Ar­chi­tek­tennamen. Auch mit Jürgen Mayer H. arbeiten sie bereits zusammen. Das Büro war eines von vier Teilnehmern beim Wettbewerb für die Neubauten gewesen. Juryvorsitzende beim Wettbewerb war Hilde Léon. Die Planung und Ausführung gelang in nur zweieinhalb Jahren.
Da es sich hier allein um die Entwicklung von Stoffen handelt, nennt sich das Unternehmen ein Textilverlag. Allerdings ist in Dannenberg auch eine Nähabteilung vorhanden, wo besondere Auftragswünsche, die einen gewissen Umfang nicht überschreiten, erfüllt wer­den. Beim späteren Rundgang zeigt mir eine der Näherinnen ihre gerade betreuten Vorhang-Aufträge aus Lüneburg und Novosibirsk. Zuletzt ist die Firma Nya Artline hinzugekommen: Vorhangstangen, Schienen und Seilspanner. Ziel ist ein kombiniertes Angebot für die Kunden. Das Konzept soll funktionieren. Alles klappt hier aber nur so gut aufgrund der Zuverlässigkeit eines der großen Kurierdienste. Trotz Abgeschiedenheit wird der weltweite Transport mit genauen Terminen sichergestellt.
Das „paradiesische Anwesen“
Frau Diete Hansl-Röntgen kommt hinzu und nimmt am Kopf des Tisches Platz. Die Senior­chefin erzählt von den Anfängen 1964 mit den ersten Dekorations- und Möbelbezugsstoffen. Sie und ihr Ehemann Heinz Röntgen waren zu­vor in Düsseldorf ansässig gewesen. Mitte der siebziger Jahre entdeckten sie eine Zeitungsannonce mit dem Kaufangebot eines „paradiesischen Anwesens“ in Ostniedersachsen – es handelte sich dabei um das Dorf Groß Heide bei Dannenberg. Nach ihren Worten fanden sie ein wunderbares, bereits bestens saniertes und erneuertes Landhaus des Bildhauers Bernhard Heiliger (1915–1995) vor. Sie waren von diesem Haus und der Landschaft so angetan, dass sie sich entschieden, mit ihrer damals noch kleinen Firma ins Wendland zu gehen. Erst 1979 erwarben sie das Fachwerkhaus in Dannenberg, das zuvor als Möbelwerkstatt und Tischlerei genutzt wurde. Kurz darauf wurden mit alten Ziegel­steinen die ersten drei Shedhallen gebaut. Die Geschichte, die Remo Röntgen und seine Mut­ter Diete Hansl-Röntgen erzählen, wird immer komplizierter und interessanter, eine Geschichte, die man hier niemals erwartet hätte, zumal dies alles noch vor der Maueröffnung in einer abgeschiedenen Ecke des Wendlands geschah, die allein von der Zonenrandförderung profitierte. 
Was würden die Gäste aus dem Libanon oder aus Dubai sagen, wenn Atomkraftgegner plötzlich zu Tausenden eine Sitzblockade auf einer Straße bei Dannenberg organisieren? Die Familie Hansl-Röntgen war von Anfang an gegen das Zwischenlager in Gorleben. Angeblich wurde nur wenige Wochen nach dem Kauf des Hauses in Groß Heide entschieden, dass die Salzstöcke ausgebaut werden. An den Fassaden der Lagerhalle von Nya Nordiska hängen, gut verspannt, die gelben Protestfahnen mit dem schwarzen Kreuz. In einer Halle sind weitere solcher gel­ben Stoffbahnen zu entdecken, die hier genäht werden. Auf seinen Namen angesprochen erzählt Remo Röntgen, dass einer seiner Vorfahren der aus einer Tuchmacherfamilie stammende Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) sei. Der Erfinder der Strahlen kommt sogar wie er aus Remscheid. Mit gefährlicher Strahlung ist die Familie schon lange vertraut.
Fakten
Architekten Volker Staab, Berlin
aus Bauwelt 46.2010
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