Bauwelt

Die Hüter des Masterplans

Interview mit Eelco Hooftman, Gross.Max.

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Kleilein, Doris, Berlin

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    Ungefähr 35 Kilometer östlich der schottischen Stadt Edinburg, entlang der Küste, ...
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    Ungefähr 35 Kilometer östlich der schottischen Stadt Edinburg, entlang der Küste, ...

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    ... verläuft noch heute in sandiger Hügellanschaft eine Verteidigungslinie aus dem Zweiten Weltkrieg.
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    ... verläuft noch heute in sandiger Hügellanschaft eine Verteidigungslinie aus dem Zweiten Weltkrieg.

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    Die Betonwürfel wurden als Teil des Atllantikwalls errichtet, ...
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    ...der deutsche Panzer im Fall einer Invasion vor dem Einzug in die schottischen Highlands hindern sollte.
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    ...der deutsche Panzer im Fall einer Invasion vor dem Einzug in die schottischen Highlands hindern sollte.

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    Im Verlauf von 70 Jahren hat sich das einstige Verteidigungsgebiet zu einer Art Zen-Garten transformiert.
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    Rückeroberung der Natur: Auf der Oberseite der Klötze sind kleine Miniaturgärten gewachsen, ...
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    ... eine Symbiose zwischen Landschaft und Kriegsartefaken.
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    Die Betonwürfeln türmen sich wellenförmig auf und haben eine befremdliche Ähnlichkeit ...
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    ... mit Eisenmans Holocaust-Mahnmal in Berlin. "Gärten", so Eelco Hooftman, "sind selten unschuldig".
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    ... mit Eisenmans Holocaust-Mahnmal in Berlin. "Gärten", so Eelco Hooftman, "sind selten unschuldig".

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Eelco Hooftmann auf der Tempelhofer Flugfeld
Foto: Kaye Geipel

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Eelco Hooftmann auf der Tempelhofer Flugfeld

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Grafik: Gross.Max.

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Grafik: Gross.Max.


Die Hüter des Masterplans

Interview mit Eelco Hooftman, Gross.Max.

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Kleilein, Doris, Berlin

Das Büro Gross.Max. gewann den Wettbewerb für die landschaftliche Gestaltung des Parks auf dem Tempelhofer Flugfeld mit einem Konzept, das das monumentale Flughafengebäude von Ernst Sagebiel in den Park überzeugend einbezieht. Im Bauwelt-Gespräch erläutert Eelco Hooftman die Grundprinzipien seines Entwurfs und die Schwierigkeiten im Umgang mit Pioniernutzungen.
Der Wettbewerb für den Tempelhofer Landschaftspark war nicht das erste Mal, dass Sie in Berlin bei einer landschaftsplanerischen Konkurrenz am Start waren.
Eelco Hooftman | Stimmt – wir haben hier eine ganze Reihe von Wettbewerben hinter uns gebracht. Erstmals 1995 beim Entwurf für zwei Parks am Potsdamer Platz, 1997 kam der Spreebogen, 2006 dann das Gelände am Gleisdreieck. Gewonnen haben wir nie. Irgendwann habe ich mal zum Spaß gesagt: Wir entwerfen Albert Speers „Achse des Bösen“ neu: Hängt man alle Stücke aneinander, die wir für Berlin entworfen haben, würden wir die Achse ziemlich gut ausfüllen. Warum ich das erzähle: Diese Entwürfe sind für uns eine Art Serie, eine fortwährende Rückkehr nach Berlin.
Ihr Vorschlag aus der ersten Runde des Wettbewerbs erschien uns viel plakativer. Der Entwurf, mit dem Sie dann gewonnen haben, ist realistischer und nüchterner geworden.
In der ersten Runde war der Zeitrahmen ziemlich knapp bemessen, da haben wir den Entwurf bewusst als Schema aufgefasst, als konzeptuelle Positionsbestimmung. Wir haben nicht einmal den Versuch einer naturalistischen oder realistischen Darstellung unternommen. Insofern fiel unsere Arbeit im Vergleich zu anderen Beiträgen wohl aus dem Rahmen.
Weil das Flughafengebäude das gesamte Flugfeld räumlich derart kongenial fasst, war der „Fußabdruck“ des Gebäudes für uns klar der Schlüssel zum Entwurf. Dieser Bau – das historische Flughafenensemble, das zweitgrößte Bauwerk der Welt – ist eine irrwitzige Geste. Dazu diese weite, offene Fläche. Das Spiel mit den Dimensionen war uns wichtig. Im Ausschreibungstext war viel von Flexibilität und Prozessua­lität die Rede – solche Modewörter eben –, mit denen wir aber eigentlich eine Menge anfangen können.  Unser Vorschlag war, dass es für den Park eine starke „Gestalt“ im eigentlichen   Sinne braucht, wenn man prozesshaft vorgehen möchte.  Man muss eine einfache figurative Form setzen, um das Raumerlebnis zu vermitteln und um die Idee vom Fußabdruck
zu verdeutlichen. Das haben wir versucht und nannten das dann „Orbits“, Umlaufbahnen oder Kreisbahnen.
Basic Ideas
Landschaftsplanungen sind für Laien schwer zu lesen. Abgesehen von den Visualisierungen sind die Pläne meist wenig anschaulich. Wie würden Sie in wenigen Worten Ihren Entwurf beschreiben?
Wir stellen uns immer vor, dass die Orbits von einem Flugzeug in den Himmel „geschrieben“ werden, von einer kleinen Propellermaschine, die diese Linien ins Blaue malt, indem sie einen Kondensstreifen hinter sich herzieht. Aus dieser Bewegung, die sich immer höher in den Himmel hinauf schraubt, entstehen die Orbits.  Die Wettbewerbsausschreibung schlug ein „Rahmenwerk“ vor – Rahmen, als gäbe es auf dem Tempelhofer Feld ein Innen und ein Außen. Das genau wollten wir nicht: daher die Schleife, der Ring.  Indem wir mehrere dieser Ringe miteinander verschränken, erlauben wir ein viel dynamischeres Zusammenspiel von Stadt und Park. Alles dreht sich um diese Idee einer dynamischen Konfiguration.
Momentan gibt es um das Flugfeld herum nur hohe Zäune. Worin besteht in Ihrem Entwurf die Offenheit und der Austausch mit der Stadt?
Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang liegt für uns darin, wie es gelingen kann, dass die Parklandschaft zu einem produktiven Element wird. Da gibt es zum Beispiel die Idee einer Baumschule: Man zieht Schösslinge heran, hebt die jungen Bäume aus und pflanzt sie an anderen Standorten in Berlin wieder ein. Damit ist das Ganze nicht nur eine Grünanlage, quasi eine Inszenierung für das Auge, sondern die Fläche wird tatsächlich produktiv. Wir nutzen eine Teilfläche des Parks, um etwas zu erzeugen. Wir ziehen Bäume für die angrenzenden Berliner Stadtteile. Das Ganze wird zu einem Austausch im buchstäblichen Sinn.
Ihre Konkurrenten im Wettbewerb haben sich zum Teil sehr entschieden an die Ost-West-Orientierung der beiden Lande- und Startbahnen angelehnt. Ihr Entwurf schreibt die umlaufende kreisförmige Rollbahn fort. Er gerät damit auch in den Sog der Großform des Gebäudes von Ernst Sagebiel.
In einigen der Schaubilder, die wir gezeichnet haben, beziehen wir uns auf den Kontrollturm des Flughafens (siehe Seite 26). Man sieht darauf, wie der ehemalige Radar von Tempelhof betrieben wird – für uns eine wichtige Inspiration in der Auseinandersetzung über die Form. Da sitzt jemand vor dem Bildschirm im Tower, sieht die Flugzeuge, wie sie vor der Landung ihre Kreise ziehen. Wir nutzen das als eine Art szenographische Matrix. Gleichzeitig sieht man vom Tower aus auch den Flughafen selbst – die figurative Kraft der beiden Landebahnen mit den darüber kreisenden Flugzeugen. Das sind reale Spuren, weit mehr als irgendein ausgedachtes Image! Das haben wir dann als Schema für eine Analyse genutzt, um die verschiedenen Grünsysteme Berlins zu beschreiben und zu interpretieren. Tempelhof wurde dabei zu einem Knotenpunkt, einem zentralen Ort in diesem grünen Bezugsgeflecht.
Natürlich gefielen uns die scharfen Konturen der Landebahnen, ihre klare Ost-West-Ausrichtung. Darauf haben wir unsere Szenographie aufgebaut. Sie werden zu diesen großartigen städtischen Promenaden. Hinzu kommen die Loops, die Schleifen, als weiteres Element der Inszenierung, um nicht auf das bloße Hin-und-Her beschränkt zu bleiben.
Void, Openness
Sie sprechen von der Szenographie für den neuen Tempelhofer Park, die sich aber auf vorgefundene, historische Artefakte bezieht. Was kann in diesem historischen Kontext Szenographie bedeuten?
In unserer Arbeit beziehen wir uns immer wieder ganz unmittelbar auf die traditionellen englischen Landschaftsparks – auf deren Szenographie, die Art und Weise, wie die Landschaft dort dynamisch orchestriert wird, wie man sich durch den Raum bewegt. Zum Beispiel haben wir in unseren Entwurf für Tempelhof in der Überarbeitung Elemente wie den Felsen eingeführt. Der Felsen bietet einen Fixpunkt, an dem man sich orientieren kann. Zugleich ergeben sich aus unterschiedlichen Positionen innerhalb des Rollbahn-Rings immer neue Eindrücke. Der Rundgang schließlich basiert auf der Idee, dass man an der Peripherie des Projekts entlangläuft und immer wieder in das Projekt „eintaucht“.
Aber natürlich geben die Start- und Landebahnen und das Gebäude dem Ganzen diese unglaublichen Dimensionen. Letztendlich sind diese einfachen Elemente immer wichtiger für uns geworden, sogar wichtiger als unser ursprünglicher Entwurf. Während der Ausarbeitung wurde uns klar, dass wir eine ganze Menge Dinge einfach weglassen können. Denn worum es im Grunde geht, das ist dieses Gefühl von Leere, von Offenheit. Und um die Dimensionen der Landebahnen und des Gebäudes, die eine unverwechselbare Identität stiften.
Seit knapp einem Jahr wird das Flugfeld als Park genutzt. Wie soll mit der Umsetzung ihrer Planung begonnen werden. Welche ersten und welche weiteren Schritte sind geplant?
Unsere Absicht war es immer, mit einigen wenigen Interventionen zu beginnen. Wenn ich entscheiden könnte – was ich nicht kann – würde ich, als Startschuss sozusagen, den Entwurf von einem Flugzeug tatsächlich in den Himmel schreiben lassen: das Konzept des größten Parks von Berlin als Himmelszeichnung. Was für eine grandiose Art, das
Projekt bekannt zu machen!
Nun ja. Zuerst kommen, wie bei jedem Projekt, die Arbeiten am Gelände. Wir müssen einige Probleme mit der Drainage lösen. Was uns sehr gelegen kommt, denn wir können den Aushub nutzen, der bei den Erdarbeiten entsteht, um das Gelände zu modellieren. Unsere Entwurf basiert auf einem Landschaftsrelief, das zwar völlig eben aussieht – ich bin Holländer und liebe flache Landschaften –, aber in Wirklichkeit ist das Areal leicht abschüssig: gut vier Meter Höhenunterschied auf einer Länge von ein paar hundert Metern. Unser Eingriff ist ziemlich subtil, an den meisten Stellen behalten wir das bestehende Geländeniveau bei und gleichen nur gelegentliche Unterschiede aus, sodass eine gleichmäßige Horizontlinie entsteht. Das Gelände passt sich buchstäblich der Erdkrümmung an.
Pioniernutzer, Pionierpflanzen
Was Sie vorgelegt haben, ist ein gezeichneter Plan, der verschiedene Zeitstufen aufweist. Gleichzeitig gibt es bereits die Pioniernutzungen (siehe Beitrag Seite 56), die von der Entwicklungsgesellschaft Tempelhof Projekt GmbH zur Zeit in einem besonderen Verfahren angesiedelt werden. Da ist bereits eine Menge los. Wie lassen sich Ihr Parkkonzept und sich selbständig entwickelnde Nutzungen koordinieren?
Mit diesem Pionierkonzept wird das Projekt zu etwas ganz Besonderem:  Im gesamten europäischen Kontext gibt es nichts Vergleichbares.  Üblicherweise denken wir Land­schaftsarchitekten uns einen Park aus, schnüren daraus ein großes Paket, und dann sagt der Auftraggeber entweder ja oder nein. Hier in Berlin ist das ganz anders, hier gibt es keine Tabula rasa, das Konzept einer allmählichen Entwicklung mit Pioniernutzungen findet längst statt. Unsere Aufgabe ist es nun, eine Art diskursive Plattform dafür zu entwickeln. Das ist sehr spannend. Und eine große Herausforderung, weil natürlich Schwierigkeiten auftauchen. Ein oder zwei Mal haben wir bereits Bedenken angemeldet.
In welchem Zusammenhang?
Es war geplant, die Bereiche des Geländes, auf denen später gebaut werden soll, für temporäre Nutzungen freizugeben. Unser Einwand:  Vorsicht, vielleicht ist es keine so gute Idee, einen Interessenten für eine Zwischennutzung zu gewinnen, nur um ihm die Karotte, die man ihm hingehalten hat, später wieder wegzunehmen  – damit auf dem Areal, wie geplant, Wohnungen gebaut werden können. Wir haben den Vergleich zur Natur zogen: Wenn in der freien Natur ein Stück Brachland neu besiedelt wird, sind die Pionierpflanzen die erste Spezies, die dort überleben kann, nach ihnen kommen Sukzessionsarten, und im Lauf der Zeit entsteht eine stabile Klimaxvegetation. Übertragen auf die städtebauliche
Situation bedeutet das, dass man den Pionieren erlauben muss, sich zu deutlich komplexeren Situationen weiter zu ent­wickeln, sodass daraus schließlich ein stabiles Habitat entsteht. Wir meinen, man muss etwas vorsichtiger und zugleich konstruktiver mit dem umgehen, was man als Pioniernutzungen bezeichnet. Das ist der Grund, warum wir versuchen, die Nutzungen unmittelbar in den Entwurf einzubinden.
Bei der Aktivierung von Brachflächen, die nur partiell bebaut werden können, fällt das Stichwort „urban agriculture“. Welche Rolle werden solche Nutzungen im neuen Park einnehmen?
Urban agriculture ist ein heikles Stichwort, wenn man sich das einmal konkret vorstellt: Ackerbau in der Stadt. Sollte man die Absicht äußern, das Gelände in größerem Maßstab landwirtschaftlich zu nutzen, würden wir davor warnen. Die Qualität der großen grasbewachsenen Fläche würde zerstört. Für mich impliziert der Begriff urban agriculture immer auch ein Element von Gemeinschaft, Bildung, Freizeit – so eine Art zeitgenössischer Interpretation des Schrebergartens. Das beinhaltet aber auch ein gewisses Maß an Isolation, denn derartige Flächen lassen sich nicht mehr anderweitig nutzen. Wie ein Schrebergarten eben, eine kleine Parzelle für den Privatgebrauch. Trotzdem finden wir das spannend, und wir schlagen Pflanzenanbau zur Energiegewinnung und Gemeinschaftsgärten an den Rändern des Parks vor. Wir wollen die äußeren Areale des Parks mit diesen Experimenten aktivieren, etwa mit Obstbäumen oder mit kleinen Äckern für Biomasse.
Welche Methoden gibt es überhaupt, ein solches Universum von Wiesen weiter zu kultivieren?
Aufgrund der schieren Größe des Areals ist diese Frage tatsächlich der interessanteste Teil des Projektes. In ökologischer Hinsicht differenziert man zwischen verschiedenen Kategorien von Bewuchs: Haferrasen, Magerrasen, Trockenrasen, leicht abweichende Arten von Grasvegetation entsprechend der jeweils etwas anderen Bodenbeschaffenheiten usw. Unsere Herangehensweise wäre nie, alles abzuräumen und komplett von vorne anzufangen, also etwas ganz anderes zu machen. Man muss sich anschauen, was bereits da ist und dann überlegen, wie man es intensivieren kann. In jeder dieser ökologischen Habitate findet sich eine reiche Artenvielfalt für die Stadt. Pflanzen sind sehr durchsetzungswillig – im Sinn von aggressiv. Ein Spezialist für Gräser, den ich kenne, sagt dazu immer:  So eine Wiese ist ein Schlachtfeld. Die Pflanzen bekämpfen sich. Angriff und Gegenangriff.  Jede Gräserart versucht einen Raum zu erobern und zu halten. Die Arten stehen in einem ständigen Konkurrenzkampf – den man allerdings beeinflussen kann.
Wie wollen Sie diesen Prozess beeinflussen? Sie hatten ja die Idee – aber das war wohl eher ein Gag – aus Flugzeugen kleine Samenbomben abzuwerfen, deren Inhalt sich dann über das ganze Feld verstreut.
Extrem wichtig ist es, im Herzstück des Parks den nährstoffarmen Boden zu erhalten. Magere Erde statt nährstoffreicher Böden – man muss unbedingt dafür sorgen, dass sich das nicht verändert. Das heißt zum Beispiel, dass man den Mulch nach dem Mähen nicht einfach liegen lässt, weil das wie Dünger wirkt. Es hört sich zwar widersinnig an, aber das Ziel wird sein, die Böden mager zu halten. Magere, eher trockene Böden sind gut für bestimmte seltene Pflanzen. Eine andere Frage ist, wie wir Beweidung nutzen können. Der Einsatz von Tieren als Teil des Prozesses wäre nicht nur eine kostengünstige Art des Unterhalts, sondern auch eine ökologische Weise, den Boden zu pflegen. Etwa, wenn es um das Thema Bodenauflockerung geht: Besonders im Frühjahr lockern Schafe mit ihren kleinen scharfkantigen Hufen den Boden auf und ermöglichen damit das Auskeimen bestimmter Pflanzen. Es ist vermutlich sinnvoll, in Tempelhof Weidevieh anstelle von Mähmaschinen einzusetzen.
Ein Park für die ganze Stadt
Eine weitere Ihrer Ideen besteht darin, „Park-Kuratoren“ für ein Jahr zu benennen, Prominente wie Dolce & Gabbana oder Wim Wenders, die Konzepte für die Animation des Parks entwickeln. Aber es gibt ja bereits die Pioniernutzer, die gerade auf dem Flugfeld Einzug halten. Wie soll das
zusammengehen?
Wichtig ist, daran zu erinnern, dass dieses Areal auch ein grüner Lebensraum für ganz Berlin ist – das gilt insbesondere für die intensiv genutzten Zonen im Vorbereich des Flug­hafengebäudes.  Wir betrachten diesen „inneren“ Kreis als event space, einen Ort, der sich für die gesamte Stadt aktivieren lässt.  Die Aktivitäten hier, wenn sie von den Kuratoren entwickelt werden, haben eine Bedeutung für die ganze Stadt. Natürlich partizipieren Neukölln, Kreuzberg und Tem­pelhof ganz besonders. Aber das hier ist ein Park, der eine Bedeutung für ganz Berlin hat. Das Tempelhofer Flugfeld kann eine Art Gegenpol zum Tiergarten werden: Der Tiergarten ist der Park als Wald, und in Tempelhof haben wir einen Park als urbane Wiese. Das Konzept, deren Potenzial auch als event space zu entwickeln, halten wir für sehr wichtig.
Wir können das in dem gezeichneten Entwurf noch nicht erkennen.
Der Entwurf beinhaltet in dieser Hinsicht durchaus Widersprüche, die es noch aufzulösen gilt. Uns geht es vor allem erst einmal darum, den Raum zu organisieren. Aber danach kommt unmittelbar die Frage, wie man es ermöglicht bzw. zulässt, dass die Nutzungen diesen Raum auch belegen können.
Wir werden ja als „Hüter des Masterplans“ apostrophiert. In Wahrheit leiten wir einen Prozess an. Wir sind explizit nicht hier, um unsere Ergebnisse aus dem Wettbewerb anderen zu oktroyieren. Deshalb müssen wir uns damit auseinandersetzen, was bereits in Gang gekommen ist. Zunächst versuchen wir nichts weiter, als zu verstehen, was passiert, und die Auswirkungen auf die Natur und auf weitere Nutzungsaktivitäten abzuschätzen.
Was sich hier abspielt, ist natürlich ein Prozess, der nicht völlig demokratisch abläuft. Derzeit nutzen in erster Linie hedonistische junge Menschen mit bestimmten Fähigkeiten das Feld. Die Älteren sind nicht so sehr vertreten. Also haben wir angefangen, die Nutzer systematisch zu erfassen, und es soll ein Dialog mit den Pioniernutzern angestoßen werden, der sich über mehrere Jahre hinziehen wird.
Gilt es da nicht auch abzuwägen zwischen Bedürfnissen der Nutzer und Bedürfnissen der Natur?
An Naturschutz im herkömmlichen Sinne glauben wir nicht, wir halten das an dieser Stelle für ein komplett veraltetes Konzept: Wie Hundewelpen, die man mit der Flasche päppeln muss, und solche Dinge. Immer wieder haben wir betont – und haben das sehr laut und deutlich gesagt – dass es bei diesem Projekt um die Aktivierung von Natur geht. Wir haben hier ein riesiges Feld „Natur“ – was muss man tun, um es zu aktivieren? Können wir einen besseren Umgang mit Biodiversität entwickeln? Wenn es heute zwei unterschiedliche Arten Schmetterlinge gibt, mit welchen Mitteln schaffen wir es, dass daraus hundert werden? Lässt sich „Natur“ eigentlich intensivieren – und wenn ja, wie? Möglicherweise ist das ein Leitthema für die Entwicklung in den nächsten Jahren. Und, diese Entwicklung findet in Form von Experimenten statt, an denen verschiedene Universitäten beteiligt sind, auch die TU Berlin.
Die Kernfrage für Tempelhof ist: Wie machen wir aus dieser sehr großen Wiese die schlichtweg umwerfendste Wiese überhaupt? Für ein solches Konzept gibt es auch weltweit kaum Vorbilder. Es ist eine mutige Entscheidung des Berliner Senats, sich auf diesen Weg einzulassen.
Stichwort Internationale Gartenbauausstellung
Hilft die IGA 2017 bei der Entwicklung eines solchen Parkkonzepts. Oder ist sie eher ein Klotz am Bein?
Das Großereignis IGA ist tatsächlich ein hier in Deutschland sehr gut etabliertes Instrument, um landschaftliche Räume zu regenerieren und um der Öffentlichkeit die neuesten Gartenbau-Trends zu präsentieren. Zur IGA 2017 in Berlin werden 3,5 Millionen Besucher erwartet.
Wer weiß, vielleicht stellt sich das Ganze auch als Trojanisches Pferd heraus. Natürlich ist die IGA eine interessante Option für uns, man braucht Katalysatoren und entsprechende Ideen. In Berlin gibt es durchaus eine Tendenz, dass nie irgendwas passiert, weil zuviel geredet wird. Das verhindert, dass eine Menge guter Ideen ausreifen. Das gilt gerade für meinen Bereich der Land­schaftsarchitektur, die zwischen allem steht. Ich gebe gern zu: Die IGAs, die wir bisher besucht haben, waren alle langweilig, sehr kommerzialisiert, sehr einseitig. In Berlin muss ein ganz neuer Typ Gartenbauausstellung entstehen, damit das Projekt IGA hier Erfolg haben kann.
Vier Jahre zuvor, 2013, wird bereits eine IGA stattfinden, genauer die IGS in Wilhelmsburg. Welche Möglichkeiten bestehen für Berlin, sich inhaltlich mit einem Konzept zu unterscheiden?
Es gibt da so ein Horror-Szenario, dass die IGA in viele kleine Veranstaltungen zerfällt. Das Besondere hier in Tempelhof ist ja gerade dieser offene Raum, die Leere. Der potentielle Widerspruch zwischen den beiden Polen ist vorprogrammiert: viele kleine Aktivitäten versus Zelebrieren der Offenheit. Fest steht, dass wir den Gedanken an ein Areal mit einem Zaun drumherum abwegig finden, dieses Entweder-drinnen-oder-Draußen. Mit einem Gelände wie diesem bekäme man dabei auch echte Probleme: Als hätte man ein unglaublich großes Wohnzimmer, doch die Party darf bloß in der hinteren Ecke steigen.
Das Durchschnittsalter der klassischen IGA-Besucher liegt bei 50 Jahren, der Gartenbesitzer, der sich die Rabatten anschaut. Wie können wir da was drehen? Über Nacht wird eine IGA normalerweise geschlossen. Berlin ist aber eine Stadt, die nachts lebt, also sollten wir die IGA auch genau dann zugänglich machen. Die Gartenbauausstellung als Nocturne: Und sofort hätte man die IGA im Doppelpack, einmal als Tagesveranstaltung und einmal als nächtliches Event.
Stichwort Internationale Bauausstellung
Und wie sieht es aus mit der Internationalen Bauaustellung 2020. Kann sie den Prozess der Randbebauung qualitativ beeinflussen?
Gleich im Eingangsstatement für unseren Wettbewerbsentwurf haben wir darauf hingewiesen, dass sich die meisten städtischen Parks überall auf der Welt vom Rand her definieren: Regent’s Park in London, Vondel Park in Amsterdam, Central Park... Hier in Berlin gibt es die Tradition der Block­randbebauung, bisher aber existieren keine baulichen Fronten zum Tempelhofer Feld.  Wir interpretieren das als Chance, bisher nie dagewesene urbane Übergangssituationen zu schaffen.  Dazu kommen die Möglichkeiten, ganz unterschiedliche Berliner Bezirke miteinander zu verbinden, was natürlich auch heißt: ganz unterschiedliche soziale Welten.
Sind Sie gegen klare Kanten?
Ich will mich da nicht festlegen, denn aus den ersten öffent­lichen Anhörungen weiß ich, dass vier Fünftel aller Leute nicht über den Park an sich reden, sondern über seine mögliche bauliche Einfassung, über die Urbanisierung der Schnittstelle. Es läuft auf eine politische Entscheidung hinaus, die zwar mit uns nichts zu tun hat, mit der wir aber irgendwie werden arbeiten müssen.
Aber Vorstellungen, wie diese neuen Ränder der Stadt mit ihrem Entwurf korrespondieren, haben Sie schon?
Der umlaufende „äußere“ Ring unseres Entwurfs ist ja nicht einfach ein Ring im Niemandsland – natürlich aktiviert die jeweilige urbane Anschlussstelle Eigenschaften des Rings. An einer Stelle zum Beispiel schlagen wir eine Wasserfläche vor, eine städtische Promenade auf einer Seite und Wohn­bebauung auf der anderen. In Richtung Neukölln spielen
wir mit den Niveauunterschieden, denn dort liegt das Gelände höher, und wir denken dort an einen Belvedere über den Park.
Und im Süden, zur Autobahn hin?
In den Meetings sage ich immer wieder:  Leute, ich begreife euch nicht – wozu wollt ihr da direkt an den Riesenpark Bürohäuser und Gewerbeeinheiten hinstellen?  Macht doch wenigstens eine Mischnutzung, und die beiden unteren Geschosse sind dann eben für Gewerbe. Und wieso keine Wohnungen, frage ich – ich zum Beispiel würde dort sehr gern wohnen. Das sind seltsame Diskussionen, die zurzeit laufen. Zum Beispiel verblüfft es mich, dass alle Planungen, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben, ausschließlich auf zweidimensionalen Aspekten der Flächennutzung basieren. Anfangs habe ich noch protestiert: Ich begreife das nicht, wieso redet hier niemand über die Volumen, wo es doch bei der städtebaulichen Gestaltung dieser Ränder ganz offenkundig um Höhe und um die Silhouette geht. Könntet ihr nicht stärker in die Höhe bauen, damit der Flächen-Abdruck kleiner wird? Das ist gut für den Park.
Versailles, das Panorama und die Offenheit
Klar ist aber auch: Das Leitmotiv des Parks ist in erster Linie die Offenheit. Sobald etwas gebaut wird, schieben sich andere Bilder in das wundervolle Panorama. Zu dessen guten Eigenschaften gehört ja, dass man in diese Offenheit förmlich hineingesogen wird. Die harte Geländekante liegt auf der Seite des Flughafengebäudes, im Kontrast dazu entsteht zu den anderen Seiten eine Ambivalenz, die den Kitzel von Unendlichkeit auslöst. Sobald man Gebäude vor dieses Panorama stellt, wird das natürlich anders. Noch aber gibt es dieses Gefühl von Unendlichkeit.
Gerade letzte Woche war ich im Park von Versailles: Eine beeindruckende Analogie zu Tempelhof, denn auch Versailles hat ein großes Gebäude, das sich auf eine Landschaft hin ausrichtet. Auf der einen Seite liegt die Stadt, die Mittelachse des Ensembles zieht sich in die Stadt hinein, eine urbane Schnittstelle. Ich verweise gern auf diese Analogie in der Wirkung des großen Gebäudes, dem gleichzeitig Landschaft wie auch Stadt gegenüber stehen. Überquere ich in Berlin den Platz der Luftbrücke und komme in den Flughafen, der still und groß ist und nicht besonders tief, und dann sehe ich die offene Landschaft – das ist phantastisch, oder nicht? Die Landschaft hat scheinbar keine Grenze. Das andere Ende ist diffus, es liegt in weiter Ferne, wird durch die Entfernung verwischt. Plötzlich sieht man – wow! – so eine wahnsinnige Weite.  Dieser Übergang ist sehr, sehr eindrücklich und
eigentlich ein Klassiker, wenn man andere Parks in Europa als Vergleich heranzieht. Das Gebäude-Ensemble von  
Tempelhof ist für mich Teil der Park-Komposition.  Weitere Bauten in diese Komposition hinein zu setzen ist eine sehr delikate Angelegenheit.
Dieser Raum-Aspekt ist das Thema, das ich am dringlichsten auf den Besprechungstisch packen will, denn mir scheint, dass sich die Leute derzeit zu viel mit Grundstückswerten und solchen Sachen auseinandersetzen und dabei den Blick für das größere Tableau verlieren. Ich würde nicht unbedingt behaupten wollen, das sei kurzsichtig. Doch in meiner Rolle als Landschaftsarchitekt ist es meine Aufgabe, den Stellenwert dieses Tableaus für den Park zu verteidigen.
Body and Soil
Es geht auch um die Kosten und den Unterhalt des neuen Parks. Tempelhof soll das Gegenteil vom Tiergarten sein, der sehr aufwendig instand gehalten werden muss. Ist das Pflegen von Wiesen soviel billiger?
Gleich die erste Frage, die uns gestellt wurde, als wir in der ersten Wettbewerbsrunde unser Projekt präsentierten, lautete: „Wie entwerfen Sie mehr Park für weniger Geld? Berlin ist, wie Sie wissen, keine reiche Stadt.“ Das sollte der Ausgangspunkt dafür sein, wie man einen Park für Berlin im 21. Jahrhundert neu denken könnte.
Ein Stichwort, das wir gerne in diesem Zusammenhang verwenden, lautet „Body and Soil“, was für niederländische Ohren einen ziemlich deutschen Klang hat – die Deutschen reden ja gerne über den „Boden“. Wichtig ist die Verknüpfung eines Parks mit Körperkultur – in der Tradition der Volksparks, wo es ja eigentlich um den Körper in der freien Natur ging. Aber ohne das zu kopieren; im 21. Jahrhundert muss man dem Ganzen einen neuen Dreh geben. Seit das Tempelhofer Feld für die Leute geöffnet ist, treiben sie dort alle möglichen Arten von Sport. In den Volksparks waren das organisierte Veranstaltungen, heute geht das natürlich individualistischer zu. Der Einzelne steht im Mittelpunkt. In dieser Hinsicht hat sich das stark verändert, aber die Berliner scheinen nach wie von der Idee „Natur und Körper“ besessen zu sein. Ich finde das faszinierend.
Welche Auswirkungen hat das auf die Parkgestaltung?
Ein Park, der solcherlei Spontaneität zulässt, könnte eine Art Wildwuchs-Park sein: Es gibt keinen Rasen; das Gras wird zwar jede Woche gemäht, aber ohne jegliche Art von „Maniküre“. Die Kosten für den Unterhalt rutschen damit in eine völlig andere Preisklasse, als es bei Parkanlagen sonst üblich ist. Im Grunde sind das schlichte Sachzwänge: Nie und nimmer kann man 250 Hektar auf ähnliche Weise pflegen wie einen der anderen Parks in der Stadt.
Welche vergleichbaren Landschaftsparks, die man in Zusammenhang mit Tempelhof sehen könnte, halten Sie selbst für vorbildlich?
Wenn wir mal beim parkprägenden Gebäude anfangen, dann sicher „The Crescent“ in Bath. Ich weiß, das ist nicht der Tempelhofer Flughafen. Aber die Idee, dass ein Gebäude die Landschaft und die Offenheit fassen kann, ist vergleichbar. Die Grünfläche vor dem Crescent ist nicht eben, aber es ist eine sehr beeindruckende Anlage, gerade wie dort mit der Landschaft umgegangen wird.
Ich möchte Ihnen noch etwas ganz Besonderes zeigen. (Zeigt Fotos von Betonpollern, die Kappen aus Wildblumen tragen.) Das habe ich in der Nähe meines Wohnorts in Schottland fotografiert. Ich bin geradezu besessen von diesen Würfeln in der Landschaft – vor 70 Jahren sollten sie die Deutschen davon abhalten, an der schottischen Küste zu landen, Panzersperren also. Besonders gefällt mir, wie diese Würfel die sanft ansteigende und abfallende, sandige Hügellandschaft punktieren: eine besondere Form von Land Art. An diesen objets trouvés kann man sehen, wie die Natur die von Menschen gemachten Strukturen wieder übernimmt. Sehen Sie sich diese Blumenpolster an! Für diese Transformation technischer Konstruktionen in der Landschaft gibt es herausragende Beispiel. Deutschland hat eine ganze Reihe interessanter Landschaftsarchitekten, die in diesem Feld arbeiten, etwa Peter Latz beim Landschaftspark Duisburg-Nord (Bauwelt 37.1996), der im Rahmen der IBA Emscher Park entstand. Latz war vermutlich der erste, der aufgelassene Indus­trielandschaften in großem Stil als einen Prozess begriffen hat, in dem die Natur den Ort besetzen kann.
Berlin und Fernost
Wir arbeiten zurzeit auch an einem Park in Shiling, China. In derselben Woche, in der wir Tempelhof gewonnen haben, erhielten wir auch diesen Auftrag; für mich sind das parallele Projekte. Beides sind Parks – aber es liegen Welten dazwischen. Wenn wir in China sind, kann ich direkt zum Bürgermeister der Stadt gehen, und der entscheidet noch sofort bei dem Tref­fen.  Unser Vertrag in China ist drei DIN-A4-Seiten lang. Der in Berlin ist dick wie ein Telefonbuch.  Ich habe auch herausgefunden, dass Berlin bei weitem kommunistischer ist als China. China ist komplett kapitalistisch. Diese Parallelität der beiden Projekte ist schon seltsam, gerade was die Frage betrifft, wie sich die Politik mit den Ideen des Entwurfs aus­ein­andersetzt und wie wir mit der Politik kommunizieren. Ja, das sind politische Projekte. Und jedes Projekt braucht Persönlichkeiten, die es unterstützen und voranbringen.
Als Landschaftsarchitekten müssen Sie Diplomaten sein…
Gelegentlich schon, etwa wenn meine innere Stimme mir sagt: Nein, ganz falsch. Oder, wenn ich denke: Du liebe Güte, da dreht jetzt einer völlig frei. Aber wir sind uns einer Sache bewusst: Wenn der Entwurf nicht in Politik übersetzt wird, gibt es keinen Park. Und, es gibt es keinen guten Park, wenn niemand ihn im politischen Jargon erklären kann: solche Dinge wie die Bedeutung des Parks für die Natur, die Bedeutung des Parks für soziale und private Bereiche, wie diese Bereiche gestaltet werden können, ohne dass hier Yuppie-Enklaven entstehen, die den sozialen Zusammenhalt gefährden, etc. Im Rahmen des Wettbewerbs kann man sich mit all dem noch gar nicht auseinandersetzen. Genau darum bin ich eher bescheiden und sage immer wieder, dass Dinge sich verändern lassen.
Eine Sache habe ich in den letzten Wochen gelernt: Es setzen sich derart viele Menschen mit diesem Park auseinander und so unglaublich viele Leute versuchen diesem Plan ihre Perspektive einzuschreiben, dass die einzige Möglichkeit darin besteht, zu den absoluten Basics des Entwurfs zurückzukehren. Und sich immer wieder klarzumachen: Das Thema dieses Parks ist Offenheit, die urbane Leerstelle, die Tempelhofer Freiheit, es geht um den Park als Prozess. Heute Nachmittag war das gesamte Meeting angestrengt auf der Suche nach einem Leitmotiv – und ich meinte bloß: Es ist doch schon da, nicht vergessen!
Aus dem Englischen von Agnes Kloocke.
Fakten
Architekten Hooftman, Eelco, Edinburg
aus Bauwelt 36.2011
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