Farbige Kollisionen
Arbeiten von Lothar Götz im Norden
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Farbige Kollisionen
Arbeiten von Lothar Götz im Norden
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Synergie nennt sich gemeinhin der Effekt, in einem Atemzuge gleich mehrere Dinge verrichten zu können. Der Farb-Raum-Künstler Lothar Götz, Jahrgang 1963, hat derzeit gleich drei Arbeiten im Norden Deutschlands realisiert, in Hannover und Wolfsburg.
„Stufen zur Kunst“ heißt etwas didaktisch eine Projektreihe der Stiftung Niedersachsen und des Kunstvereins Hannover: Im Jahresrhythmus wird ein vor gut zehn Jahren im gemeinsamen Gebäude errichtetes Treppenhaus künstlerisch inszeniert – diesmal von Lothar Götz. Götz arbeitet mit kräftigen Farbfeldern, die geometrisch gebrochen auf die Architektur eingehen, für die er sie entwirft: Er setzt Dreiecke ganz regelmäßig übereinander, wenn die Architektur das herausfordert, wie beispielsweise in der Londoner U-Bahn-Station am Picadilly-Circus; oder er lässt die Dreieicke als fraktale Bilder auf konstruktive Vorgaben oder Unzulänglichkeiten der Substanz „einrasten“ und sie scheinbar divergierenden Fluchtpunkten folgen. Für letztere Variante hat er sich in dem Treppenhaus entschieden.
Entstanden ist ein Farbenrausch in Gelb, Magenta, Blau, Grün, Schwarz und einigen luftigen Pastelltönen. Die Farbkeile nehmen immer ein Maß der Treppenkonstruktion auf, beispielsweise die Breite des Podests, und verjüngen sich bis zur nächsten Wandkante. Und es gibt horizontale Zäsuren in den Farbfächern, abgeleitet aus Materialschichtungen der Putz- und Mauerschalen. Zwei muntere Flanken begleiten einen beim Treppensteigen – und irritieren doch in ihrer defensiven Haltung gegenüber der indifferenten Architektur. Die Treppenuntersichten und der Aufzugsschacht aus Sichtbeton sowie die historische Außenwand schienen Götz sakrosankt, und er fasste sie nicht an. So verkümmert die Idee des Farbraums zu einer dekorativen Wandmalerei über Eck.
Einem ungleich fordernderen Widerpart stellte sich Götz bei einer seiner Interventionen in der städtischen Galerie Wolfsburg im Schloss Wolfsburg. Auch hier ist die gebaute Situation belanglos: der Raum viel zu niedrig, von einer technischen Deckenstruktur fast erschlagen. Aber in dieser Örtlichkeit lagert seit geraumer Zeit die „Flamme der Revolution, liegend (in Wolfsburg)“ von Olaf Nicolai. Auf das raumgreifende Objekt reagiert Götz mit wenigen kräftigen Farbakzenten, die Raum und Objekt eine panoramatische Dimension verleihen. Die bemerkenswerteste, zugleich kleinste Intervention: Im Südflügel des Schlosses hat Lothar Götz in einem schmalen Durchgangsflur dessen Merkmale aufgespürt, die der Sanierung des Bestands geschuldet sind. Der Boden fällt partiell in leichter Schräge ab, Türen scheinen unmotiviert in der langen Wand zu sitzen. Hier erklärt eine großzügig lineare Farbigkeit die Architektursituation und ihre Elemente – die Farbe imaginiert Raum und Geschichte, sie ist nicht nur ästhetisches Beiwerk.
Entstanden ist ein Farbenrausch in Gelb, Magenta, Blau, Grün, Schwarz und einigen luftigen Pastelltönen. Die Farbkeile nehmen immer ein Maß der Treppenkonstruktion auf, beispielsweise die Breite des Podests, und verjüngen sich bis zur nächsten Wandkante. Und es gibt horizontale Zäsuren in den Farbfächern, abgeleitet aus Materialschichtungen der Putz- und Mauerschalen. Zwei muntere Flanken begleiten einen beim Treppensteigen – und irritieren doch in ihrer defensiven Haltung gegenüber der indifferenten Architektur. Die Treppenuntersichten und der Aufzugsschacht aus Sichtbeton sowie die historische Außenwand schienen Götz sakrosankt, und er fasste sie nicht an. So verkümmert die Idee des Farbraums zu einer dekorativen Wandmalerei über Eck.
Einem ungleich fordernderen Widerpart stellte sich Götz bei einer seiner Interventionen in der städtischen Galerie Wolfsburg im Schloss Wolfsburg. Auch hier ist die gebaute Situation belanglos: der Raum viel zu niedrig, von einer technischen Deckenstruktur fast erschlagen. Aber in dieser Örtlichkeit lagert seit geraumer Zeit die „Flamme der Revolution, liegend (in Wolfsburg)“ von Olaf Nicolai. Auf das raumgreifende Objekt reagiert Götz mit wenigen kräftigen Farbakzenten, die Raum und Objekt eine panoramatische Dimension verleihen. Die bemerkenswerteste, zugleich kleinste Intervention: Im Südflügel des Schlosses hat Lothar Götz in einem schmalen Durchgangsflur dessen Merkmale aufgespürt, die der Sanierung des Bestands geschuldet sind. Der Boden fällt partiell in leichter Schräge ab, Türen scheinen unmotiviert in der langen Wand zu sitzen. Hier erklärt eine großzügig lineare Farbigkeit die Architektursituation und ihre Elemente – die Farbe imaginiert Raum und Geschichte, sie ist nicht nur ästhetisches Beiwerk.
0 Kommentare