Bauwelt

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Dortmunder "U"

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

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    Eingerüstet: das Hochlager der Dortmunder Unionsbrauerei aus den Zwanziger Jahren.
    Hans Jürgen Landes

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    Eingerüstet: das Hochlager der Dortmunder Unionsbrauerei aus den Zwanziger Jahren.

    Hans Jürgen Landes

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    Die Stahlbetonkonstruktion des Daches wurde aufwändig saniert.

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    Die Stahlbetonkonstruktion des Daches wurde aufwändig saniert.

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    In der zweigeschossigen Stufenhalle unter dem "U" ist heute ein Restaurant.
    Hans Jürgen Landes

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    In der zweigeschossigen Stufenhalle unter dem "U" ist heute ein Restaurant.

    Hans Jürgen Landes

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    Die Fensteröffnungen der Halle waren im Original mit Glasbausteinen gefüllt.
    Hans Jürgen Landes

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    Die Fensteröffnungen der Halle waren im Original mit Glasbausteinen gefüllt.

    Hans Jürgen Landes

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    Über ein großes Gerüst geht es hinauf bis zum "U".
    Hans Jürgen Landes

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    Über ein großes Gerüst geht es hinauf bis zum "U".

    Hans Jürgen Landes

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    Der an die Stufenhalle angrenzende Oberlichtsaal, heute Museumsraum.
    Hans Jürgen Landes

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    Der an die Stufenhalle angrenzende Oberlichtsaal, heute Museumsraum.

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    Über den gebäudehohen Schacht ...
    Hans Jürgen Landes

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    Über den gebäudehohen Schacht ...

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    ... sind die ehemaligen Lagerräume erschlossen.
    Hans Jürgen Landes

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    ... sind die ehemaligen Lagerräume erschlossen.

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    Wände und Decken werden mit Spritzbeton überzogen ...
    Hans Jürgen Landes

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    Wände und Decken werden mit Spritzbeton überzogen ...

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    ... und zu klassischen Ausstellungsräumen geglättet.
    Hans Jürgen Landes

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    ... und zu klassischen Ausstellungsräumen geglättet.

    Hans Jürgen Landes

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Ulrich Brinkmann

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Ulrich Brinkmann


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Dortmunder "U"

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

Zur Vorgeschichte und Umnutzung der ehemaligen Union-Brauerei
Seit 1968, seit den Zeiten, da im Revier noch der Dreiklang von Kohle, Stahl und Bier den Ton angab, krönt das 11 Meter hohe goldene „U“ (eigentlich sind es vier auf den Seiten mit Blattgold belegte Us) den Kellereiturm der Dortmunder Union-Brauerei. Nachdem die Bierproduktion 1994 ausgezogen war, stand das Gebäude leer, die umgebenden Gebäudetrakte wurden 2003/4 abgerissen, bis eben auf den ehemali­gen Gär- und Kühlturm, der als mächtiger Mono­lith inmitten der Brache 56 Meter hoch aufragt – ein roher und ehrfurchtgebietender Riese, der den Wandel der Zeiten scheinbar verschlafen hatte. Seit diesem Frühjahr umflimmern nun farbige Bilder das Firmensignet: Überlebensgroße Tauben flattern hinter den grauen Streben der Stahlbetonpergola, Dortmunds Großwohnmaschine „Hannibal“ wird projiziert. Es sind Videos des Filmkünstlers Adolf Winkelmann, eine ori­ginelle Belebung des Baukörpers, die ein wenig an Turmtrompeter erinnert, welche einst ihre Botschaften hinaus in die Stadt verkündeten. In diesem Fall ist das Medium die Botschaft. Als zukunftsfähiges Beispiel postindustrieller Erneu­erung soll das Dortmunder U durch den räumlichen Zusammenschluss von Einrichtungen aus Wissenschaft, Kunst und Verwaltung eine inhaltliche Engführung von Kunst und Kreativität leisten. Deren Schnittstelle wird – wenig überraschend – in den Neuen Medien gesehen, von denen aus sozusagen konzentrisch immer weitere Kreise in Richtung Bildung und Stadtentwicklung ausstrahlen sollen. Die mittlerweile (vor Essen) größte Stadt des Reviers will sich als Vorreiter einer neuen Verbindung von Kunst, Wis­senschaft und Bildung profilieren, von der man sich Renommee und auch eine Aufwertung der Gegend um den Hauptbahnhof erhofft.
Die Vorgeschichte: Politik, Kultur und Wirtschaft
Gut 15 Jahre dauerte die Vorgeschichte des neuen Kreativzentrums, die geradezu exemplarisch die Interessenskonflikte offenlegt, die bei der Entwicklung und Umnutzung derartig symbolisch aufgeladener Bauprojekte eine Rolle spie­len. Einer der Protagonisten der Entwicklung ist Gerhard Langemeyer, ab 1986 Kulturdezernent und von 1999 bis 2009 Oberbürgermeister von Dortmund. Im Gespräch betont er, dass eine kulturelle Nutzung eigentlich schon von Anfang an im Gespräch war, dann aber zeitweise in Vergessenheit geriet: „Nach dem Auszug der Brauerei gab es einen ersten städtebaulichen Wettbewerb, aus dem ein Entwurf von Richard Rogers als Sieger hervorging, der eine kulturelle Nutzung vorsah. Das wurde jedoch von den damaligen Eigentümern nicht ernst genommen und wich später einem kommerziellen Nutzungs­konzept in Form eines Einkaufszentrums.“ Die­ses aber fand keinen Anklang bei der Stadt. Eine erste Ausstellung („Reservate“) erprobte 1998 erstmals den U-Turm als Ausstellungsort. Die nächste Phase sah eine wiederum von der Brauerei ins Spiel gebrachte Nutzung in Gestalt einer Freizeit- und Sportanlage vor, für die sich aber kein Investor finden ließ. Der nächste Anlauf 2002 zog die Anmietung des Turms durch die Stadt in Betracht, was nicht nur an den zu hohen Kosten, sondern auch an der Übernahme der Brauerei durch das Oetker-Unternehmen Ra­deberger scheiterte. Konsequenz und Phase 3: 2007 erwarb die Stadt das gesamte Grundstück mit dem Ziel einer kulturellen Nutzung, bei der das Dortmunder Museum am Ostwall im Zentrum stehen sollte. Dies stieß jedoch auf den Wi­derstand der örtlichen CDU, die lange sogar ei­nem Abriss des Monolithen das Wort redete und lieber eine Erweiterung des existierenden Museumsstandortes wünschte.
Als Rettung der Idee erwies sich schließlich das Kulturhauptstadtjahr „Ruhr2010“, wodurch eine Finanzierung der rund 50 Millionen Euro teuren Umnutzung möglich wurde. Bedingung des inzwischen von der CDU regierten Lan­des war jedoch eine Mischnutzung, die als Alleinstellungsmerkmal die Verbindung von Kunst und den in der Stadt ansässigen Forschungseinrichtungen vorsah. Das Fazit von Langemeyer: „Wenn man derartig komplexe und städtebaulich wichtige Umwandlungen privaten Unterneh­men und damit letztlich dem Markt überlässt, erweist sich dieser Prozess nicht nur inhaltlich als riskant, sondern vor allem als langwierig.“ Langemeyer ist mit dem Endergebnis einigermaßen zufrieden, „wenn ich auch dem Museum Ostwall mehr Raum gewünscht hätte und aus meiner Sicht eine insgesamt stärker museale Nutzung vorteilhafter gewesen wäre.“
Das Dortmunder Centre Pompidou
In seiner multifunktionalen und wissensorientierten Ausrichtung ähnelt das neue Dortmun-der „U“ einem ins 21. Jahrhundert übersetzten Centre Pompidou, von dem Ende des Jahres denn auch eine Ausstellung übernommen wird. In jedem Fall bedingt die entstandene komplexe Nutzungskonzeption auch die innere Aufteilung, die – fasst man es zusammen – vom Bestandsbau atmosphärisch nichts übrig gelassen hat: weder die imposanten Dimensionen noch die rohe industrielle Anmutung. Letztendlich ist ein weitgehend „normales“ Hochhaus entstanden, das seinen Nutzern auf 15.000 Qua­dratmetern jeweils ganze oder Teile der jeweiligen Etagen zuweist, deren ersten drei mit Deckenhöhen von rund 3,5 Metern eher gedrungen wirken. Immerhin, mit der Idee, durch Herausschneiden der Geschossdecken am östlichen Rand einen schmalen, spitz zulaufenden Schacht als Erschließungsraum freizulegen, machen Gerber Architekten wenigstens an einer Stelle die Dimension des Baus erlebbar. Rolltreppen führen hier zu den Ebenen hinauf, auf denen man über einen unterschiedlich breiten Flur in das Innere der Ausstellungsbereiche bzw. Büroebenen gelangt.
Lichthöfe oder Verbindungen zwischen den Ebenen gibt es, bis auf eine Ausnahme, keine. Auf den ersten drei Ebenen sind in der Regel um einen größeren Ausstellungsraum in der Mitte kleinere Räume gruppiert. Kunstlicht dominiert allenthalben. So sind auf den sieben Ebenen mithin nun Institute der Universität und der Fachhochschule untergebracht, die sich den gro­ßen Saal im 1. Obergeschoss teilen. Etage 2 hat das Zentrum für kulturelle Bildung bezogen, während der große, durch Säulen unterteilte Raum auf der 3. Ebene vom Kunstverein Hartware mit einem Ausstellungsprogramm für neue Medien genutzt wird – mit entsprechenden Einbauten. Gekrönt wird die heterogene Mieterschaft, zu der noch ecce gehört, ein Zentrum für Kreativwirtschaft, das die Verbindung zu Wirtschaft und Stadtentwicklung herstellen soll, durch das Museum Ostwall. Diese 1948 gegründete Dortmunder Kultureinrichtung setzt ihren Schwerpunkt zwar nicht auf Medienkunst, aber immerhin auf die Installationskunst der 1960er und 70er Jahre. So passt jedenfalls auf dem Papier alles einigermaßen gut zusammen.
Museum am Rande
Auch wenn das Museum Ostwall demnächst noch den Oberlichtraum für Wechselausstellungen im 6. Obergeschoss wird bespielen können, auch wenn es den Filmvorführraum im Erdgeschoss nutzen kann und Shop und Gastro-nomie sich ebenfalls über den gesamten Bau ver­teilen – die für die Kernaufgabe des Museums, d.h. die Präsentation seiner Bestände, zur Verfügung stehenden beiden Ausstellungsebenen wirken allzu beengt. Ein unscheinbarer Eingang an der südöstlichen Ecke der 4. Ebene führt zunächst in einen doppelstöckigen Raum, der als Scharnier wirkt und die beiden Ebenen über eine zu schmale, über zwei Wendungen verlaufende Treppe verbindet. Immerhin: Die raum-bezogenen Installationen ebenso wie die überwiegend kleinformatigen Arbeiten vertragen gut die einzelnen, meist kleineren Kabinette und können (bzw. müssen) auf natürliches Licht verzichten. Die vom Berliner Büro Kuehn Malvezzi entwickelten Raumlösungen folgen denn auch einer Logik, die entsprechend auf kabinettartige, labyrinthisch miteinander verbundene Raum-in-Raum-Situationen setzt, welche der Besucher ohne Vorgabe einer Reihung durchwandert.
Die Idee ist die eines stadtähnlichen Systems aus einzelnen Häusern und Wegen, wie es das Berliner Büro zuerst bei der documenta 11 im Jahr 2002 erprobt hatte, wobei man hier in Dort­mund den vorhandenen Stützenwald, der nirgendwo orthogonal, sondern schräg durch die Räume verläuft, durch weiße Wände abzufangen versucht hat. Entstanden ist das Gegenteil ei­nes von Raumfluchten und Perspektiven gekenn­zeichneten auratischen Kunstmuseums. Es ist das auf Austausch und Informationsvermittlung ausgerichtete und in diesem Fall mit vielen Medienstationen ausgestattete Werkstattmuseum, das den Besuchern weder räumliche Großzügigkeit noch eine wirkliche Orientierung zugesteht. Der Auftritt der Institution und ihre Rolle innerhalb des U-Turms sind begrenzt: Sie ist ein Mieter unter vielen.

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