Bauwelt

Fosters Lieblingskunst

Jubiläums­schau im Carré d’Art in Nîmes

Text: Kabisch, Wolfgang, Paris

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Ai Weiwei, Untitled, 2010
Courtesy Ivorypress © A. Weiwei

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Ai Weiwei, Untitled, 2010

Courtesy Ivorypress © A. Weiwei


Fosters Lieblingskunst

Jubiläums­schau im Carré d’Art in Nîmes

Text: Kabisch, Wolfgang, Paris

Er hat schon alles realisiert, was sich ein Architekt erträumt. Weltweit! Vom Einfamilienhaus bis zum Hochhaus, vom Viadukt bis zum Flughafen, vom Parlament bis zum Museum. Mit Preisen und Auszeichnungen wurde er überhäuft. Was will er also noch mehr, dieser anerkannte Meister des High-Tech?
In den letzten Wochen war Norman Foster häufig in einem seiner elegantesten Bauten anzutreffen, den er vor gut 30 Jahren entworfen und vor genau 20 eröffnet hatte: im Carré d’Art im südfranzösischen Nîmes. Das Haus beeindruckt noch heute; funktioniert seit dem ersten Tag als Ausstellungsbau genauso wie als Treffpunkt mit Bibliothek und Terrassen-Café. Dieses Museum für zeitgenössische Kunst hat ihn eingeladen, anlässlich des Jubiläums erstmals eine Ausstellung zu kuratieren.
Keine Architekturpläne, -fotos, -modelle, nein: Kunst sollte er ausstellen. All die Künstler mit ihren Werken, die ihn inspiriert haben und noch inspirieren. Im Leben, in der Arbeit. Die Museumsleitung erhoffte sich einen Einblick in den unbekannten Teil des „Universums Foster“. Soviel kann man gleich sagen: Er hat sich dieser neuen Aufgabe mit Leidenschaft und großem Einsatz gewidmet. Ein Jahr nur – von der Idee bis zur Eröffnung: Das zeugt von hoher Professionalität.
Turner, Rothko, Moore, Duchamp, Boccioni, Calder, Richter, Serra, Giacometti; viele risikolose Klassiker findet man in seiner umfangreichen Auswahl. Aber auch Arbeiten von Eliasson, Gursky oder Ai Weiwei, die nicht so schnell zugänglich sind. Herausragend: eine wunderbare goldene Sichel von Max Bill. Man fragt sich, wie Foster und das Museum die Kunstwerke von namhaften Sammlern und Instituten überhaupt so schnell loseisen konnten. Da hat wohl der Name des Architekten eine große Rolle gespielt.
Der überwiegende Teil der Foster-Schau ist der klassischen Moderne zuzurechnen. Das hat bei seinem beruflichen Werdegang eine gewisse Logik. Wer allerdings nach erkennbaren Bezügen zu seiner Architektur sucht, wird wenig finden. Der Brite lässt sich nicht in die Karten schauen. Es sind wohl eher emotionale Vorlieben, die hier zum Tragen kommen. Er zeigt eine Affinität zu plastisch wirkenden Einzelstücken, zur Abstraktion. Einen kritischen Diskurs in Bezug auf die Kunst sucht man vergebens.
So interpretiert er den Titel der Ausstellung, „Moving“, als „bewegend“. Ein Kunstwerk muss ihn berühren, sonst bleibt es für ihn stumm, sagt er. Man hätte sich eine wesentlich weitergehende Deutung vorstellen können. Doch dann wäre sein Geburtstagsgeschenk an die Stadt weniger leicht zu konsumieren gewesen. 
Fakten
Architekten Foster, Norman, London
aus Bauwelt 23.2013
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