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Museum des Konflikts in Tripolis

„Der Bau des Konflikt-Museums wurde durch den Konflikt gestoppt“

Text: Schultz, Brigitte, Berlin

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Der Entwurf bezieht sich auf die Dünenlandschaft Libyens
Architekten

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Der Entwurf bezieht sich auf die Dünenlandschaft Libyens

Architekten


Museum des Konflikts in Tripolis

„Der Bau des Konflikt-Museums wurde durch den Konflikt gestoppt“

Text: Schultz, Brigitte, Berlin

Am westlichen Ende des Grüngürtels von Tripolis sollte 2011 ein „Museum des Konflikts“ entstehen. Wir sprachen mit Neil Deely vom Londoner Büro Metropolitan Workshop über die Entwicklung des Museums und dessen mögliche Zukunft.
Wie kamen Sie dazu, ein „Museum des Konflikts“ in Tripolis zu entwerfen?
2008 fand ein eingeladener Ideenwettbewerb statt, den wir gewannen. Wir waren einer von drei oder vier Teilnehmern.Die Identität der anderen hat man uns aber nie verraten.
Da wir an einem Masterplan für die Küste des Toten Meers in Jordanien arbeiteten, waren wir im arabisch-sprachigen Raum bekannt.

Welches ist die Idee hinter dem Museum?

Die damalige Regierung wollte die Geschichte des Landes anhand seiner nationalen Konflikte erzählen, angefangen beim Volksaufstand gegen die italienische Kolonialmacht 1922 bis zu Gaddafis Revolution von 1969.

Was war Ihr Entwurfskonzept?
Das Museum liegt an einem Ende des geplanten Grüngürtels. Unser Entwurf bezieht sich auf die Dünenlandschaft, die einen Großteil des Landes bedeckt, und die Zeltarchitektur der Beduinen der nördlichen Sahara. Im Sommer können die Temperaturen in Tripolis für lange Zeit über 35 Grad Celsius liegen. Da das Museum 12.000 Quadratmeter klima­tisierten Raum benötigte, war das Zelt nicht nur eine visuelle Referenz, sondern auch ein klimatisches Prinzip. Wir haben vier Pavillons unter einem Dach angeordnet. Sie sollten dicke Ortbetonwände haben, deren thermische Masse ein stabiles, „museales“ Raumklima unterstützt. Die verschatteten Flächen zwischen den Pavillons bieten sich zudem für größere Ausstellungen an.

Aus welchem Material ist Ihr „Zeltdach“?
Die Dachhaut ist eine Leichtbaustruktur aus eloxiertem Aluminium, ihre Geometrie lehnt sich an islamische Muster an. Wir haben das richtige Maß an Durchlässig keit in Versuchen getestet: Etwa zehn Prozent Perforation ermöglichen eine ausreichende Luftzirkulation, um die Temperaturen unterhalb des Dachs niedriger zu halten als die Außentemperatur.

Wie verteilt sich die Ausstellung im Gebäude?
Der erste Pavillon ist dem Aufstand gegen Italien 1922 gewidmet, der zweite der Revolution von 1969 und der dritte dann weiteren Konflikten des letzten Jahrhunderts innerhalb des Landes. Der vierte Pavillon ist für die Verwaltung und den Ticketverkauf vorgesehen.

Und was sollte das Ganze kosten?

Nun ja, es waren über 100 Mio. US-Dollar.

Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Wir haben es zwei Jahre lang bearbeitet. Unsere Ausschreibung hat dann ein portugiesischer Generalunternehmer gewonnen. Kurz nach Vertragsab­schluss 2011 kam der Bürgerkrieg, und der Kontakt zwischen Bauherr und Auftragnehmer brach ab.

Ist auf der Baustelle schon irgendetwas zu sehen?
Nein. Der Bauplatz wurde geräumt und eingezäunt – wie auch bei Zaha Hadids Kongresszentrum direkt gegenüber. Beide Projekte befanden sich auf etwa demselben Entwicklungsstand: Die Beauftragung war erfolgt, Bauschilder aufgestellt. Heute werden die Grundstücke zwar bewacht, aber ein Baubeginn ist nicht in Sicht.

Wie sehen Sie die Zukunft des Projekts?
Keine Ahnung. Mit der Revolution im letzten Jahr hat ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes begonnen. Es ist schon ironisch, dass ein Museum des Konflikts gerade durch einen Konflikt gestoppt wird. Wir haben den Kontakt mit unseren damaligen Ansprechpartnern noch nicht wieder aufgenommen. In Libyen wird im Moment Infrastruktur und Wohnungsbau den Vorrang haben.

Wäre ein Konflikt-Museum nicht gerade jetzt ganz passend?
Wahrscheinlich ist es noch zu früh, das Projekt wieder auf­zunehmen, auch wenn die Geschichte der libyschen Konflikte heute sogar von größerer Bedeutung als vor zwei Jahren ist. Vielleicht kommt in sechs oder zwölf Monaten ein Bedürfnis nach einem solchen Gebäude auf, das vom Frieden spricht, indem es vom Preis des Krieges erzählt. Aber vermutlich muss noch mehr Zeit vergehen, ehe man Entscheidungen über den Bau solcher Projekte treffen kann. Es ist ja klar, dass wir das Museum gerne gebaut sehen würden. Aber manchmal will eine Regierung nicht die Projekte ihrer Vorgänger realisieren.
Fakten
Architekten Neil Deely, Metropolitan Workshop, London
aus Bauwelt 31.2012
Artikel als pdf

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