Bauwelt

Quartiere für alle

Drei Siegerentwürfe aus Zürich, Rostock und Berlin

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1. Preis: Knapkiewicz&Fickert, ryffel+ryffel Büro für Garten- und Landschaftsarchitektur

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1. Preis: Arge Wuttke&Ringhof Architekten und Vilhelm Lauritzen Arkitekter

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1. Preis: Bruno Fioretti Marquez Architekten

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Quartiere für alle

Drei Siegerentwürfe aus Zürich, Rostock und Berlin

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Nichts wird derzeit so intensiv diskutiert wie das Wohnen in der Innenstadt. Nicht nur weil die Nachfrage nach Immobilien immens gestiegen ist, sondern weil es sich viele schlichtweg nicht mehr leisten können. In Berlin steigen die Preise fast wöchentlich, in München und Hamburg sind sie schon schwindelerregend hoch.
Viele Städte haben ihren kommunalen Bestand an Finanzinvestoren verkauft, die Folgen einer sozialen Segregation sind unübersehbar. In Zürich, Rostock und Berlin wurden kürzlich drei Wettbewerbe entschieden, die stellvertretend für viele andere programmatische Auswege aufzeigen wollen. Sei es die Stadt Zürich, die im noblen Seefeldquartier preiswerten Wohnraum für Familien bauen will, sei es ein privater Investor in Rostock, der neben der Altstadt ein gemischtes Quartier entwickelt oder sei es eine Berliner Baugenossenschaft, die eine Welt­erbegeschütze 20er Jahre Siedlung erweitert: Sozial gemischte Viertel, flexibel nutzbare Grundrisse und bezahlbare Wohnungen heißt das Ziel, welches die Siegerentwürfe ganz verschieden interpretiert haben.


Hornbach Areal im Seefeldquartier Zürich 

Das Seefeldquartier in Zürich-Riesach (Kreis 8) ist bekannt für seine See­lage und viele noble Villen. Der Anteil gemeinnütziger Wohnungen liegt hier weit unter dem Zürcher Durchschnitt. Doch die Stadt will bis 2025 „eine attrak­tive Wohnstadt mit einer breit durchmischten Bevölkerung“ sein. Auf dem bisher unbebauten, 9454 m2 großen Grundstück, das der Hornbach auf dem Weg in den See passiert, plant sie deshalb 110 Wohnungen für Familien mit Kindern und mit geringem bis mittleren Einkommen. Zugleich soll es Räume für Gewerbe- und Dienstleistung, eine Kita sowie einen Werkhof geben. Die Jury empfahl das Projekt von Knap­kiewicz&Fickert und den Landschaftsarchitekten ryffel+ryffel zur Weiterbe­arbeitung. Dank der besonderen Raumaufteilung, so die Pressemitteilung, und trotz der eher bescheidenen Flächen (4½-Zimmer auf 95–100 m2) seien die Wohnungen sehr gut für Familien geeignet. Auf­fällig sind die durch eine Tür abgetrennten Wohnküchen, die einen zusätzlichen Gemeinschaftsbereich ermöglichen, und die geschickte Anordnung der Balkone und Loggien mit Blick Richtung Wasser.

1. Preis  Knapkiewicz&Fickert, Zürich; ryffel+ryffel Büro für Garten- und Landschaftsarchitektur, Uster
2. Preis  Michael Meier und Marius Hug Architekten, mit Armon Semadeni Architekten; Müller Illien Landschaftsarchitekten, alle Zürich 
3. Preis  ARGE Atélier Christian Scheidegger & Jürg Keller, Zürich; 4d AG Landschaftsarchitekten, Bern
4. Preis  von Ballmoos Krucker Architekten und Sergison Bates Architekten; Balliana Schubert Landschaftsarchitekten, alle Zürich



Quartier 090 Nord im Petriviertel Rostock
Das Petriviertel zwischen Altstadt und Warnowufer ist das derzeit größte Wohnungsbauprojekt in Rostock. Auf Basis des Siegerentwurfs von Europan 9 hat die Stadt einen B-Plan erarbeitet, der auf rund 15 Hektar ein gemischtes, ökologisch und energetisch beispielhaftes Quartier mit 350 bis 600 Wohnungen und einem hohen Mietanteil vorsieht. Weil das Gebiet vom Hochwasser der Warnow betroffen sein kann, gibt es besondere Auflagen. 20 Millionen Euro Städtebaufördermittel will man u.a. in die Erschließung der Stichstraßen, die Versorgungsleitungen und den Hauptgraben östlich der Stadt- mauer investieren. Fast die gesamte Baufläche gehört der Stadt und wird derzeit stückweise verkauft. Nachdem im Jahr 2011 ein erster Wettbewerb für 118 frei finanzierte Wohnungen und 2 Gewerbeeinheiten der Genossenschaft Warnow entschieden wurde, steht nun der Entwurf für die 6868 m² große Fläche des Quartier 090 Nord fest. Hier will der Rostocker Investor „Wohnanlage Petriviertel GmbH & Co.KG“ rund 100 familienfreundliche Miet- und Eigentumswohnungen bauen. Der siegreiche Vorschlag der Arge Wuttke & Ringhof und Vilhelm Lauritzen überzeugte die Jury (Vorsitz: Carsten Lorenzen, Dresden). In Richtung Fluss geht die Bebauung vom städtischen Block zur Zeile über und endet jeweils mit einem Punkthaus. Das durchgängig 7,20 m breite Gebäuderaster ermöglicht Geschosswohnungen, Maisonetten und auch Reihenhäuser. Die Wohnungen können individuell ausgebaut werden.

1. Preis  Arge Wuttke&Ringhof Architekten und Vilhelm Lauritzen Arkitekter, Berlin/Kopenhagen
2. Preis  Andre Keipke Archi­tektur, Rostock
3. Preis  Helmut Zieseritsch Ziviltechniker Gesellschaft mbH, Graz
Ankauf  Gregor Fuchshuber&Partner Freie Architekten, Leipzig
Ankauf  Cityförster, Berlin/Hannover/Oslo



An der Siedlung Schillerpark in Berlin-Wedding
Im Wettbewerb ging es um das Weiterbauen einer Siedlung, die nach Plänen von Bruno Taut als erstes Wohnprojekt des sozialen Bauens ab 1924 entstanden war und 2008 mit anderen Berliner Siedlungen ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Nun will die Bau- und Wohnungsgenossenschaft „1892“, der die knapp 600 Wohnungen gehören, erweitern. Auf dem 4730 m²-Grund­stück sollen 5200 m² vermietbare Fläche in flexibel nutzbaren Wohnungen entstehen, die für alle Generationen sowie Wohngemeinschaften geeignet und für 1500 €/m² baubar sind. Bruno Fioretti Marquez bringen 81 Wohnungen unter. Ihr Entwurf, so die Jury, überzeuge mit seriös in die Jetzt-Zeit übertragenen Proportionen und gekonnten Details. Die städtebauliche Figur mit ihren ausgesparten Ecken biete eine Basis für gut nutzbare und flexible Grundrisse.

1. Preis  Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin
2. Preis  Haas Architekten, Berlin
3. Preis  blauraum architekten, Hamburg 



Fakten
Architekten napkiewicz&Fickert, Zürich; ryffel+ryffel Büro für Garten- und Landschaftsarchitektur, Uster; Arge Wuttke&Ringhof Architekten und Vilhelm Lauritzen Arkitekter, Berlin/Kopenhagen; Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin
aus Bauwelt 30.2012
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