Revisited
Was machen eigentlich die Standorte der Alliierten in Berlin?
Text: Seidel, Florian, Berlin
Revisited
Was machen eigentlich die Standorte der Alliierten in Berlin?
Text: Seidel, Florian, Berlin
Eine Ausstellung im Berliner Alliiertenmuseum dokumentiert die unterschiedlichen Nutzungsgeschichten und den heutigen Zustand von Liegenschaften der alliierten Schutzmächte West-Berlins, die nach 1990 an die Bundesbehörden übergeben wurden.
Es verwundert dann doch, wie viele der ehemals von den Alliierten in West-Berlin genutzten Gebäude 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch leerstehen. Viele andere sind im Zuge einer Umnutzung entstellt oder abgerissen worden. Nur für wenige Standorte konnte offenbar eine angemessene neue Verwendung gefunden werden. Eine Ausstellung im Berliner Alliiertenmuseum dokumentiert jetzt die unterschiedlichen Nutzungsgeschichten und den heutigen Zustand von Liegenschaften der alliierten Schutzmächte West-Berlins, die nach 1990 an die Bundesbehörden übergeben wurden. Neben Plänen und historischen Fotos werden aktuelle Aufnahmen der Fotografin Mila Hacke gezeigt.
Dass sich die nach Kriegsende zum großen Teil unbeschädigten Wehrmachtskasernen auch für die Zwecke der amerikanischen, britischen und französischen Truppen eigneten, überraschend kaum. Befremdlich hingegen erscheint aus heutiger Sicht, dass die neuen Hausherren sich an NS-Architektur und
-Bauschmuck keineswegs störten. Während man sich bei öffentlichen Bauten wie Amerikahaus, Bibliotheken oder Kongresshalle gezielt moderner Architektur bediente, um die Fortschrittlichkeit der westlichen Demokratie zu demonstrieren, verharrte etwa das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in der Clayallee bis zu seiner Aufgabe im Jahr 1994 praktisch im Originalzustand eines Luftgaukommandos. Ähnlich sah es beim britischen Generalkommando in Werner Marchs Deutschem Sportforum und auch beim französischen Hauptquartier in der ehemaligen Kaserne des „Regiments General Göring“ aus. Im Schutze der militärischen Nutzung konnte sich die Symbolik des Dritten Reiches in der Frontstadt der freien Welt quasi im Original erhalten.
-Bauschmuck keineswegs störten. Während man sich bei öffentlichen Bauten wie Amerikahaus, Bibliotheken oder Kongresshalle gezielt moderner Architektur bediente, um die Fortschrittlichkeit der westlichen Demokratie zu demonstrieren, verharrte etwa das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in der Clayallee bis zu seiner Aufgabe im Jahr 1994 praktisch im Originalzustand eines Luftgaukommandos. Ähnlich sah es beim britischen Generalkommando in Werner Marchs Deutschem Sportforum und auch beim französischen Hauptquartier in der ehemaligen Kaserne des „Regiments General Göring“ aus. Im Schutze der militärischen Nutzung konnte sich die Symbolik des Dritten Reiches in der Frontstadt der freien Welt quasi im Original erhalten.
Nach dem Abzug der Truppen widerfuhren den ehemaligen Hauptquartieren dann allerdings höchst unterschiedliche Schicksale: Während das „Quartier Napoleon“ heute als Julius-Leber-Kaserne die Bundeswehr beherbergt, fristet das einstige britische Hauptquartier ein eher zweitklassiges Dasein zwischen Event-Location, Sportmuseum Berlin und Geschäftsstelle von Hertha BSC; das ehemalige amerikanische Hauptquartier in Zehlendorf steht seit Jahren leer und dient zuweilen als Drehort für einschlägige Filmproduktionen.
Die Konversion zu einer neuen zivilen Nutzung war nach 1990 offenbar dort am einfachsten, wo es sich um ehemalige zivile Bauten handelte, die erst kurz nach Kriegsende vom Militär requiriert worden sind. So beherbergt die ehemalige Alliierte Kommandantur heute das Präsidium der Freien Universität Berlin, das Wannsee Recreation Center hat sich zur noblen American Academy gewandelt. Dagegen bereiten viele der eigens für die westlichen Schutzmächte erbauten Anlagen wie die inzwischen völlig heruntergekommene Abhörstation auf dem Teufelsberg bis heute Kopfzerbrechen.
Immerhin: Das amerikanische Wohngebiet am Hüttenweg, eine locker komponierte Waldsiedlung aus den frühen 50er Jahren, und die französische Cité Foch, die beide in den 90er Jahren als Quartiere für Bundesbedienstete reserviert waren, haben sich inzwischen zu akzeptablen Wohnsiedlungen gewandelt. Und der französische Militärbahnhof in Tegel, ein pittoresker Fachwerkbau aus dem Jahr 1947 (bis 1994 bestand von hier aus dreimal pro Woche eine Direktverbindung nach Straßburg), ist heute Veranstaltungssaal eines Seniorenheims. Bei einer Siedlung der Alliierten ist der Übergang in die Nachwendezeit völlig reibungslos gelungen: „Ruhleben Fighting City“, einst für das Häuserkampftraining zur Verteidigung West-Berlins erbaut, dient jetzt als Übungsgelände für Rettungsdienste und Polizei.
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