Bauwelt

Sinnliche Dichte

Burkhalter Sumi in der Architektur Galerie Berlin

Text: Weckherlin, Gernot, Berlin

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Dicht hängen sie auf jeden Fall, die Banner der Burkhalter-Sumi-Ausstellung „Sinnliche Dichte“ in der Architektur Galerie Berlin.
Jan Bitter

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Dicht hängen sie auf jeden Fall, die Banner der Burkhalter-Sumi-Ausstellung „Sinnliche Dichte“ in der Architektur Galerie Berlin.

Jan Bitter


Sinnliche Dichte

Burkhalter Sumi in der Architektur Galerie Berlin

Text: Weckherlin, Gernot, Berlin

Das Zürcher Büro Burkhalter Sumi muss heute vermutlich höchstens noch der allerjüngsten Architektengeneration vorgestellt werden, die bei der Ausstellungseröffnung weniger vertreten war.
Angefangen von den frühen Holzbauexperimenten der 80er Jahre, doch spätestens mit der Erweiterung des Zürichberg-Hotels 1995 hat sich das inzwischen mehr als dreißig Jahre praktizierende Büro nach unzähligen Realisierungen samt Auszeichnungen und Preisen längst einen (Deutsch-)Schweizer Kultstatus erarbeitet.

In Berlin allerdings – wie überhaupt in Deutschland, mit Ausnahme einer Ausstellung in Trier vor zwanzig Jahren – war bisher noch nie eine Einzelschau von Marianne Burkhalter und Christian Sumi zu sehen gewesen, die das Büro inzwischen mit den Partnern Yves Schihin und Urs Rinklef führen. Insofern ist die jüngst von der Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher (einst selbst Studentin bei Marianne Burkhalter) eröffnete Schau mit dem Titel „Sinnliche Dichte“ eine Premiere.
Die Ausstellung ist wesentlich geprägt durch eng gehängte, raumhohe Banner mit auf rotem Hintergrund gedruckten Gebäudeschnitten im Maßstab 1:10. Sie sollen die „sinnliche Dichte“ im Raum spürbar werden lassen. Während die Wände der Architektur Galerie Berlin leer bleiben, sich allenfalls durch Einfärbung in das zur Corporate Identity gewordene Schwarz-Weiß-Rot-Schema einfügen, sind auf der Rückseite der Banner Schwarz-Weiß-Fotografien der Fassaden aufgedruckt. Die „städtebaulichen Ausschnitte“, punktförmig unter den Bannern als Lagepläne direkt auf dem Boden markiert, verweisen zu­dem auf den Kontext der Projekte. Insgesamt ergibt das eine Auswahl von zehn Projekten aus den letzten zehn Jahren, die mehr angedeutet als tatsächlich lesbar sind.
Die Bedeutung des Schnitts ist, wie der Künstler Marco Pogačnik in einem kurzen Begleittext zur Ausstellung formuliert, für das Verständnis der Arbeiten von Burkhalter Sumi sicher kaum zu unterschätzen. In der präsentierten Form – als Großflächenzitat auf die Schaufenster der Galerie geklebt – nimmt die Aussage allerdings eine etwas übertriebene Lehrsatzwichtigkeit an. Der Schnitt, so Pogačnik, sei „die einzige Darstellungsweise, die fähig ist, jedes konstruktive Element in seiner doppelten, technischen und architektonischen Bedeutung wiederzugeben“. Der Schnitt werde von den Architekten als verbindend verstanden, sowohl in seiner Eigenschaft als Mittler zwischen kalligrafischer Notation individuellen Ausdrucks und abstrakten, technischen Codes als auch räumlich, gewissermaßen zwischen Außenwand und Siedlungsraum.
Das freilich gilt im Prinzip für jede Architekturzeichnung. Die Sorgfalt mit der Burkhalter Sumi aber gerade jene „sinnliche Dichte“ der Übergangszonen in ihrer Verzahnung von Innen und Außen untersuchen und realisieren, ist sicher ein herausragendes Qualitätsmerkmal ihrer Arbeiten. Diese Dichte fin­det ihre profane Entsprechung im Maß der städtischen Nachverdichtung, die zahlreiche Projekte der Architekten in den engen Schweizer Stadtagglomerationen auszeichnet und wo gerade besondere Sorgfalt hinsichtlich einer noch möglichen Sinnlichkeit gefordert ist. Davon zeugt das Wohnbauprojekt „Sunnige Hof“ in Zürich (2009–12) wie auch der Wohnmäander und das Boardinghouse in Giesshübel in unmittelbarer Nachbarschaft einer Eisenbahnlinie.
Viele der Projekte wären es wert, als Lehrbeispiele für eine Nachverdichtung in deutschen Städten eingehender studiert zu werden, wie etwa der Eulachpark in Winterthur (2005). Doch das ist vermutlich in den unzähligen Veröffentlichungen besser möglich. Womit man sich letztlich fragt, was genau die Ausstellung zeigen möchte, soll sie sich nicht in der Funktion als selbstreferentieller Querverweis aufs eigene Werk erschöpfen.
Fakten
Architekten Burkhalter Sumi, Zürich
aus Bauwelt 22.2014
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