Soziales Wohnen
55 Apartments in Paris
Text: Kempe, André, Rotterdam; Thill, Oliver, Rotterdam
Soziales Wohnen
55 Apartments in Paris
Text: Kempe, André, Rotterdam; Thill, Oliver, Rotterdam
Im Norden von Paris, nahe der Périphérique, plant die Wohnungsbaugesellschaft Paris Habitat 50 Sozialwohnungen. Atelier Kempe Thill aus Rotterdam gewannen den eingeladenen Wettbewerb. Sie erläutern, welchen Zwängen sie beim Entwerfen unterlagen.
Nach einer langen Phase der Abgeschlossenheit befindet sich die französische Architekturszene seit einigen Jahren in einem Prozess der Öffnung. Auf der Suche nach neuen Impulsen für die französische Architektur, vor allem im Wohnungsbau, entstehen zahlreiche Neubauten. In zunehmendem Maß werden Büros aus anderen Teilen Europas zu Wettbewerben eingeladen, wodurch ein Austausch von Ideen möglich wird.
Im Januar 2012 gewannen wir den Wettbewerb für 50 Sozialwohnungen nahe der Metro-Station Porte de Clignancourt am Boulevard Périphérique im Norden von Paris. Auslober und Auftraggeber ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Paris Habitat. Es ging um Wohnen in hoher städtischer Dichte. Für uns stellte sich die Frage, inwieweit es möglich ist, unsere unter den niederländischen Bedingungen entwickelten prototypischen Lösungen auf den französischen Kontext zu übertragen.
Viele Zimmer, viel Fassade
Im Gegensatz zum niederländischen Wohnungsbau lassen die strengen französischen Regeln über Größe der Wohnungen, Zimmeranzahl usw. viel geringere Entwurfsspielräume zu. Die Wohnungen sind nicht nur bedeutend kleiner, sondern müssen auf der kleinen Fläche auch noch mehr Zimmer anbieten. Die Fassadenfläche wird dadurch, verglichen mit niederländischen Projekten, wesentlich größer, kompakte Typologien sind schwierig zu realisieren.
Darüber hinaus gelten strenge wirtschaftliche Regeln für die Effizienz der Erschließungskerne, die jede zusätzliche räumliche Qualität wie großzügige Treppen oder Atrien nahezu ausschließen. Neben den Regeln für die Wohnungen sind auch die städtebaulichen Regeln – nicht zuletzt aufgrund der Lage des Grundstücks – derart kompliziert, dass ein für den gleichen Auftrag bereits ausgelobter Wettbewerb annulliert werden musste; er brachte kein befriedigendes Ergebnis.
Doppelfunktion Wintergarten
Mit unserem Entwurf schlagen wir vor, das Programm in zwei kompakten Blocks unterzubringen, die so
seriell wie möglich organisiert sind. Dazwischen soll ein gemeinschaftlicher Grünraum mit einem kleinen Bambusgarten entstehen, der den Blick zum Parc René Binet sowohl für die Bewohner der Neubauten als auch für die Bewohner der Nachbargebäude öffnet. Für diese einfache und klare Typologie mussten wir innerhalb der städtebaulichen Regeln bis zum Äußersten gehen; die festgelegten Fluchtlinien zur Straße und zum Hof erzeugen korsettartige Bedingungen, und die maximale Gebäudehöhe ist zwingend. So haben wir nicht nur die Anzahl und die Höhe der Geschosse, sondern auch die Deckenstärke bereits im Wettbewerb auf das absolute Minimum reduziert.
Das strukturelle Rückgrat unseres Vorschlags bilden die Wintergärten, die klimatische Funktionen erfüllen und Puffer für den Verkehrslärm des nahen Boulevard Périphérique sind. Räumlich stellen sie eine Erweiterung dar und bieten den nahezu vollständig verglasten Wohnungen Privatsphäre. An den breiten Stellen dienen sie als vollwertiger Außenraum mit genügend Platz für Gartenmöbel. Direkt in der Ecke, am räumlich interessantesten Punkt, befindet sich die Küche. Wir wollten die Liebe der Franzosen zum Kochen zelebrieren.
vollständiges Ergebnis:
Im Januar 2012 gewannen wir den Wettbewerb für 50 Sozialwohnungen nahe der Metro-Station Porte de Clignancourt am Boulevard Périphérique im Norden von Paris. Auslober und Auftraggeber ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Paris Habitat. Es ging um Wohnen in hoher städtischer Dichte. Für uns stellte sich die Frage, inwieweit es möglich ist, unsere unter den niederländischen Bedingungen entwickelten prototypischen Lösungen auf den französischen Kontext zu übertragen.
Viele Zimmer, viel Fassade
Im Gegensatz zum niederländischen Wohnungsbau lassen die strengen französischen Regeln über Größe der Wohnungen, Zimmeranzahl usw. viel geringere Entwurfsspielräume zu. Die Wohnungen sind nicht nur bedeutend kleiner, sondern müssen auf der kleinen Fläche auch noch mehr Zimmer anbieten. Die Fassadenfläche wird dadurch, verglichen mit niederländischen Projekten, wesentlich größer, kompakte Typologien sind schwierig zu realisieren.
Darüber hinaus gelten strenge wirtschaftliche Regeln für die Effizienz der Erschließungskerne, die jede zusätzliche räumliche Qualität wie großzügige Treppen oder Atrien nahezu ausschließen. Neben den Regeln für die Wohnungen sind auch die städtebaulichen Regeln – nicht zuletzt aufgrund der Lage des Grundstücks – derart kompliziert, dass ein für den gleichen Auftrag bereits ausgelobter Wettbewerb annulliert werden musste; er brachte kein befriedigendes Ergebnis.
Doppelfunktion Wintergarten
Mit unserem Entwurf schlagen wir vor, das Programm in zwei kompakten Blocks unterzubringen, die so
seriell wie möglich organisiert sind. Dazwischen soll ein gemeinschaftlicher Grünraum mit einem kleinen Bambusgarten entstehen, der den Blick zum Parc René Binet sowohl für die Bewohner der Neubauten als auch für die Bewohner der Nachbargebäude öffnet. Für diese einfache und klare Typologie mussten wir innerhalb der städtebaulichen Regeln bis zum Äußersten gehen; die festgelegten Fluchtlinien zur Straße und zum Hof erzeugen korsettartige Bedingungen, und die maximale Gebäudehöhe ist zwingend. So haben wir nicht nur die Anzahl und die Höhe der Geschosse, sondern auch die Deckenstärke bereits im Wettbewerb auf das absolute Minimum reduziert.
Das strukturelle Rückgrat unseres Vorschlags bilden die Wintergärten, die klimatische Funktionen erfüllen und Puffer für den Verkehrslärm des nahen Boulevard Périphérique sind. Räumlich stellen sie eine Erweiterung dar und bieten den nahezu vollständig verglasten Wohnungen Privatsphäre. An den breiten Stellen dienen sie als vollwertiger Außenraum mit genügend Platz für Gartenmöbel. Direkt in der Ecke, am räumlich interessantesten Punkt, befindet sich die Küche. Wir wollten die Liebe der Franzosen zum Kochen zelebrieren.
vollständiges Ergebnis:
Einladungswettbewerb
Sieger Atelier Kempe Thill, Rotterdam Weitere Teilnehmer K.O.Z. | Sebastien Duron Architectes | Agence A+/Samuel Delmas
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