Bauwelt

Urlaubssehnsucht

lassen die Wohnhäuser der Norwegerin Wenche Selmer aufkommen

Text: Linscheid, Klaus F., Aichach

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Foto: Frode Larsen

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Urlaubssehnsucht

lassen die Wohnhäuser der Norwegerin Wenche Selmer aufkommen

Text: Linscheid, Klaus F., Aichach

Das Architekturmuseum Schwaben in Augsburg präsentiert in seiner aktuellen Ausstellung das Lebenswerk von Wenche Selmer (1920–1998). Die norwegische Architektin gehört zu den wenigen Frauen, die eine bedeutende Rolle in der norwegischen Architektur spielen.
Für Winfried Nerdinger zählen ihre Bauten „zum Schönsten, was in Norwegen gebaut wurde“, wie er in seiner Eröffnungsrede bekannte.
Schlichtheit und Natürlichkeit kennzeichnen die Einfamilien- und Ferienhäuser, die sie vor allem in der Gegend um Oslo gebaut hat. Ihr bevorzugtes Material ist – wie könnte es in Norwegen anders sein – Holz. Wenche Selmer führte die norwegische Holzbautradition in ihren rund einhundert Bauten fort: Pfosten/Riegel-Konstruktion, Holzverschalung und dazwischenliegende Wärmedämmung. Durch offene Grundrisse, minimierte Verkehrsflächen und Lichtöffnungen nach allen Seiten gab sie den meist kleinen Häusern etwas Großzügiges. Und soweit das raue norwegische Klima es zuließ, verband sie Außen- und Innenräume. An den Einbaumöbeln oder in der Art, wie die Gebäude mit der Landschaft verzahnt sind, wird deutlich, welch besonderen Wert die gelernte Tischlerin auf Details legte.
Der Ort war Wenche Selmer eine wichtige In­spirationsquelle. Oft soll sie lange am Bauplatz ge­sessen haben, wo sie die Umgebung auf sich wirken ließ. Und in langen Gesprächen mit den zukünftigen Nutzern versuchte sie deren Vorlieben und Gewohnheiten herauszufinden. Achtsamkeit ist vielleicht der passende Begriff, mit dem man ihre Arbeit beschreiben kann. „Auf was kannst Du verzichten?“, soll sie ihre Bauherren immer wieder gefragt haben. Der sparsame Einsatz von Ressourcen und Raum, Themen, die heute allgemein diskutiert werden, waren für sie schon früh eine Selbstverständlichkeit. 1969 erhielt sie den norwegischen Holzbaupreis.
Wenche Selmer lehrte ab 1976 neben Sverre Fehn und Christian Norberg-Schulz an der Oslo School of Architecture. Ihre Kollegin Elisabeth Tostrup, mit der sie in den 80er Jahren dort eng zusammenarbeitete, hat die Ausstellung im Jahr 2002 zusammen­gestellt. Seitdem ist sie in mehreren europäischen Ländern gezeigt worden, unter anderem auch im Frauenmuseum Hittisau in Vorarlberg, wo die deutsch­sprachige Fassung entstand. Nun sind die Werke von Wenche Selmer erstmals in Deutschland zu sehen: Fotos ihrer Häuser mit Texten und Detailzeichnungen auf rund 30 großen Tafeln.
Fakten
Architekten Selmer, Wenche, (1920–1998)
aus Bauwelt 29.2011
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