Wienerberger Brick Award 2014
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Wienerberger Brick Award 2014
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Am 8. Mai wurde im Architekturzentrum Wien der Wienerberger Brick Award 2014 verliehen. Einmal mehr wird deutlich, dass dieser mit insgesamt 32.000 Euro dotierte Preis, der seit 2004 alle zwei Jahre vergeben wird, stark den innovativen Charakter des Bauens mit Ziegel in den Vordergrund stellt: Es geht weniger um die Konstruktion als um die erfinderische Gestaltung.
Die vierköpfige Jury, zu der diesmal auch der Pritzker-Preisträger Wang Shu gehörte, soll unabhängig von Wienerberger frei entscheiden. Wie in den früheren Jahren gab es bei den Hauptpreisen auch nicht die Verpflichtung, dass bei den Bauten Produkte des Unternehmens Verwendung finden. Der Preis soll allgemein werben – für die Bandbreite an Ziegelformen und Einsatzmöglichkeiten. Angefragte Kenner des Ziegelbaus und Fachjournalisten hatten 300 Bauten aus aller Welt für die Preise vorgeschlagen. 50 davon gelangten in die engere Wahl.
Welche Rolle die künstlerische Ausarbeitung mit Ziegeln spielt, zeigt der Große Preis: Er ging an das Kantana Film and Animation Institute in Nakhon Pathom nahe Bangkok, das aus 600.000 handgefertigten Ziegeln errichtet wurde. Bei der Gestaltung der Fassaden hatte Boonserm Premthada vom Bangkok Projekt Studio die bewegten Bilder des Films vor Augen. Die acht Meter hohen Fassaden, die auch an traditionelle Tempelanlagen erinnern, sollen die Inspiration angehender Filmemacher fördern. Bei der Präsentation in Wien wurde auch die soziale Bedeutung des Projekts herausgestellt: An der Produktion der Steine wurde die Bevölkerung der Region mit einem Arbeitsprogramm beteiligt. Das Filminstitut erhielt auch den Preis „Special Solution“.
Bei der Kategorie Wohnhaus gewann ein „House for all Seasons“ von John Lin in der chinesischen Provinz; ein sehr einfaches Referenz-Gebäude mit offener Nutzungsstruktur für eine nachhaltige und autarke Lebensweise. Der Architekt setzt sich an der Universität Hongkong und in seinem Büro Rural Urban Framework für die Stärkung des ländlichen Bauens ein, bei dem den Werten des traditionellen Wohnhauses wieder mehr Achtung entgegengebracht wird und diese mit neuen baulichen Konzepten kombiniert werden. Lin berichtete während der Preisverleihung von seiner Erfahrung, dass heute in China sowohl die Konzeption als auch die Bauqualität der großen Gebäude in den Metropolen sehr schlecht, aber die der kleinen auf dem Land sehr gut seien. Mit seinen Bauprojekten im ländlichen China, bei denen gezielt die Selbstbeteiligung gefördert wird, arbeitet Lin zurzeit in 18 Dörfern. Auch bei dem doppelwandigen „House for all Seasons“ mit einer offenen äußeren Schicht und mehreren Innenhöfen wurden die Lehm- und Tonziegel mit sehr einfachen Mitteln gefertigt.
In der Kategorie Öffentliche Bauten waren die Stuttgarter Ziegelbauspezialisten Lederer Ragnarsdóttir Oei mit dem Kunstmuseum Ravensburg erfolgreich (Bauwelt 22.2013). Besonders gelobt wurde der Umgang mit wiederverwendeten Ziegeln, die von einem ehemaligen Kloster in Belgien stammen. Das belgische Studio 51N4E erhielt den Preis der Kategorie „Public Re-Use“ für das Buda Art Centre im flämischen Kortrijk (Bauwelt 16.2013). Die Architekten fügten zwischen die Gebäude einer ehemaligen Textilfärberei zwei fünfeckige Bauten ein, den einen als nach oben offenen Eingangshof, den anderen als internen Verteilerraum mit Ateliers und Ausstellungsflächen.
Die regionale Bedeutung selbstgefertigter Steine aus örtlichem Ton oder Lehm, aber auch die Langle- bigkeit und die Möglichkeit der Wiederverwendung alter Steine wurde beim diesjährigen Brick Award hervorgehoben. Diese Einstellung gegenüber recyceltem Ziegel ist für die Geschäftszahlen des Konzerns sicherlich nicht förderlich. Dem Unternehmen scheint eine andere Aussage wichtiger zu sein: Wienerberger stehe als weltgrößter Ziegelproduzent für ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen. In dem Award sieht der Konzern das entscheidende Mittel, weiter an diesem Image zu arbeiten.
Großer Preis + Preis Special Solution Kantana Film and Animation Institute in Nakhon Pathom, Thailand, Bangkok Project Studio
Preis Wohnhaus House for All Seasons in der Provinz Shaanxi, China, John Lin/Rural Urban Framework
Preis Öffentliche Bauten Kunstmuseum Ravensburg, LRO
Preis Public-Re-Use Buda Art Centre in Kortrijk, Belgien, Studio 51N4E
Preis Urban Infill Kochschule in einem ehemaligen Schlachthaus in Medina Sidonia, Spanien, Sol89
Wieneberger Spezialpreis Unternehmenssitz Lumenart in Pula, Kroatien, Rusan Arhitektura
Wienerberger Spezialpreis Paasitorni Hotel & Konferenzcenter in Helsinki
Preis Wohnhaus House for All Seasons in der Provinz Shaanxi, China, John Lin/Rural Urban Framework
Preis Öffentliche Bauten Kunstmuseum Ravensburg, LRO
Preis Public-Re-Use Buda Art Centre in Kortrijk, Belgien, Studio 51N4E
Preis Urban Infill Kochschule in einem ehemaligen Schlachthaus in Medina Sidonia, Spanien, Sol89
Wieneberger Spezialpreis Unternehmenssitz Lumenart in Pula, Kroatien, Rusan Arhitektura
Wienerberger Spezialpreis Paasitorni Hotel & Konferenzcenter in Helsinki
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