Beuys, endgültig musealisiert
Schloss Moyland präsentiert seine Sammlung neu
Text: Escher, Gudrun, Xanten
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Foto: © Stiftung Museum Schloss Moyland/Maurice Dorren
Foto: © Stiftung Museum Schloss Moyland/Maurice Dorren
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Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland/Lokomotiv.de, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011
Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland/Lokomotiv.de, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011
Das Museum Schloss Moyland ist eine Stiftung des Landes Nordrhein-Westfalen, in die Baron van Steengracht das Schloss und die Brüder van der Grinten ihre breit angelegte Kunstsammlung eingebracht haben: hunderte grafische Blätter seit dem 19.Jahrhundert, Fotos und den international umfangreichsten Komplex aus dem Werk von Joseph Beuys.
Das Land NRW trug Dokumente aus dessen Nachlass und die Bibliothek für das Forschungszentrum Beuys bei. Alles in allem eine, gelinde gesagt, schwierige Gemengelage – und damit umzugehen keine leichte Aufgabe. Bettina Paust, die neue künstlerische Direktorin, hat sich bei der Neuausrichtung für eine kompromisslos museale und konservatorisch unanfechtbare Präsentation entschieden. Das bedeutet: nur noch weiße Wände, keine flächenfüllende Hängung mehr (mit einer Ausnahme im Sammlerraum van der Grinten), keine Kunstwerke in Verkehrsflächen wie Fluren, Treppen und Erkern, statt diffusem Flächenlicht Punktstrahler in Ausrichtung auf die dezent vereinzelt gehängten und gleich gerahmten Blätter. Diese sollen alle halbe Jahre wechseln, um sie vor Licht zu schützen, aber auch um den in Depots schlummernden Reichtum anzudeuten.
So weit so gut, solange es um Grafik-Kompendien aus England, dem französischen Japonisme, dem deutschen Expressionismus oder um Skulpturen geht. Für Beuys bedeutet dieses Konzept die endgültige Musealisierung und den Abschied von allem Humus, der früher zwischen der Fülle der Arbeiten zu einzelnen Werkkomplexen nistete, der die Genese wesentlicher Gedanken in vielerlei Gestalt erfahrbar werden ließ und dazu aufrief, selbst kreativ weiter zu denken. Kunst ist Leben, hieß es mal in der Fluxus-Ära. Davon ist hier nichts geblieben.
Mehr noch: Dieser Art mit Kunst umzugehen steht das romantische Schloss, hervorgegangen aus einer mittelalterlichen Vierflügelburg mit Ecktürmen und Innenhof, eigentlich im Wege. Zu viele Zwischenräume, Treppen, Erkerkabinette, eine Kapelle, in der nichts geblieben ist als Farbfenster von Meistermann, und der „Zwirnersaal“, jetzt ohne Farbfenster, der so ausgekühlt wurde, dass niemand mehr auf die Idee käme, hier womöglich Hochzeit zu feiern, wie es früher häufiger geschehen ist. Gut gelungen ist dagegen der Eingangsbereich mit Infotheke (kassiert wird schon am Parkeingang). Dort wurde ebenfalls auf- und ausgeräumt und durch Schließen des Raumes unter der doppelläufigen Treppe eine Garderobe hinzugewonnen. Hierfür, für Schalldämmungen und untadelige Lichtinstallationen zeichnet das Berliner Büro Hilmer & Sattler und Albrecht verantwortlich.
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