Bauwelt

Dachausbau


Aufgesetztes Dachhaus


Text: Geipel, Kaye, Berlin


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    Frank Hülsbömer

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Zwei engagierte Bauherren haben zusammen mit dem Architekten Christof Mayer ein französisches Standard-Gewächshaus auf das Dach eines Berliner Gewerbebaus gesetzt. Dieser „Rohbau“ wurde zu einer offenen Wohnung ausgebaut. Ein solches Ready-made-Modell, so vermuten die Bauherren, könnte für andere Großstadtnutzer beispielhaft sein.
Die Idee für diesen Aufbau geht – zumindest indirekt – auf ein gescheitertes Projekt zurück: auf die Gewächshauskonstruktion, die die französischen Architekten Lacaton Vassal als Ausstellungshalle für die documenta 12 im Jahr 2007 realisiert haben. Denn die hermetische, nach außen abgeschirmte Nutzung durch den Documenta-Leiter Roger Buergel widersprach der Gewächshausidee, was dazu führte, dass die Architekten schließlich die Autorschaft für ihr Projekt (Bauwelt 22.2007) zurückzogen.
Die Bauherren des kleinen Dachaufbaus in Berlin, selbst in der Kunstszene tätig, besuchten damals die Documenta und betrachteten die Ausstellungshalle in der Karlsaue unvoreingenommen: Ein derart leichtes und billiges Bausystem, das sich überall aufsetzen lässt, könnte auch für eine Wohnung, die man sich selbst baut, entscheidende Vorteile haben. So ihre Überlegung.

Das Rucksack-Modell

Auch in Berlin gibt es keine besitzerlosen Wiesen, auf die man einfach bauen kann. Gefunden haben die Bauherren ein leeres Dach. Nach langem Suchen machten sie einen Eigentümer ausfindig, der bereit war, ihnen das Dach eines alten Gewerbebaus zur Pacht auf 30 Jahre zu überlassen. Dieser Standort wies etliche Vorteilen auf, für die Umsetzung der Idee war er ein Glücksfall. Weil das oberste Geschoss im Zweiten Weltkrieg weggebombt worden war, gab es ein Treppenhaus, sogar ein Lastenaufzug war vorhanden. Das auch von Lacaton Vassal verwendete Gewächshaussystem Filclair kam zum Einsatz. Der Bausatz wurde aus Südfrankreich antransportiert und mit Helfern in kurzer Zeit errichtet. Dann begann der Ausbau, über den die Bauherren auf den nächsten Seiten berichten. Die Vorplanung und Genehmigung durch die Behörden erwies sich als Problem. Nach langem Hin und Her und einer Reihe von Auflagen (nicht über die ganze Breite des Daches bauen, Südwand als hochgezogene Brandwand, Innenausbauten aus Leichtbeton etc.) passierte der Rucksack-Bau die Vorschriften.
600 Euro pro Quadratmeter hat der Bau gekostet; die Zahl ist allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Der planerische Aufwand ist hoch; Eigentümer, die bereit sind, ein unausgebautes Dach einfach „auszuleihen“, dürften selten sein; und die Cleverness, mit der die Bauherren heterogene Teile zu einer Einrichtung zusammengetragen haben, haben nicht viele.



Fakten
Architekten Mayer, Christof, Berlin
aus Bauwelt 22.2010

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