Bauwelt

Das Ikonen-Museum Recklinghausen ist saniert und erweitert worden


Goldenes Alleinstellungs­merkmal


Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf


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    Foto: Ferdinand Ulrich

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Hier geht es ausnahmsweise einmal nicht um Sport- oder Filmikonen. Im Norden des Ruhrgebiets wollen die echten Ikonen bewundert werden. Gemeint sind die farbigen, mit Tempera bemalten und oft altersgebeugten, die „geworfenen“ Holztafeln aus Moskau und Nowgorod, dem alten Byzanz oder Kreta, deren kultisch-dekorative Feierlichkeit auch Betrachtern ohne Bibelkenntnis ins Auge springt.
Zu sehen sind die von mystischem Gold eingefassten Heiligenbilder im 1956 eröffneten Ikonen-Museum von Recklinghausen, dem nach eigenem Bekunden „bedeutendsten Museum ostkirchlicher Kunst außerhalb der orthodoxen Länder“.
Nach anderthalb Jahren Umbau durch das Büro Kurscheid + Partner aus Dorsten öffnete das Haus Ende Juni seine Pforten wieder für Besucher. Fenster und Fassade des klassizistischen Schulgebäudes wurden erneuert, der Bau energetisch auf den neuesten Stand gebracht und die Zu- und Aufgänge behindertengerecht umgestaltet. Vor allem aber glänzt das Museum zumindest in Teilen nun wie die goldenen Prachtstücke im Inneren: Ein auf der Rückseite errichteter schmaler Anbau erhielt partienweise eine golden glänzende Verkleidung aus goldlegiertem Kupferblech, was natürlich die Idee des Schmuckkästchens vermitteln soll – auch wenn sich dahinter nur das neue Treppenhaus verbirgt. Dieses ist innen in sinnlich-brutalistischer Manier ganz in Beton ausgeführt, der mit seinen sichtbaren waagrechten Verschalungen an die traditionelle Bauweise byzantinischer Kirchen erinnern soll, so Architekt Detlef Wiegand von Kurscheid + Partner. Durch den Um- bzw. Ausbau sind nun die ansonsten unangetastet gebliebenen Ausstellungsbereiche um zwei kleine Räume erweitert worden, sodass erstmals Wechselausstellungen im Museum möglich sind. Die Sammlung mit über 3000 Objekten bietet dazu mehr als nur einige Möglichkeiten: Ikonen sowohl aus dem russischen als auch dem griechischen Einzugsbereich, rumänische Hinterglas­ikonen, eine Abteilung frühchristlicher koptischer Kunst, Teppiche, Metallarbeiten aus einer jüngst erworbenen Sammlung.
Der Recklinghausener Bürgermeister sieht den Neubau als Signal, mehr aus diesem „Alleinstellungsmerkmal“ der Stadt zu machen und in Zukunft vielleicht sogar mit einem weiteren Anbau an Vo­lumen wie Gewicht zu gewinnen. Das auf der Rückseite angrenzende Grundstück hat man bereits erworben. All das ist für eine Stadt wie Recklinghausen längst nicht mehr selbstverständlich. Immerhin hat es die Stadt trotz Haushaltssperre mit Hilfe von Bundesmitteln aus dem Konjunkturpaket II geschafft, nicht nur diesen, mit 775.000 Euro sparsamen Um­bau zu finanzieren, sondern zuvor auch den Hochbunker der renommierten Kunsthalle zu sanieren. 



Fakten
Architekten Kurscheid + Partner, Dorsten
Adresse Kirchplatz 2a, 45657 Recklinghausen


aus Bauwelt 27-28.2012
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