Bauwelt

Das neue Dreischeibenhaus


Die Aufgabe war gewaltig. Aber erst in den Büroetagen wird man der Veränderungen gewahr. In der alten Klimazentrale wurden zudem weitere Büroflächen untergebracht. Auch bietet das Haus jetzt Dachterrassen. Im Außenbereich sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen.


Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf


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    Die äußere Erscheinung des Hochhauses hat sich kaum verändert. Die Edelstahl-Verkleidung der Schmalseiten blieb sogar erhalten.

    Foto: Ralph Richter

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    Die äußere Erscheinung des Hochhauses hat sich kaum verändert. Die Edelstahl-Verkleidung der Schmalseiten blieb sogar erhalten.

    Foto: Ralph Richter

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    Historisches Foto noch mit der Hochstraße, die inzwischen abgerissen wurde

    Foto: Walter Moog

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    Historisches Foto noch mit der Hochstraße, die inzwischen abgerissen wurde

    Foto: Walter Moog

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    Lageplan

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    Lageplan

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    Früherer Blick in die unter Denkmalschutz stehende Eingangshalle, die nur sehr dezent umgestaltet wurde

    Foto: Manfred Hanisch

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    Früherer Blick in die unter Denkmalschutz stehende Eingangshalle, die nur sehr dezent umgestaltet wurde

    Foto: Manfred Hanisch

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    Alle Räume erhielten auch durchgehend neue Decken und Beleuchtungssysteme
    Foto: Arno Wrubel

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    Alle Räume erhielten auch durchgehend neue Decken und Beleuchtungssysteme

    Foto: Arno Wrubel

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    Foto: Sigurd Steinprinz

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    Foto: Sigurd Steinprinz

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    Erdgeschoss, 1960

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    Erdgeschoss, 1960

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    Erdgeschoss 2014: Die Bürogeschosse wurden komplett erneuert und technisch aufgerüstet. Sie können als Einzelbüro, Kombibüro oder Großraum frei gestaltet werden.

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    Erdgeschoss 2014: Die Bürogeschosse wurden komplett erneuert und technisch aufgerüstet. Sie können als Einzelbüro, Kombibüro oder Großraum frei gestaltet werden.

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    Regelgeschoss, 1960

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    Regelgeschoss, 1960

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    Regelgeschoss 2014

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    Regelgeschoss 2014

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    vorher
    Foto: Sigurd Steinprinz

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    vorher

    Foto: Sigurd Steinprinz

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    nachher
    Foto: Sigurd Steinprinz

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    nachher

    Foto: Sigurd Steinprinz

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    Die Konstruktion blieb unangetastet. Die äußere Verglasung wurde durch eine Prallscheibe ersetzt, die am oberen und unteren Rand einen 12 cm großen Abstand zum Rahmen hat.

    Foto: Ralph Richter

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    Die Konstruktion blieb unangetastet. Die äußere Verglasung wurde durch eine Prallscheibe ersetzt, die am oberen und unteren Rand einen 12 cm großen Abstand zum Rahmen hat.

    Foto: Ralph Richter

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    Innen wurde eine zweite Fassade mit sich öffnenden Fenstern montiert. Der Sonnenschutz hinter der äußeren Prallscheibe ist elektrisch bedienbar

    Fassadenschnitt

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    Innen wurde eine zweite Fassade mit sich öffnenden Fenstern montiert. Der Sonnenschutz hinter der äußeren Prallscheibe ist elektrisch bedienbar

    Fassadenschnitt

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    Das Umfeld soll weiter bebaut werden.

    Foto: Momeni Gruppe

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    Das Umfeld soll weiter bebaut werden.

    Foto: Momeni Gruppe

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    Den Wettbewerb für das Projekt „Kö-Bogen 2“ gewannen Ingenhoven Architects
    Visualisierung: Ingenhoven Architects, Alexander Schmitz

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    Den Wettbewerb für das Projekt „Kö-Bogen 2“ gewannen Ingenhoven Architects

    Visualisierung: Ingenhoven Architects, Alexander Schmitz

Das Thyssen-Krupp-Emblem ganz oben an der metallisch glänzenden Schmalseite ist schon vor vier Jahren verschwunden. Nach längerem Leerstand steht nun eine der berühmtesten Nachkriegsarchitekturen vor dem Abschluss ihrer Sanierung. Das Düsseldorfer Dreischeibenhaus, ehemals Thyssenhaus und selbstbewusst strahlendes Symbol für technischen Fortschritt und Wirtschaftswunderzeit, wurde nach dem Wegzug des Unternehmens und mehreren Verkäufen rundum erneuert. Und, natürlich, sollten bei dieser Erneuerung alle jene denkmalgeschützten Facetten erhalten bleiben, die den Charakter dieses Hochhauses ausmachen, das, wie kaum ein zweiter Bau, ein überzeugend formuliertes Epochenvermächtnis darstellt. Zeitgleich erhält das zentrale städtebauliche Umfeld ein neues Gesicht – konzeptionell wie ästhetisch durchaus im Kontrast zum Bestand.

Phoenix – Thyssen

Zwischen 1956 und 1960 hatte die Phoenix Rheinrohr AG (ab 1964 Thyssen AG) den Solitär als Skelettkonstruktion aus (ihren) Stahlrohren und vorgehängten Glas-und-Aluminium-Fassaden am Rande des Hofgartens errichten lassen, in einer von Helmut Hentrich, Hubert Petschnigg und ihren Mitarbeitern gewählten Gestalt, die die amerikanische Hochhausarchitektur in einer neuartigen, dynamisch wirkenden Form dreier gegeneinander versetzter schmaler Scheiben in Deutschland weiter salonfähig machte. Stadtbildprägend waren neben der Struktur vor allem die hell schimmernden Längsfassaden, die flächig und infolge der kleinteiligen Rasterung (1,40 Meter Pfostenabstand) dennoch filigran wirkten, während die mit gefalteten Edelstahlblechen verkleideten Schmalseiten – im Sonnenlicht von gleißender Anmut – die Vertikale betonten. Und doch: Die Energiekosten waren sehr hoch, in den Büros herrschte ein ungünstiges Raumklima, der Sonnenschutz war nicht ausreichend, und die Fenster ließen sich nicht öffnen. Und so hatte die Sanierung neben einer Modernisierung der Büroräume vor allem die Erneuerung der Gebäudetechnik und die energetische Ertüchtigung mit dem Erhalt der denkmalgeschützten Fassade zu verbinden. Dass damit zugleich eine funktionale Verbesserung in Gestalt von neu gewonnenen Nutzungsflächen erreicht werden konnte, verdankt sich den Architekten, die die Erneuerung in Absprache mit dem Denkmalschutz vorgenommen haben: Sie dezentralisierten die in den obersten Geschossen gelegene Klimatechnik und verlagerten sie auf die einzelnen Geschosse, wo sie nun in den Räumen an der Stirnseite der äußeren beiden Scheiben untergebracht ist und für den Luftaustausch sorgt; die Luftschlitze sind außen an den dunkel schattierten Feldern gut erkennbar. Das Ergebnis: ein Zuwachs von zwei kompletten Geschossen (800 Quadratmeter), die der neue Eigentümer, der frühere Düsseldorfer Pharma-Unternehmer Patrick Schwarz-Schütte, jetzt für seine „Black Horse Investments“ nutzen kann.

Fassaden-Erneuerung

Die Hauptfassaden selbst blieben in ihrer gerasterten Struktur aus Glas, den schmalen Aluminiumprofilen und den Brüstungsfeldern aus emailliertem Stahlblech erhalten. Auch die visuelle Erscheinung änderte sich allenfalls marginal. Für die neuen Außenfenster suchte man lange nach einem farblich passenden Ersatz und entschied sich am Ende für eine an Weißglas angenäherte Prallscheibe, die mit ihrem Eisenoxidanteil einen nur leicht grünlich schimmernden Ton zeigt. Von innen wurde im Abstand von ca. 30 Zentimetern eine zweite Primärfassade nun in Dreifachverglasung montiert, während im Zwischenraum die elektronisch bedienbaren Jalousien installiert sind. So bleibt das vertraute gescheckte Bild von geöffneten und geschlossenen Lamellen nach außen unberührt, die entstandene Tiefendimension, aus der Nähe erkennbar, verliert sich mit der Entfernung. Da die äußeren Scheiben oben und unten mit einem 12-Zentimeter-Abstand zum Rahmen montiert sind und im Zwischenraum die Luft zirkulieren lassen, kann durch Öffnen der Primärfassade die windgeschützte Be- und Entlüftung der Büroräume erfolgen.
Ergebnis der Erneuerung ist ein funktionierender Sonnenschutz für die Büros und eine Re-duzierung der Nebenkosten um rund die Hälfte, wobei in den Büros durch die Entfernung der
bisherigen Luftzugkästen unter den Fenstern zusätzlicher Raum gewonnen wurde.

Stilgetreue Nachbildungen

Auch im Inneren wird man über fehlende Liebe für historische Details nicht klagen können.
Im Gegenteil, in der eleganten, doppelgeschossigen, nach Westen durch Jalousien vor der Sonne geschützten Eingangshalle sind nahezu alle Elemente im Ursprungszustand zu erleben: die tragenden Kerne, die Rundstützen, die schließlich auch mit dem charakteristischen Petrolgrün neu gestrichen wurden, seitlich die teilweise frei geführten, farbig ummantelten Versorgungsleitungen, außen, vor den Fenstern der eingezogenen Zwischenräume, die erneuerten, diagonal verlaufenden Aussteifungselemente. Für den Boden wurde ein stillgelegter Steinbruch in den Österreicher Tauern wieder geöffnet, um den schadhaft gewordenen grünen Marmor durch einen neuen, überwiegend schwarzen Marmor zu ersetzen. Als Rarität kommt eine frei stehende Fluchttreppe aus schwarzem Stahl hinzu; bei Brand werden die Treppenhäuser durch Vorhänge, die aus der Decke fallen, abgetrennt. Eine nostalgische Pointe hat man sich auch noch gegönnt und in zwei Glasboxen in der Halle alte Fernsprecher aus den sechziger Jahren installiert. Neue Brandschutzhydranten auf den Geschossen, flexiblere Raumaufteilung der 30.000 Quadratmeter Nutzfläche für die individuellen Mieterwünsche runden das Sanierungsprojekt ab, das an neuen Einrichtungen schließlich auch noch ein doppelgeschossiges Restaurant im Erdgeschoss und auf dem Dach, über dem 21. Obergeschoss, eine allerdings nur den Mietern vorbehaltene Aussichtsterrasse erhielt.

Das Umfeld

Die Ertüchtigung des Dreischeibenhauses geschieht in einem Moment, da auch das städtebauliche Umfeld einer kompletten Erneuerung unterzogen wird. Verbunden sind die beiden Vor-haben jedoch konkret nur durch die unterirdische Anbindung der Tiefgarage des Hochhauses an die neue Tunnelführung. Im Umfeld hatte man nach dem Bau der U-Bahn und dem Abriss der kurz nach dem Hochhausbau errichteten Hochstraße des „Tausendfüßlers“ neue Freiflächen gewonnen, die eigentlich den grünen Abschied von der autogerechten Stadt ermöglichen sollten. Indessen erfolgte und erfolgt eine Neubebauung, die ganz andere Ziele bezweckt. Bereits errichtet wurde der Kaufhauskomplex des Kö-Bogens von Daniel Libeskind, dessen Fassade den Dekonstruktivismus zu einem kunsthandwerklichen Dekorstil reduziert. Den verbleibenden Bauabschnitt im direkten Umfeld von Dreischeibenhaus und Schauspielhaus (Bernhard Pfau) sollen zwei terrassen- bzw. pyramidenförmige Gebäude einnehmen. Wenn man den Visualisierungen des Siegerentwurfs (Christoph Ingenhoven) glauben darf, werden zwei Gebäude, eine auf dem Dach begrünte große Schräge und ein ebenfalls an den Fassaden begrüntes Terrassenhaus ein „Tal“ rahmen, das auf den Platz vor Schauspiel- und Dreischeibenhaus zuläuft. Wie Letzteres in seiner klaren funktionalen Ordnung mit den neuen Nachbarn zurechtkommen wird, bleibt abzuwarten. Seine konzeptionelle Idee – drei Scheiben als Modell einer amerikanischen Bürostadt – weicht von einer Vorstellung von Innenstadt, die eher einer Opernbühne ähnelt, ab.



Fakten
Architekten HPP Architekten, Düsseldorf
Adresse August-Thyssen-Straße 1, Düsseldorf


aus Bauwelt 45.2014

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