Die Burgen von Lichterfelde
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Über 30 burgartige Häuser hat Gustav Lilienthal an der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert in Lichterfelde West gebaut. 22 davon sind bis heute erhalten - eine Übersicht
„Es hat noch eine zweite genossenschaftliche Gründung in Berlin existiert – sie existiert noch: die Freie Scholle in Waidmannslust; aber die Häuser, die heute stehen, wurden erst nach dem Kriege gebaut. In der Freien Scholle finden wir Franz Oppenheimer wieder, wir finden an leitender Stelle Gustav Lilienthal, den Bruder des ersten Fliegers und seinen Mitarbeiter bei den aerodynamischen Experimenten, die den Flugversuchen vorausgingen. Gustav Lilienthal war auch, wieder gemeinsam mit seinem Bruder, der Erfinder des Anker-Steinbaukastens, ferner einer Art von Mecano-Baukasten, eines sehr fortschrittlichen Typs der Luftheizung, die er in den eigenen Häusern anwandte – er war Architekt; diese Häuser aber waren die Ritterburgen, welche in den neunziger Jahren in der Paulinenstraße, Marthastraße, Potsdamer Straße in Lichterfelde West entstanden: räumlich übrigens bemerkenswert schöne Häuser. Er war also ein allem Neuen auf eine tief romantische Weise zugewandter Mann, ganz wie sein Bruder Icaros: Otto nannte ihn sein anderes Ich.“
Julius Posener schrieb diese Sätze in seinem Buch „Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur“. Über 30 Häuser von Gustav Lilienthal sind in Lichterfelde West gebaut worden, 22 haben sich bis heute, wenn auch teils überformt, erhalten. Nicht alle weisen die Merkmale der „Ritterburgen“ auf, die in obigem Übersichtsplan lokalisiert sind. Ein Teil von ihnen findet sich auf der nächsten Doppelseite porträtiert: Anregung zu einem Spaziergang, der unweigerlich über die heutige Realität vorstädtischen Wohnens nachdenken lässt.
Wer mehr wissen möchte über den Architekten und sein Werk, greife zu dem (antiquarisch noch erhältlichen) Buch „Gustav Lilienthal. Baumeister, Lebensreformer, Flugtechniker“, 1989 im Stapp Verlag erschienen, oder zu der 2010 von Marie Berkefeld an der Universität Greifswald vorgelegten Magisterarbeit „Der kleine Bruder eines großen Mannes“.
x
Bauwelt Newsletter
Immer freitags erscheint der Bauwelt-Newsletter mit dem Wichtigsten der Woche: Lesen Sie, worum es in der neuen Ausgabe geht. Außerdem:
- » aktuelle Stellenangebote
- » exklusive Online-Beiträge, Interviews und Bildstrecken
- » Wettbewerbsauslobungen
- » Termine
- » Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und jederzeit wieder kündbar.
Beispiele, Hinweise: Datenschutz, Analyse, Widerruf
0 Kommentare