Haus 9
Die Klugen unter den Schönen
Text: Herman, Dariusz, Koszalin; Śmierzewski, Piotr, Koszalin
Da es kein außergewöhnliches werden sollte, wurde das Haus des Architekten wie jedes andere Projekt unseres Studios behandelt und erhielt wie alle anderen auch eine Folgenummer. Zu entwerfen war ein relativ kleines, eingeschossiges Gebäude mit exakt vorgegebener Nutzfläche und verbindlichem Kostenrahmen.
Standort ist ein Vorort der Stadt Koszalin, der noch bis Mitte der neunziger Jahre ein Dorf war und in dem die für diese Region charakteristische Bebauung aus Ziegelmauerwerk vorherrscht. Das parallel zur Straße errichtete Gebäude unterteilt das Grundstück in einen öffentlichen und einen privaten Bereich.
Vorrangiges Projektziel war es, einen Haustyp neu zu interpretieren, indem offene Nutzungen den Innenraum in unterschiedliche funktionale Bereiche aufteilen. Mittelpunkt ist das Wohnzimmer, das hier dieselbe Funktion erfüllt wie ein Marktplatz in der Stadt: Es ist „öffentlicher Ort“, der Raum, in dem die Familie zusammenkommt.
Der gesamte Innenbereich ist auf einer Grundfläche von drei Quadraten organisiert. Der mittlere, von Trennwänden nicht unterbrochene Teil bildet den zentralen Bereich, mit offener Küche, Kamin und Platz für den Esstisch. Die beiden seitlichen Quadrate dienen mit Terrassen und weiteren Nutzräumen als Übergangsbereiche hin zu den Einzelzimmern.
Komplett verglaste Wandflächen rings um die Terrassen stellen Sichtachsen zwischen Wohnzimmer, Schlaf- und Arbeitszimmer her. Trotz dieser Glasflächen wirkt das Haus eher introvertiert, man hat darin das Gefühl, in einer anderen, geordneteren Welt zu sein.
Das verwendete Baumaterial besteht aus den für diese Region typischen Ziegelsteinen in Verbindung mit Holz und unregelmäßig geformten Pflastersteinen, die in ähnlicher Form auf der Hauptzufahrtstraße zum Dorf verlegt sind. Der Entwurf zeigt keine raffinierten Details, er beschränkt sich auf die Elemente, die zu seiner räumlichen Struktur und konstruktiven Errichtung unverzichtbar sind. Ist das zu wenig?
Aus dem Polnischen von Marcin Zastrożny
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