Bauwelt

Kapelle in Varano dei Marchesi


Ein Ort der Andacht nahe seinem privaten Haus. Angeregt dazu wurde Paolo Zermani von Kerstings Gemälde „Caspar David Friedrich in seinem Atelier“: der Künstler in einem kargen Raum, in dem innere Bilder entstehen können


Text: Brinkman, Ulrich, Berlin


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    Kurz bevor die Sonne zur Mittagszeit hinter den Hügeln verschwindet, zeichnet sie vor der Sitzbank das Kreuz noch einmal auf die Wiese
    Foto: Mauro Davali

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    Kurz bevor die Sonne zur Mittagszeit hinter den Hügeln verschwindet, zeichnet sie vor der Sitzbank das Kreuz noch einmal auf die Wiese

    Foto: Mauro Davali

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    Foto: Mauro Davali

Knapp 30 Kilometer von Parma entfernt, liegt Varano dei Marchesi schon im Apennin. Das Dorf im Recchio-Tal ist nicht nur der Geburtsort von Paolo Zermani, der Architekt wohnt noch immer dort, in einem Haus, das er 1997 für sich und seine Familie geplant hat. Neben dem Haus führt ein wagenbreiter Weg ein enges Seitental hinauf zur Pilgerkirche Santa Lucia – schon im Mittelalter waren hier, auf dem Wegesystem der Via Francigena, die Pilger auf dem Weg von und nach Rom unterwegs. Oberhalb der Kirche ragen die Ruinen einer Burg aus dem Wald, und unterhalb, schon vom Taleingang aus sichtbar, erwartet Pilger und Wanderer seit kurzem ein weiteres Werk der Architektur: eine winzige Kapelle. Das Bauwerk könnte kaum weiter reduziert werden, und doch ist es überaus reich – eine Art Mikrokosmos. Zunächst besteht es aus nur drei baulichen Elementen – Kreuz, Wandscheibe und Sitzbank – und zwei Materialien: Stahl und Ziegel. Beide finden sich gewissermaßen vor Ort, denn das Wasser des Bachs, der das schmale Tal hinabsprudelt, sei sehr eisenhaltig, erläutert Zermani. Zur Architektur gehört aber auch der auf der Südseite gleich hinter der Wand ansteigende Hügel. Dieser erst komplettiert das Ensemble, indem nun ein jeweils schwächeres Element einem stärkeren Halt zu geben scheint: das Kreuz der Mauer, die Mauer dem Berg. Und schließlich gehört zur Architektur die Morgensonne. Etwa zwei Stunden am Tag macht sie das Arrangement zu einer Sonnenuhr, die den Schatten des Kreuzes über die Wandscheibe wandern lässt, bis er gegen Mittag, kurz bevor die Sonne hinter dem Hügelrücken verschwindet, vor der Sitzbank auf den Boden fällt.



Fakten
Architekten Zermani, Paolo, Parma
Adresse Varano Marchesi PR


aus Bauwelt 13.2015
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