Text: Kofink, Sebastian, München; Jüttner, Simon, München
Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen?
Ein Freund aus Australien hatte ein Ferienhaus in Frankreich gemietet. Da wir Ihn selten sehen, diesen Teil des Landes nicht kannten und noch keine Urlaubspläne hatten, haben wir uns spontan angeschlossen. Als kleines Dankeschön für die Gastfreundschaft der Vermieter haben wir gegen Ende des Urlaubs den Bauherren und seine Familie zum Essen eingeladen. Er kam zusammen mit seiner Tochter, einer in London lebenden Fotografin, die zur gleichen Zeit Urlaub in Rueyres machte. Als er erfuhr, dass wir Architekten sind, erzählte er von der alten Scheune, die er umzunutzen beabsichtigte. Er fragte, ob wir uns diese nicht mal ansehen wollten, was wir am nächsten Tag mit großem Interesse taten.
Was fanden Sie vor?
Die Scheune steht prominent am oberen Ende eines Hangs und bildet mit dem Wochenendhaus des Bauherrn den südlichen Abschluss seines Grundstücks und auch der Ortschaft. Die Holzverschalung war marode, das Dach undicht. Im Inneren wurde Holz gelagert, Schrott türmte sich, und in die Jahre gekommenes, landwirtschaftliches Gerät verstaubte in der Ecke. Einzig das eindrucksvolle hundertjährige, für diese Region typische Eichentragwerk schien erhaltenswert. Auch dem Bauherrn war klar, dass man dieses aber umgehend schützen musste. Obwohl wir großes Potenzial sahen, hatten wir zu Beginn keine große Hoffnung, dass daraus ein Projekt werden könnte.
Wie hat sich der Entwurf entwickelt?
Vor Ort haben wir kurzer Hand ein Aufmaß erstellt und erste Ideen skizziert. Sie gefielen dem Bauherrn, abgereist sind wir allerdings ohne eine Beauftragung im Gepäck. Zurück in München, gedieh das Projekt vorerst im Hinterkopf. Wir hatten kaum Arbeit und begannen auf Eigeninitiative und daher relativ ungezwungen, zu entwerfen. Überprüft haben wir unsere Ideen anhand eines Modells im Maßstab 1:50. Als wir uns sicher waren, ein stimmiges und robustes Konzept gefunden zu haben, sind wir mit dem Modell nach Versailles gefahren, um dem Bauherrn unseren Vorschlag zu präsentieren. Wir hatten zwar alle Nutzungen untergebracht, aber von seinen anfänglichen Vorstellungen hatten wir uns weit entfernt. Der Entwurf gefiel ihm trotzdem, und diesmal sind wir zumindest mit einer mündlichen Beauftragung und der Zusage eines, wenn auch minimalen, Honorars abgereist. In der Bauphase kam es dann zu Änderungen, die der Bauherr entgegen unserem Rat umgesetzt hat. Auf diese mussten wir reagieren, was den Entwurfsprozess bis zur Fertigstellung ausdehnte. Das Grundgerüst für den Entwurf, das nach dem ersten Treffen in Versailles stand, erwies sich aber als robust genug, um die räumliche Idee nicht aufgeben zu müssen.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Projektbeteiligten vor Ort?
Der Bauherr hatte mit einem Zimmerer aus dem Ort schon andere Häuser der Familie umgebaut, dieser war als „Generalunternehmer“ gesetzt. Zu Beginn lief die Kommunikation ausschließlich über den Bauherrn. Er meinte, dass James, der Zimmerer, nicht ausreichend Englisch spreche, und unser Französisch nicht gut genug sei. Als wir dann vor Ort waren und den Zimmerer trafen, stellte sich heraus, dass sein Englisch deutlich besser war als das des Bauherrn selbst. Er arbeitet häufig für Engländer, die in der Region leben. Er ist ein hervorragender Handwerker, der sofort verstand, worum es uns beim Entwurf ging. So hatten wir plötzlich einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort, der uns in unregelmäßigen Abständen Handybilder schickte.
Wie hat der Bauherr Ihre Planung begleitet?
Der Bauherr, ein gebildeter Herr fortgeschrittenen Alters, hatte zu Beginn eine ziemlich genaue Vorstellung von Nutzung und Gestaltung. Einen programmatischen Zusammenhang dieser unterschiedlichen Sphären sah er allerdings nicht; räumlich wären seine Vorstellungen einer Verstümmelung der Scheune gleichgekommen. Er hatte bereits mehrere Häuser ohne Hilfe eines Architekten saniert. Seine anfängliche Skepsis gegenüber zwei jungen Architekten aus Deutschland war verständlich. Leider hat er einige Dinge geändert, ohne dass wir die Möglichkeit gehabt hätten, ihn von unserer Lösung zu überzeugen. Es hat eine Weile gedauert, bis er unseren Entscheidungen Vertrauen geschenkt hat. Bestimmt würde er uns in Zukunft mehr Freiheit lassen.
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