Bauwelt

Asylzentrum in Ter Apel (NL)


Lagerarchitektur für 30 Jahre


Text: Kleilein, Doris, Berlin


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    Das Asylzentrum der Niederlande ist auf einer ehemaligen Nato-Militärbasis außerhalb des Dorfs Ter Apel untergebracht. Im Vordergrund ist der erste Bauabschnitt zu sehen, die Baracken dahinter werden sukzessive ersetzt.
    Foto: Aerophoto Schiphol

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    Das Asylzentrum der Niederlande ist auf einer ehemaligen Nato-Militärbasis außerhalb des Dorfs Ter Apel untergebracht. Im Vordergrund ist der erste Bauabschnitt zu sehen, die Baracken dahinter werden sukzessive ersetzt.

    Foto: Aerophoto Schiphol

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    8 Bewohner teilen sich Küche und Bad. In jedem der 8 Wohnhöfe gibt es 2 barrierefreie Häuser und einen Kiosk.
    Foto: Harry Cock

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    8 Bewohner teilen sich Küche und Bad. In jedem der 8 Wohnhöfe gibt es 2 barrierefreie Häuser und einen Kiosk.

    Foto: Harry Cock

An Ter Apel kommt niemand vorbei, der in den Niederlanden Asyl sucht. In dem zentralen Auffangzentrum auf einer ehemaligen NATO-Militärbasis an der Grenze zu Niedersachsen werden Flüchtlinge mit sehr unterschiedlichem Status untergebracht, vom Erstantragsteller bis hin zu Asylbewerbern, deren Antrag in letzter Instanz abgelehnt wurde. Von Ter Apel aus werden die Bewohner auf andere Unterkünfte verteilt – oder abgeschoben. Im Sommer 2014 schrieb die niederländische Asylbewerberbehörde COA einen Wettbewerb für den Neubau ihrer „Hauptstadt“ aus, den das Architekturbüro De Zwarte Hond gemeinsam mit dem Bauunternehmen BAM gewann. Das bestehende Zentrum soll bis 2017 auf einer Fläche von knapp zehn Hektar erweitert und neu strukturiert werden, der erste Bauabschnitt wurde im November fertiggestellt. In 258 Wohnhäusern sollen 2000 Asylbewerber untergebracht werden, hinzu kommen Büros, ein Gesundheitszentrum, Gebäude für Freizeitaktivitäten und eine Schule.
Die Behörde hatte ursprünglich acht geschlossene Wohnhöfe vorgesehen, eine Clusterbildung zur sozialen Kontrolle. Die Architekten reagieren auf diese Vorgabe mit niederländischem Pragmatismus und einer hohen Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen der Bewohner: Sie öffnen die Wohnhöfe zu einem zentralen Grünbereich, in dem alle Serviceeinrichtungen in Pavillons untergebracht sind. Die Höfe wurden von 50 auf 30 Meter Breite verkleinert, eine Größe, die den Architekten aus anderen Bauvorhaben als ideal für nachbarschaftlichen Austausch erscheint. Um die Grenze zwischen den Höfen und dem Allgemeingrün zu einem Ort des Austauschs zu machen, sind dort Waschsalons und Kioske angeordnet, an denen die Bewohner Utensilien wie Handtücher und Zahnbürsten abholen können. „Wir haben eine Analogie zum Campingplatz gezogen“, so Projektleiterin Martine Drijftholt. Die Botschaft: Wenn man schon den ganzen Tag mit Warten verbringen muss, dann so angenehm wie möglich. Der Versuch, den menschlichen Maßstab in die Massenunterkunft zu bringen, wurde vom Städtebau bis ins Detail dekliniert: 250 Menschen leben um einen Wohnhof, 16 Bewohner teilen sich ein Haus, jeweils acht eine Wohnung. Um die zu den Klassikern der Containerarchitektur zählenden Laubengänge zu vermeiden, greifen die Architekten auf das niederländische Erschließungsprinzip der Doppelhaustür mit steiler Treppe nach oben zurück. Die Einzelzimmer sind mit fünf Quadratmetern und einer Breite von 1,80 Metern entsprechend den Vorschriften sehr klein – auf Gemeinschaftsräume neben der Küche wurde zugunsten eines breiten Flurs verzichtet. Die Bewohner, so zeigt die Erfahrung, ziehen sich lieber zurück oder gehen ins Freie. Die Architektur ermöglicht ein Minimum an Privatsphäre im eng gesteckten Rahmen.
Das Asylzentrum ist dezidiert als Lager für dreißig Jahre geplant: Die Bauunternehmer mussten sich bereits in der Ausschreibung auch als Betreiber der Anlage verpflichten, ein besonderer Umstand, der sich positiv sich auf die Auswahl der Materialien und die Baustandards auswirkte: langlebige, in Varianten gestaltete Ziegelfassaden, Nullenergiehausstandard mit Sonnenkollektoren und hochwertiger Wärmedämmung. Die isolierte Lage außerhalb des Dorfs Ter Apel lädt nicht zur Nachnutzung ein, und das ist auch nicht gewollt. Andere Asylunterkünfte mit eher ländlichen Haustypologien, so die Architekten, sähen nach landläufiger Meinung wie Feriensiedlungen aus, und das ist politisch in den Niederlanden nicht mehr durchsetzbar.



Fakten
Architekten De Zwarte Hond, Groningen
Adresse 9561 Ter Apel Niederlande


aus Bauwelt 48.2015
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